Holsterburg in Warburg: Neue Broschüre liefert Einblick in die Geschichte

Warburg. Mittelalterarchäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben eine neue Broschüre über die Holsterburg bei Calenberg verfasst. Hans-Werner Peine und Kim Wegener haben mehrere Jahre in Warburg bei der Ausgrabung und anschließend in Münster im Büro mit der Auswertung verbracht, um die einzige achteckige Burg in Westfalen und eine der ungewöhnlichsten Burganlagen in Europa zu erforschen. Die 36-seitige Broschüre (3,50 Euro) kann bei der Herausgeberin, der Altertumskommission für Westfalen, oder im Buchhandel bestellt werden. Eine Erstauflage von 1.500 Exemplaren ist gedruckt. &bdquo;Die Broschüre ist ein Vorgriff auf eine große Publikation, die noch veröffentlicht wird", berichtet Vera Brieske, Geschäftsführerin der Altertumskommission. Die Informationen sollen für jeden nachvollziehbar sein und Interesse wecken. Die Besucher sollen angeregt werden, sich mit der lokalen Geschichte auseinanderzusetzen. Dazu ruft auch Bürgermeister Michael Stickeln auf, der dem Stadtrat dafür dankbar ist, dass diese Achteckburg aus dem 12. Jahrhundert für alle erlebbar gemacht werden konnte. Dabei mahnt Stickeln einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem kulturellen Erbe an. Auf den Mauern herumzuklettern, sei nicht erlaubt. &bdquo;Das ist auch extrem gefährlich", betont Kim Wegener, der seit 2015 die Ausgrabungen leitet und gemeinsam mit Peine zum Leben auf der Holsterburg forscht. Detaillierte Erkenntnisse aus sieben Jahren Grabungen Der Erhaltungszustand und die Qualität der baulichen Überreste der achteckigen Niederungsburg im Südosten der Stadt sowie ihr Forschungsstand gelten europaweit als einzigartig. In sieben Jahren Grabungen haben die Forscher detaillierte Erkenntnisse zu Anlage, Funktion und Nutzung der Bug gewonnen. &bdquo;Angesichts der großen Menge an Baubefunden und Fundobjekten wird die endgültige Auswertung in Form einer Buchpublikation noch auf sich warten lassen müssen. Deshalb haben wir die wichtigsten Ergebnisse in der Broschüre zusammengefasst", erklärt Peine. Die um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtete Burg der Edelherren von Holthusen stelle kein schlichtes Bauwerk dar, vielmehr ragt sie aufgrund ihrer Bauform und ihrer Bauausführung bis heute aus der mittelalterlichen Burgenlandschaft deutlich heraus. &bdquo;Die Bauherren wollten ein sichtbares Zeichen setzen, sie spielten damals mit in der Liga der Mächtigen", erklärt Kim Wegener. Große Besitztümer und Ländereien bis nach Albaxen, Kühlsen, Ehringen, Sielen, Ottlar oder auch Etteln begründeten den Reichtum. Immerhin elf Meter hoch ist das Mauerwerk. Die Qualität des archäologischen Befundes hängt mit der Konservierung durch die &bdquo;Überhügelung" der Anlage zusammen, nachdem die Holsterburg 1294 zerstört worden war. Die außergewöhnliche Form des Oktogons mit seiner monumentalen Fassade aus großen, fein geglätteten Quadern führen nach Einschätzung von Kim Wegener dem Betrachter eindrucksvoll die Reste einer ausdrucksstarken mittelalterlichen Wohn- und Wehrarchitektur vor Augen: &bdquo;Sie zeugt vom Selbstverständnis, Statusdenken und von der Stellung der Burgherren." Die Nachteile der Lage in einer Niederung glich die Holsterburg durch ihre repräsentative Außenwirkung aus. "Bauherren haben keine Kosten und Mühen gescheut" &bdquo;Trotz ihrer vergleichsweise geringen Größe erforderte der Bau der Burg einen außerordentlich hohen Kapitaleinsatz. Er zeigte, dass die Edelherren von Berkule keine Kosten und Mühen scheuten, ihre Machtposition im Diemelraum auch in Form eines herausragenden Bauwerkes zu unterstreichen", betont Peine. In dem Heft wird auch die Lage an einer alten Fernstraße und den Bezug zu der wüst gefallenen Siedlung Holthusen im Norden der Holsterburg geschildert. Informationen aus den Schriftquellen zur Burg und ihren Besitzern schließen sich an. Die besondere Bauweise, die als &bdquo;Architektur von europäischem Rang" bezeichnet werden kann, wird detailliert dargestellt. Mauerzüge, Bauphasen und Funde machen die Geschichte der Anlage sichtbar, ganz konkret auch in einer Rekonstruktion am Ende des Bandes. &bdquo;Das ist ein wahres Kleinod. Und die Art und Weise, wie die Burganlage jetzt präsentiert wird, ist herausragend", freut sich Kim Wegener. Demnächst konnte der Desenberg in den Fokus der Betrachtung rücken. Es soll untersucht werden, wie seinerzeit die Wasserversorgung der Burg unterbrochen wurde. Die eigentliche Zerstörung datiert von 1294 Die Holsterburg, eine robuste Festung, wurde indes mit riesigen Steinkugeln angegriffen. &bdquo;Unterminieren wäre hier nicht möglich gewesen", erklärt Wegener. Der reparierte Einschlag einer Steinkugel ist im Süden der Anlage zu erkennen, auch dazu gibt es noch weitere Untersuchungen, ob hier möglicherweise der Beleg des ersten Blidenangriffs schon im 12. Jahrhundert zu finden ist. Kim Wegener zieht den aufwendigen Einsatz einer Blide im Zuge der Belagerung des welfischen Desenberges durch Philipp von Heinsberg in Betracht. Möglicherweise sei dies gleichsam ein Schuss vor den Bug gewesen, &bdquo;später verkauften die Berkules ihm ohne ersichtlichen Grund Burg und Dorf Holthusen." Die eigentliche Zerstörung datiert von 1294. Konflikte der Edelherren von Holthusen insbesondere mit der Altstadt und Neustadt führten zu Spannungen, die in eine blutige Fehde mündeten, am Ende stand der Untergang der Holsterburg.

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