Letzte Kampagne der Zuckerfabrik endet: „Ein schwarzer Tag für Warburg“

Warburg. &bdquo;Das ist ein schwarzer Tag für Warburg", sagt ein Mitarbeiter, als um kurz nach zwölf Uhr mittags die Wasserdampffahne über dem Schornstein der Warburger Zuckerfabrik abriss. Die letzten Rüben wurden am Südzucker-Standort Warburg in den Verarbeitungsprozess eingespeist, selbst über die Weihnachtstage, auch an Heiligabend, wurden noch Rüben angeliefert. Am Freitag wurde um 9.14 Uhr der letzte Rüben-Lkw entladen, der seine Fracht aus der Soester Börde transportiert hatte. Punkt 12 Uhr wurden die Trocknung im Beisein von Werkleiter Stefan Mondel und Betriebsleiter Peter Tewes ausgestellt, um 12.25 Uhr erlosch die Dampffahne über dem hoch gemauerten Backstein-Kamin, das Wahrzeichen des Warburger Landes zur Kampagnezeit ist damit Geschichte. Um 13.18 Uhr trat die letzte Zückerübe aus dem Lager ihren Weg in den Produktionsprozess an. Rübenmaus verlädt die letzten Rüben Am Montag hatten noch 40 Landwirte auf dem Gelände der Zuckerfabrik Spalier gestanden, als die letzten Rüben aus der Börde an die Zuckerfabrik geliefert wurden. Die Rübenmaus hatte an der Straße zwischen Rösebeck und Borgentreich in der Nähe von Gut Dinkelburg die letzten Rüben der Zuckerrüben-Liefergemeinschaft (ZLG) Warburg verladen. Aufgeladen wurden die letzten Zuckerrüben von Mausfahrer Dominik Fuest auf den Hänger von Udo Bremer aus Körbecke, der von seiner Schwester Janina auf der letzten Fahrt begleitet wurde. Im Konvoi führte die Abschiedstour der letzten Rüben unter der Regie der ZLG-Gruppe um Obmann Josef Klenke über Lütgeneder, Daseburg vorbei am Desenberg zur Zuckerfabrik. Dort warteten bereits etwa 40 Landwirte, um bei der letzten Anlieferung unter der ZLG-Warburg mit viel Wehmut Spalier zu stehen. Tränen fließen Bei Mitarbeitern wie Landwirten flossen auch Tränen. Die Landwirte hatten Schilder gemalt, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. &bdquo;Mach's gut altes Haus, Du wirst uns fehlen", hieß es da plakativ, ebenso wie &bdquo;Unser letzter Zug für Dich", mit dem Datum der ersten Kampagne 1884 und dem Sterbekreuz mit der Jahreszahl 2019. Der Standort Warburg wird jetzt abgewickelt, Betriebsleiter Peter Tewes (60) wird mit 19 Mitarbeitern noch bis Ende September Weile beschäftigt sein, um Restarbeiten zu erledigen. &bdquo;Ein Teil der Anlagen wird demontiert und kommt in anderen Werken des Südzuckerkonzerns zum Einsatz", berichtet Werksleiter Stefan Mondel. Offen ist noch die Nutzung der so genannten Schlammteiche, die von Zugvögeln gern als Raststation genutzt werden. &bdquo;Wir führen noch Gespräche mit der Bezirksregierung. Naturschützer haben Interesse daran, die Teiche weiter zu nutzen", weiß Mondel. Erst vor zwei Jahren hatte das Unternehmen für 1,2 Millionen Euro zwei neue Schlammteiche gebaut. Diese Investition stand auch im Zusammenhang mit dem innovativen Abwasserkonzept. Auch hier werden noch Gespräche über die endgültige Abwicklung geführt. Die Stadtverwaltung hatte im Zusammenhang mit den hohen Investitionen für die Kläranlage Schadenersatzforderungen in den Raum gestellt. Der Rest des Anlagenkomplexes soll ab 1. Oktober dann vermarktet werden. Interessenten haben sich schon gemeldet, aber Lösungen zeichnen sich noch nicht ab. Zuversichtlich ist Werksleiter Stefan Mondel, dass für die 65 fest angestellten langjährigen Mitarbeiter am Arbeitsmarkt gute Chancen bestehen, wieder Arbeit zu finden. &bdquo;Das Team hat gute Arbeit geleistet. Wir haben hier wie in einer Manufaktur effizient gearbeitet und dabei auch innovative Produkte entwickelt und ausprobiert", sagt Mondel. Neun Mitarbeiter werden in benachbarte Südzuckerwerke wechseln, zudem werden Fortbildungen angeboten. &bdquo;Der Sozialplan war großzügig", meinte Werksleiter Mondel in diesem Zusammenhang. Die Schließung sei der Entwicklung am Zuckermarkt geschuldet. &bdquo;Es war zu viel Zucker auf dem Weltmarkt, da mussten Mengen aus dem Markt genommen werden", erklärt der Fachmann. Ziel sei es jetzt, wieder ein Marktgleichgewicht herzustellen. Die Kampagne 2019 war mit 400.000 Tonnen konventionellen Rüben und 50.000 Tonnen Bio-Rüben durchschnittlich. 23.000 Tonnen Zucker lagern in den Silos, die bis Ende September vermarktet sein werden, genau wie die Nassschnitzel und die Trockenschnitzel.

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