Leben und Arbeit nach der Zuckerfabrik: Wie steht es um Rübenernte in Warburg?

Warburg. Fünf Jahre, nachdem die alt-ehrwürdige Zuckerfabrik Warburg ihre Türen geschlossen hat, brummt der Zuckerrüben-Anbau in der Warburger Börde. So sehr, dass im nächsten Jahr die Anbaumengen gedrosselt und nur noch vertragsgemäß geliefert werden dürfen. Die Fabrik schafft’s nicht mehr, alles in der Kampagne zu verarbeiten. Dennoch müssen in diesem Jahr noch größere Mengen verarbeitet werden als beispielsweise im Vorjahr. Und das liegt am nassen Sommer. Im Vorjahr waren einige Rüben in den sogenannten &bdquo;Mieten“, den großen Rübenbergen am Feldrand, verrottet und angeschrumpelt. Deshalb landeten einige Mieten nicht in der Zuckerfabrik, sondern in der Biogasanlage. Auch das lag am Wetter, erklärt Christoph Peine, selbst Rübenanbauer aus Daseburg und im Verband der Anbauer in der Region Kassel. Beim Wechsel von milden und eisigen Wetter einfrieren, auftauen, einfrieren, auftauchen – das können die wenigsten Rüben unbeschadet zu überstehen: &bdquo;Deshalb hatten die äußeren Bereiche angefangen zu faulen“, sagt Ferdi Stamm von der Landwirtschaftskammer. &bdquo;Wie beim Apfel auch.“ Für einen Transport zur Zuckerfabrik in Wabern – immerhin 70 Kilometer – und aufwendiges Sortieren dort viel zu auswendig. Also landete die &bdquo;Königsfrucht“, wie Peine sie nennt, in der Biogasanlage. Wichtig daher: &bdquo;Die Mieten mit Rübenvlies abdecken.“ Landwirtschaftskammer-Chef Stefan Berens nennt das &bdquo;sorgsame Mieten-Pflege“. Lesen Sie auch: Warburger Zuckerfabrik wird geschlossen Aber da gibt es noch einen anderen Punkt, der die Landwirte umtreibt: Denn viele müssen schon Mitte September mit der Ernte und dem Abtransport beginnen. Weil die Lieferzeiten zur Fabrik eng getaktet sind. &bdquo;Eigentlich“, sagt Peine, müsse man mit dem Erntestart bis zum Ende Oktober warten. Denn bis dahin wachse die Rübe noch, der Zuckergehalt nehme zu. Also werde Ertrag verschenkt, der mit Ausgleichszahlungen kompensiert werden muss. Gleiches gelte für späte Ernten und Lieferungen im zeitlichen Randbereich der Kampagne. Große Rübenmenge - weniger Zuckergehalt Dieses Jahr bringe eine große Menge an Rüben zur Ernte, erklärt der Landwirt. Aufgrund des Regens und weniger Sonne aber ohne den großen Zuckergehalt. Deshalb macht’s die Menge, 24 Stunden angeliefert. Was wiederum zum Stocken bei der Verarbeitung in den Fabriken führe. So würden jetzt schon Warburger Rüben in Südzucker-Werke nach Offstein (Rheinland-Pfalz) und Ochsenfurt (Bayern) über Hunderte Kilometer gefahren. Dazu komme, dass es außerhalb des europäischen Marktes schwierig sei, Zucker aus den hiesigen Anbaugebieten zu vermarkten – weil Brasilien wieder auf dem Markt stark sei. Heißt: &bdquo;Wir dürfen ab 2025 nur noch die vertraglich vereinbarte Menge an Rüben an die Zuckerfabrik liefern“, erklärt der Landwirt aus Daseburg. Bislang habe drüber gelegen. Das ist nun vorbei. Heißt: 20 Prozent weniger Rüben-Anbauflächen im Warburger Land. Und was tun? Etwas anderes auf den frei werdenden Flächen anbauen. Lesen Sie auch: Wie geht es weiter mit den Planungen für das Warburger Zuckerfabrik-Gelände? Neben Getreide und Mais verweist Christoph Peine auf die Alternative Ackerbohnen, auf die manche hiesige Landwirte schon jetzt umgeschwenkt seien. Auch dafür werde ein Werk gebaut. Für die Verarbeitung in stark nachgefragten vegetarischen oder veganen Lebensmitteln. &bdquo;Die Ackerbohne wird genau wie die Zuckerrübe im Frühjahr ausgesät.“ Allerdings bleibe die Rübe &bdquo;betriebswirtschaftlich beste Frucht“ für den Landwirt. Bleibt das Warburger Land Zuckerrüben-Land? Bleibt das Warburger Land denn trotzdem ein Zuckerrüben-Land? &bdquo;Ja“, sagt Stefan Berens ohne Zögern. Mit ihrem Anbau könne – ähnlich wie mit dem Mais – der Landwirt &bdquo;Ungräser“ besser unter Kontrolle bekommen und den Ackerboden auflockern. &bdquo;Außerdem entzerrt der Rübenanbau die Arbeit der Landwirte im Jahreslauf“, sagt er mit Blick auf die Getreideernte im Sommer. Aber: Mittlerweile sei man nicht mehr auf die fetten Böden der Börden Warburg oder Soest mehr angewiesen: Rüben würden jetzt an vielen Stelen angebaut, von denen man vor 20 oder 30 Jahren nicht mal als Standort zu träumen gewagt habe. Immer informiert bleiben: Erhalten Sie die aktuellen News der NW Höxter jetzt per WhatsApp!

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