Musikschule Steinheim hat große Pläne, obwohl die Zukunft ungewiss ist

Steinheim. &bdquo;Es hat viel Kraft gekostet“, gibt Musikschulleiterin Anna Sophie Türich mit Blick auf die vergangenen Sommermonate zu. &bdquo;Vor allem meinen Musiklehrern“: Denn ein Urteil des Bundessozialgerichts hat die Emmer-stadt vor große Herausforderungen gestellt, die bisherigen Honorarkräfte bangen um ihre Beschäftigung. Es geht um eine drastische Reduzierung des Angebots oder einen sehr hohen finanziellen Zuschuss durch die Stadt, für den der kleinen Kommune eigentlich das Geld fehlt. Eine Entscheidung im Stadtrat, wie es weiter gehen soll, gibt es dazu bislang nicht – die Akteure der Musikschule und alle Schüler plagt noch die Ungewissheit. Und trotzdem: Man plant Besonderes für die Zukunft. Gleich am ersten Abend des Oktobers wird es spannend: Der Stadtrat wird tagen und entscheiden, ob es in Steinheim weiterhin die bekannte Musikschule mit ihren qualifizierten Pädagogen geben wird, oder doch nur noch eine abgespeckte Version mit einem deutlich geringeren Angebot. Gerichtsurteil macht Steinheim zu schaffen Hintergrund ist, dass nach einem Urteil des Bundessozialgerichts eine Beschäftigung von Honorarkräften in einem reglementierten Musikschulbetrieb kaum noch möglich ist (die &bdquo;NW“ berichtete). In Steinheim läuft es derzeit aber noch nach genau diesem Prinzip: Neben drei angestellten Musiklehrern wird die Arbeit hauptsächlich von 17 Musiklehrern geleistet, die als Honorarkräfte mit jährlichen Verträgen beschäftigt sind. Lesen Sie auch: Musikschule Steinheim steht einer vor ungewissen Zukunft Sofern gewisse Ordnungsstrukturen wie Stundenplan, Raumplan und Unterrichtsinhalte seitens der Musikschule vorgegeben würden, handele es sich bei den Beschäftigten aber nicht mehr um freiberufliche Honorarkräfte, sondern um nichtselbständig Beschäftigte. Steinheimer Stadtrat hat mehrere Optionen Sprich: Sie müssten bei der Stadt angestellt werden. So das Urteil. Eine Umstellung, wie auch immer gestaltet, wird aufwendig – und für die Stadt wohl teuer. Wenn die Musiklehrer künftig bei der Stadt angestellt würden, würden sich die Mehrkosten auf rund 174.000 Euro belaufen, wie jüngst Kämmerer Heinz-Josef Senneka schätzte. Möglich wäre es auch, dass sich der Rat deshalb für eine drastische Kürzung des Angebots entscheidet – viele der insgesamt rund 800 Schüler müssten sich dann von ihren gewohnten Musikprojekten verabschieden. Doch an diese Version mag man in der Musikschule nicht mal denken. Auch, weil Bürgermeister Carsten Torke schon durchblicken ließ, dass man möglichst an der beliebten Einrichtung mit all ihren Angeboten festhalten wolle. Neues Projekt, um Kraft zu tanken Deshalb plant Türich auch bereits optimistisch für die Zukunft – mit einem ganz neuen Projekt: Die Musikschulleiterin möchte Demenzkranken und ihren Angehörigen eine Reihe schöner Momente schenken. &bdquo;Die Pflege demenzkranker Menschen kostet viel Kraft und so treten die schönen gemeinsamen Augenblicke nur allzu leicht in den Hintergrund“, so Türich, &bdquo;um aber neue Kraft für den gemeinsamen Alltag zu bekommen, möchte ich den Chor ’Singen für die Seele’ für Erkrankte und ihre Angehörigen anbieten“. Musik weckt Erinnerungen und löst positive Emotionen aus – das gemeinsame Singen habe Auswirkungen auf körperlicher, emotionaler sowie sozialer Ebene, wie Türich sagt. Die kognitiven Fähigkeiten der Erkrankten können länger erhalten und vielleicht sogar verbessert werden. Weil es ihr ein Herzensprojekt sei, wird die studierte Sängerin und Musikschulleiterin den Chor vornehmlich selbst leiten. Einmal im Monat darf ab Oktober im Steinheimer Nachbarschaftszentrum des Helene-Schweitzer-Zentrum kräftig gesungen werden: Los geht es am Donnerstag, 10. Oktober, um 15.30 Uhr. Und auch danach trifft sich der Chor dann immer am zweiten Donnerstag eines Monats. Dieses Projekt hat schon jetzt Aufmerksamkeit geweckt: Die Uni Marburg hat ihr Interesse geäußert und wird es mit einer Studie begleiten. So hat Türich dafür auch eine Sparda-Förderung gleich über drei Jahre ergattern können. Viel Geld aus Ottenhausen &bdquo;Eine starke Sache“, resümierte Ralf Döhre, Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule, jüngst beim Anblick eines durchaus üppigen Schecks. Denn eine kleine Gruppe aus Ottenhausen, die sich nach den Anfangsbuchstaben der vier Jahreszeiten kurz &bdquo;FSHW“ nennt, hat während der EM-Spiele mit deutscher Beteiligung ein gemeinsames Fußballschauen in der Steinheimer Ortschaft angeboten – mit riesigem Erfolg. Mit je mehr als einhundert Gästen wurden die fünf Spiele verfolgt – und die Spendendose gefüllt. 1.500 Euro sind so zusammengekommen, die nun dem Förderverein der städtischen Musikeinrichtung zugute kommen. Und der noch neue Vorstand des Vereins, bestehend aus Ralf Döhre, Anna Sophie Türich, Uwe Thauern, Annette Klenke sowie Uli Emskötter, möchte sich künftig noch sozialer engagieren: &bdquo;Unsere Musikschule hat eine total gute Grundausstattung, die jeder, der möchte, nutzen können sollte – egal, wie das soziale Umfeld aufgestellt ist“, so Döhre. Bedürftige Familien sollen unterstützt werden Heißt: Man möchte diejenigen Familien finanziell unterstützen, die sich die Gebühren oder das Unterrichtsmaterial ohne Unterstützung nicht leisten können. Wer Probleme hat, die Gebühren der Musikschule zu zahlen, kann sich an die Leiterin wenden – &bdquo;ganz vertraulich“, wie sie betont. Und Türich hat noch einen weiteren Traum, der sich mit der Spende vielleicht erfüllen lassen wird: Die Sängerin möchte ihren talentiertesten Schüler gerne mal zu einer Musikschul-Freizeit einladen. &bdquo;Man könnte ein Haus mit Klavier mieten und die Schüler als Ensemble zusammenführen“, sagt sie. Doch näher als dieser Traum ist erst einmal die Ratssitzung am 1. Oktober: Über die Zukunft der städtischen Einrichtung wird das Gremium ab 18.30 Uhr in der Stadthalle entscheiden.

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