Emotionale Achterbahnfahrt: Rückblick auf bewegendes Jahr in Steinheim

Steinheim. &bdquo;Hello again“: Ob er’s wie einst Howard Carpendale sagte, weiß man nicht – aber schon zum zweiten Mal zog es Schlagerstar G. G. Anderson spontan nach Steinheim, wo er seine Fans begrüßte. Mit eigenem Fahrer und eigenem Auto war der Weg in die Emmerstadt für den bekannten Musiker im jüngsten November wohl ein Klacks – doch nicht immer ließ sich Steinheim in diesem Jahr so leicht passieren. Im Bahnverkehr machte die S5 mit zahlreichen Ausfällen auf sich aufmerksam, und gleich mehrere Straßen rund um die Stadt blieben gleichzeitig wochenlang dicht. Und apropos dicht: Zu Beginn des Sommers blieben die Türen der hiesigen Eisdielen zu – die Steinheimer ächzten nach Erfrischungen. All das aber wirkte doch unbedeutend, verglich man es mit den großen Herausforderungen, die die Steinheimer im Jahr 2024 gemeinsam zu meistern versuchten. Für viele Steinheimer mag das Jahr 2024 einer emotionalen Achterbahnfahrt geglichen haben. Akteure aus ganz unterschiedlichen Institutionen, Vereinen und Unternehmen haben gezeigt, was man als Gemeinschaft füreinander leisten kann: Um den an Lymphdrüsenkrebs schwer erkrankten Christian Kleine aus Bergheim zu retten, bewegte man Tausende Menschen aus der ganzen Region dazu, sich typisieren zu lassen – und rettete damit, über Steinheims Stadtgrenzen hinaus geschaut, sicherlich mehrere Leben. Große Hoffnung keimte auf. Große Trauer um Steinheimer Christian Kleine Und wenn man so hoffnungsvoll kämpft, dann möchte man gar nicht wahrhaben, dass das Menschenmögliche doch Grenzen hat: Zwar fand Christian Kleine einen passenden Stammzellspender, dennoch verlor er später den Kampf gegen seine Krankheit und verstarb im Sommer in der Uniklinik Göttingen. Für alle diejenigen, die den jungen Bergheimer seither sehnlichst vermissen, mag es da nur ein schwacher Trost sein, wie sehr man der DKMS mit den großen Typisierungsaktionen bei ihrer Arbeit helfen konnte. Lesen Sie auch: Christian Kleine aus Steinheim verliert den Kampf gegen den Krebs Ebenfalls im Sommer kam es zu einem weiteren Unglück in Steinheim: Ersehnte man sich einst euphorisch das große Leuchtturmprojekt des &bdquo;Quartiers am Kump“ herbei, so ebbte diese erwartungsvolle Spannung im Laufe der Zeit, in der rund um die perspektivische Baustelle nichts geschah, doch irgendwie ab. Schließlich gingen die Arbeiten zum Jahresbeginn ’24 aber endlich sichtbar los, wurden jedoch im September durch den schweren Arbeitsunfall eines 19-jährigen Dachdeckers überschattet. Markante Kastanienallee bei Steinheim gefällt Der junge Mann stürzte durch eine Decke im dritten Stock des Gebäudekomplexes. Wenig später verstarb er im Krankenhaus. &bdquo;Wir sind alle tieftraurig“, ließ man es aus dem Rathaus dazu verlauten. Die Arbeiten am zukünftigen Quartier liefen nach dem Schock schließlich weiter. Laute (Bau-)Maschinen hörte man ’24 aber nicht nur in der Steinheimer Innenstadt – auch die Grundschule der Kernstadt ist für knapp 2,8 Millionen Euro räumlich erweitert worden, während sich am Schorrberg im Februar eher die Kettensägen geräuschvoll hervortaten: Die markante Kastanienallee musste weichen. Denn der Großteil der Bäume war erkrankt, unter anderem hatten die Miniermotte sowie Pilzkrankheiten den Kastanien stark zugesetzt. Wären sie dort weiter gewachsen, hätten sie zur Gefahr für Passanten werden können, hieß es vonseiten der Stadt. Gleichgeschlechtliches Königinnen-Paar bei Lother Schützen Dass man nicht nur die Menschen, sondern auch kleine Tierchen besser schützen möchte, hat man ’24 im Steinheimer Umweltausschuss beschlossen: Ein Fahrverbot für Rasenmähroboter in der Dämmerungs- und Nachtzeit soll kommen, um Igel so nicht weiter zu gefährden. Die Verwaltung arbeitet derzeit einen konkreten Vorschlag aus, wie die neue Vorschrift aussehen kann. Im Vorfeld des Umweltausschusses hatte das Schicksal der Igeldame Hilde die Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Sie war im Sommer in Rolfzen von einem Mähroboter erfasst worden und starb später qualvoll. Von der Emmerstadt aus ist der Sprung nach Lippe ein Klacks, und so schaute man als Steinheimer im Jahresverlauf immer wieder gespannt hinüber zu den Nachbarn. In Lothe gab es beim Schützenfest etwas, das bundesweit bislang noch Seltenheitswert hat: Mit Königin Luisa Wiechers, die aus Vinsebeck stammt, und Prinzessin Kerstin Milchberger regierte ein gleichgeschlechtliches Paar die Schützen. Dafür gab’s viel Jubel. Bei der Wahl des Outfits blieben die beiden Frauen eher klassisch: Die Königin trat beim Fest in traditioneller Schützenuniform aus der Kutsche, die Prinzessin Kerstin in einem rosafarbenen Kleid mit glitzernden Pailletten. Amazons &bdquo;Höllenfeuer“ leuchtet bis Steinheim Doch nicht nur Jubel gab es bei den lippischen Nachbarn, sondern auch Ärger, und zwar über das neue gigantische Gebäude des Unternehmens Amazon. Seit November läuft bei Belle der Regelbetrieb – und der wird nachts von einem hellen Schein umgeben: Viele Bürger nehmen die äußere Beleuchtung des Logistikzentrums als problematische Lichtverschmutzung wahr. So mancher beschreibt es sogar teuflisch: &bdquo;Es sieht nachts am Himmel aus, als wäre es die Hölle, die dort aufleuchtet“. Zumindest ist der helle Schein weithin zu sehen, auch von Steinheim und Blomberg aus. Lesen Sie auch: Höllenfeuer, Großbrand oder Flughafen: Reaktionen auf Lichtschein von Amazon bei Steinheim In der ersten Jahreshälfte ’24 blieben in Steinheim viele Türen zu, darunter die Eingangstüren der ehemaligen Möbelstadt sowie die der örtlichen Eisdiele am Rathaus. Das Möbelhaus wurde monatelang aufwendig umgebaut und im November als neueste Filiale des Mittelständlers Möbel Heinrich feierlich eröffnet. Und für die Eisdiele musste erst ein neuer Pächter mit genügend Personal her: Im Juli aber gab es dann endlich wieder süßes Eis. Hergestellt von Acelya Afra Toscani-Bozkurt, die damit ihre (Ulmer) Familientradition fortsetzt, die schon seit 1957 besteht. Und mit Rezepten, die aus der Region der Dolomiten, genauer aus der Region von Cortina d’Ampezzo, stammen. Steinheims Bürgermeister stellt sich erneut zur Wahl Im Frühjahr ’24 nahm ein neuer Kapitän das Steuer des jecken Steinheimer Narrenschiffs in die Hand: Axel Remmert-Bobe wurde zum neuen Oberhaupt der Karnevalsgesellschaft gewählt. &bdquo;Als neuer Präsident dieser großartigen Gesellschaft trete ich in die Fußstapfen von Persönlichkeiten, die mit ihrer Hingabe, ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft den Weg für unseren heutigen Erfolg geebnet haben“, betonte er. Und erfolgreich verlief – trotz Regenwetters – auch die große Sessionseröffnung im November: Tropfte es rund um den Kump auch nass vom Himmel, so herrschte um 11.11 Uhr dennoch Frohsinn pur. Moderator Andre Evers kam dabei aber glatt mal durcheinander und bat &bdquo;Bürgermeister Karsten Husemann“ ans Mikrofon – ein ungewollter Gag. Durch das heitere Raunen der Narren bemerkte er aber flott seinen Fauxpas und korrigierte ihn – denn Karsten Husemann ist dann doch eher Ex-Prinz der StKG, und Steinheims Bürgermeister weiter Carsten Torke. Dieser ließ es sich nicht nehmen, gleich zu betonen, dass er auch noch weiter in diesem Amt bleiben möchte – und zwar über den Herbst ’25 hinaus. Neue Rettungswachen und Feuerwehrhäuser für Steinheimer Ortsteile Eine Rettung gab es im Herbst ’24 für die Steinheimer Musikschule, denn wegen eines Urteils des Bundessozialgerichts hatten die bisherigen Honorarkräfte um ihre Beschäftigung und die Musikschüler um den Fortbestand der musikalischen Angebote gebangt. Die Lokalpolitik entschied: Alle Lehrkräfte werden nicht mehr als Honorarkräfte geführt, sondern sind nun ganz offiziell bei der Stadt angestellt. Damit kann der Unterricht fortgeführt werden. Die jährlichen Mehrkosten für die Stadt betragen nach einer Einschätzung des Kämmerers etwa 174.000 Euro. Eine Rettungswache gab es auch, auch im vergangenen Herbst: In Bergheim ist das neue Feuerwehrgebäude an der Driburger Straße eingeweiht worden. Das Ganze feierte man gleich an zwei Tagen mit Bier, Bratwurst und Blasmusik. Indes erfolgte in Steinheim an der Rolfzener Straße der offizielle Spatenstich für die neue Rettungswache des Kreises Höxter: Mit dem modernen Neubau möchte man die Notfallversorgung künftig weiter verbessern. Für schnelle Wege gibt es in Steinheim jetzt übrigens auch eine neue Straße: Sie führt von der B239 gleich in Richtung Lothe. Die Verlegung der L827 (Lother Straße) war das bislang größte Straßenbauprojekt Steinheims – und ’25 soll es weitergehen. Das Ziel ist nicht nur eine Entlastungsstraße zum Siedlungsgebiet des Schorrbergs, sondern auch die Zufriedenheit der Autofahrer in und rund um Steinheim.

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