Gesangsprojekt für Demenzkranke in Steinheim rückt in den Fokus der Wissenschaft

Steinheim. &bdquo;Wenn ich nur davon erzähle, bekomme ich schon eine Gänsehaut“, sagt Anna Sophie Türich lächelnd und streicht sich über den Arm. Denn ihr neuestes Projekt, das &bdquo;Singen für die Seele“, hält sowohl für die Organisatoren als auch für die Teilnehmer eindrucksvolle Momente bereit. Ansprechen möchte die Musikschulleiterin damit Demenzkranke und ihre Angehörigen: Sie sind ins Steinheimer Nachbarschaftszentrum eingeladen, wo monatlich eine ganz unbeschwerte Stunde auf sie wartet. Doch wie funktioniert dieses Projekt? &bdquo;Die Pflege demenzkranker Menschen kostet viel Kraft. Und so treten die schönen gemeinsamen Augenblicke nur allzu leicht in den Hintergrund“, sagt Türich. &bdquo;Um aber neue Kraft für den gemeinsamen Alltag zu bekommen, möchte ich den Chor ,Singen für die Seele’ für Erkrankte und ihre Angehörigen anbieten.“ Im Fokus steht also die Musik: Sie wecke Erinnerungen und löse positive Emotionen aus – das gemeinsame Singen habe Auswirkungen auf körperlicher, emotionaler sowie sozialer Ebene, führt Türich aus. Die kognitiven Fähigkeiten der Erkrankten können länger erhalten und vielleicht sogar verbessert werden. &bdquo;Singen für die Seele“ wirbt um Mitglieder Bereits seit Oktober läuft das musikalische Projekt im Steinheimer Nachbarschaftszentrum, inmitten des Helene-Schweitzer-Zentrums gelegen. Jedes Mal sind motivierte Teilnehmer da – doch um zusätzlich eine weitere Gruppe Demenzkranker zu erreichen, rühren nun Türich und Quartiersarbeiterin Alina Bringmann noch mal kräftig die Werbetrommel: &bdquo;Wir wollen es ein zweites Mal bewerben, so dass sich noch mehr Menschen trauen, an unserem kleinen Chor teilzunehmen – vor allem zusätzlich auch diejenigen, die gar nichts mit dem Pflegeheim zu tun haben, sondern weiter zu Hause leben“, so Bringmann. Weil das Nachbarschaftszentrum allen Bürgern offensteht, sind auch sie dazu eingeladen. Für Betroffene: Wo und wie Demenzkranke und Angehörige im Kreis Höxter Hilfe finden Klar sei die Fahrt dorthin ein kleiner Aufwand, aber dieser werde mit einer Stunde ganz unbeschwerter Zeit &bdquo;belohnt“. &bdquo;Etwas, an das man dann als Angehöriger später sicherlich auch noch gern zurückdenkt“, sagt die Quartiersarbeiterin. Und: &bdquo;Die Angehörige müssen hier nicht viel erklären – jeder im Raum kennt sich schließlich mit Demenz aus.“ Beim Singen kommen die Erinnerungen zurück Bereits seit Oktober läuft das Projekt. Und weil es ihr eine echte Herzensangelegenheit sei, leitet Türich den Chor vornehmlich selbst. Dabei kann sie beobachten, wie das Singen auf alle Teilnehmenden wirkt. Und auch das Feedback sei eindeutig: So sei neulich beispielsweise die Tochter einer Demenzkranken nach der Chorstunde zu ihr gekommen und habe erzählt, dass Gespräche mit ihrer Mutter bei Besuchen im Seniorenheim nach wenigen Minuten immer mühselig seien. Ganz anders sei es beim Singen: &bdquo;Hier bei uns sitzen sie nebeneinander, halten sich an der Hand und singen einfach“, erzählt Türich. Weil viele an Demenz erkrankter Menschen zwar nicht mehr viel erzählen können, &bdquo;aber das Singen dieser alten Lieder beherrschen sie noch“, so die Musikschulleiterin. Es seien sehr berührende Momente. Musikschüler sorgen am Piano für den richtigen Ton Auch weil die Lieder sicherlich besondere Erinnerungen an früher wecken können. Und: &bdquo;Auch die Angehörigen haben Spaß, sind losgelöst und singen begeistert und lautstark mit – das ist richtig schön zu erleben“, sagt Türich. &bdquo;Die Musik dringt durch“, ergänzt Bringmann. Lesen Sie auch: &bdquo;Manche sind völlig verzweifelt“: So hart trifft eine Demenz Angehörige Jede Chorstunde beginnt mit einem Kanon, den Abschluss bildet immer das Lied &bdquo;Kein schöner Land“. Dazwischen gibt es viele alte Volkslieder, die bei den Demenzkranken &bdquo;echte Wohlfühlmomente“ auslösen, wie Türich sagt. Und neuerdings baut die Musikschulleiterin auch einige Schlager und bekannte Songs von Reinhard Mey ein. Zwischendurch gibt’s eine kleine Trinkpause, in der zumeist ein Schüler der Musikschule am Klavier für eine angenehme musikalische Untermalung sorgt. Projekt wird nun wissenschaftlich begleitet Jeder Demenzkranke kann am &bdquo;Singen für die Seele“ teilnehmen – sofern er in Begleitung eines Angehörigen erscheint. Wobei der &bdquo;Angehörige“ in diesem Fall auch ein befreundeter Nachbar oder Ähnliches sein kann. Gesungen wird immer am zweiten Donnerstag des Monats. Beginn ist stets 15.30 Uhr. Der nächste Termin ist also der 13. Februar. Übrigens hat das Projekt schon jetzt Aufmerksamkeit geweckt: Die Uni Marburg hat ihr Interesse geäußert und wird das &bdquo;Singen für die Seele“ mit einer Studie begleiten. Und so hat Türich dafür auch eine Sparda-Förderung gleich über drei Jahre bekommen können.

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