Steinheim

Unternehmen "Hanf-Zeit" in Steinheim: Beschlagnahmung kostet Arbeitsplätze

Seit März 2021 läuft ein Verfahren gegen das Steinheimer Unternehmen, dem unterstellt wird, gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen zu haben. Nun informierte sich die SPD über die Situation.

Die Steinheimer SPD informiert sich über die aktuelle Situation des Steinheimer
Unternehmens "Hanf-Zeit". | © Privat

05.05.2022 | 05.05.2022, 19:15

Steinheim. Funkstille: Seit rund einem Dreivierteljahr herrscht sie zwischen dem Unternehmen „Hanf-Zeit“ und der Staatsanwaltschaft Paderborn. Dabei warten die Steinheimer Unternehmer noch immer auf eine Menge Ware, die schon im März 2021 beschlagnahmt worden ist.

Wann das Verfahren weitergeht und endlich zu einem Abschluss gebracht werden kann, ist immer noch völlig unklar, sagt der Anwalt des Unternehmens, Kai-Friedrich Niermann auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Es könne nächste Woche sein oder noch lange dauern, erklärt der Paderborner Jurist. Die letzte Rückmeldung der Staatsanwaltschaft habe es im vergangenen Juli gegeben.

Doch Funkstille ist so gar nichts für die SPD-Landtagskandidatin Nora Wieners und die Sozialdemokraten der Emmerstadt: Gemeinsam haben sie jüngst das Geschäft besucht und mit den Betreibern gesprochen. Dabei ging es nicht nur um das Thema Nutzhanf und die Razzia im vergangenen Frühling, sondern auch – zumindest am Rande – um Perspektiven für einen eventuell umzusetzenden Paradigmenwechseln in der Drogenpolitik. Immerhin will die regierende Ampel zukünftig Cannabis straffrei zu Konsumzwecken legalisieren.

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Im Zentrum des Besuchs standen allerdings eher harmlose Hanfsorten, welche in den letzten Jahren vielfach auf landwirtschaftlichen Flächen in Steinheim und auch dem angrenzenden Kreis Lippe gesät und auch geerntet wurden.

„Nutzhanf – eine nachhaltige und zukunftsorientierte Sache“, so die gemeinsame Meinung des SPD-Stadtverbandes, der Landtagskandidatin Nora Wieners sowie dem „Hanf-Zeit“-Betreiber Stefan Nölker-Wunderwald beim Rundgang durchs Steinheimer Unternehmen. Ob als Schokolade, Tee, Öl, Kosmetik, Kleidung oder auch als Baustoff kann Hanf als Produkt eingesetzt und bestens genutzt werden. Und bald womöglich auch als Medizin.

Unternehmen will 25-jähriges Bestehen feiern

Die aktuellen und zukünftigen Stolpersteine zu einer unaufgeregten Nutzung von Hanf wurden in der Diskussion beleuchtet und diskutiert. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es sich bei dem in Steinheim produzierten und verarbeiteten Rohstoff um Nutzhanf handelt – also einen Grundstoff, der viele nützliche Eigenschaften besitzt, aber keine berauschenden Anteile – das THC fehlt. Wohl aber enthalten ist das medizinisch nutzbare CBD.

Auf einem langen und zudem auch schwierigen Weg befindet sich derzeit noch immer die „Hanf-Zeit“: Vor mehr als einem Jahr sind in ganz NRW Läden wie das Steinheimer Unternehmen durchsucht worden, zahlreiche Produkte wurden beschlagnahmt. Aus Steinheim unter anderem Pesto und Kosmetika.

Und die Laboruntersuchung dieser Produkte dauert wohl noch immer an – die letzten Infos von der Staatsanwaltschaft sind zehn Monate alt. Die Folge: Es kann nicht produziert werden, Mitarbeiter mussten entlassen werden. Und das, obwohl die „Hanf-Zeit“ in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern möchte.

Viele Fragen stellten sich Stefan und Bianca Nölker-Wunderwald und die SPD-Ratsfraktion beim Rundgang durch die Firmengebäude der Hanfzeit, auch bezüglich der rigorosen Beschlagnahme durch die Staatsanwaltschaft Paderborn, „Gerade, weil das Vorgehen auch Arbeitsplätze in der heimischen Wirtschaft kostet“, so der SPD-Stadtverband.

An einen raschen Abschluss der Situation glaubt übrigens niemand so richtig: Allein wegen der schieren Masse der in ganz NRW beschlagnahmten Produkte sei eine Auswertung sehr zäh und unglaublich schwierig, erklärte Kai-Friedrich Niermann, der Anwalt von Stefan Nölker-Wunderwald, schon im März gegenüber nw.de.

Und die derzeitige unklare Rechtslage mache die Sache auch nicht einfacher. Dabei sei aber eigentlich klar, dass nur die missbräuchliche Verwendung von Hanfprodukten strafbar sein kann. „Und wie man bei einem Hanfpesto einen Missbrauch hinbekommen will, ist mir unklar“, so Niermann.