Welche Hürden verhindern, dass sich im Kreis Höxter ein Cannabis-Anbauverein gründet?

Steinheim/Kreis Höxter. Gut ein Jahr ist es jetzt her, dass die Bundesregierung Konsum, Besitz und Anbau von Cannabis teilweise legalisiert hat. Ein Schritt, der in etlichen Kommunen dazu geführt hat, dass sich sogenannte Anbau-Vereinigungen gegründet haben. Im Kreis Höxter gibt es eine solche bislang noch nicht - warum eigentlich nicht? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat sich umgehört. Im benachbarten Kreis Lippe gibt es mittlerweile zwei solcher Anbau-Vereine - einen davon direkt an der Grenze zum Kreis Höxter, in Lügde. &bdquo;Wir haben auch viele Mitglieder aus dem Kreis Höxter“, sagt Christian Schlupp, einer der beiden Vorsitzenden und zugleich Anbaurat. Der Verein, der legal Cannabispflanzen anbauen darf, hat die ersten Cannabisportionen im April an seine Mitglieder weitergegeben. Die Genehmigung zur Vereinsgründung gab es im November 2024. Im Gesetz zu Teillegalisierung ist vorgesehen, dass Anbauvereinigungen, wie der Name sagt, Cannabis anbauen und an Erwachsene zum Eigenkonsum kontrolliert weitergeben dürfen. Mitglieder erhalten höchstens 25 Gramm Cannabis pro Tag und höchstens 50 Gramm Cannabis pro Monat zum Eigenkonsum. Mitglied in einer Anbauvereinigung können nur Erwachsene werden - in Lügde sind die Regeln allerdings noch strenger. Der Weg bis zur Gründung des Clubs in Lügde war &bdquo;grauenhaft“ Dort ist das Mindestalter für die Mitgliedschaft auf 21 Jahre festgelegt worden. Rund 70 Mitglieder hat der Verein mittlerweile. Schlupp würde sich noch mehr Mitglieder wünschen. Immerhin sei der Aufwand groß und der Anbau verursache hohe Kosten. Der Weg bis zur Gründung war ihm zufolge &bdquo;grauenhaft“, da die Initiatoren mit &bdquo;superviel Bürokratie“ zu kämpfen hatten. Das könnte in seinen Augen auch einer der Gründe dafür sein, warum sich im Kreis Höxter noch keine Anbauvereinigung gegründet hat. Eine ähnliche Vermutung hegt auch Stefan Nölker-Wunderwald. Er ist der Gründer des Geschäfts &bdquo;Hanfzeit“ in Steinheim, das im Jahr 1997 in Detmold als kleiner Hanf-, Head-, und Grow-Shop begann, der Umzug ans Lipper Tor in Steinheim erfolgte 1999. &bdquo;Beim Thema Genussmittel hat sich zwar einiges geändert, beim Nutzhanf aber nicht“, sagt der Ladeninhaber. Ebenfalls lesenswert: Cannabis-Legalisierung: Wird Höxters Innenstadt zur Kifferzone? Hanftee ist problematisch, Hanfsamen sind legal Ihn ärgert das, immerhin sind Nutzhanfprodukte für ihn so etwas wie ein Steckenpferd. Während er seit der Gesetzesänderung Hanfsamen für den Eigenanbau verkaufen darf - auch zum Kiffen - sei der Hanftee nach wie vor problematisch. Obwohl der gar nicht für berauschende Zwecke gekauft werde. In seinen Augen ist das nicht zu Ende gedacht. Zudem meint er, gebe es einfach zu wenig Clubs. In diesen soll ja, laut Gesetz, über die Folgen des Konsums von Cannabis aufgeklärt werden. Wer nun aber seine Pflanzen nicht im Club, sondern daheim anbaut, wer gar keinem Club beigetreten ist, der wird von wem aufgeklärt? Gerade junge Leute organisieren sich dabei offenbar nicht in den Vereinen, sondern versorgen sich über andere Wege mit Cannabis. Schlupp: &bdquo;Unser Durchschnittsalter liegt zwischen 40 und 50 Jahren.“ Zwar gebe es auch Mitglieder, die 25 Jahre alt sind, die bildeten aber eher die Ausnahme. Beobachter sieht Verbesserungspotenzial beim Gesetz Dann ist da die Sache mit den Anbauvereinen, über die Konsumenten das Gras beziehen dürfen. Wer dort Mitglied ist, soll, laut Gesetz, eigentlich beim Anbau mit anpacken. &bdquo;Wie soll das gehen - sollen da 100 Leute auf einem Feld herumtrampeln“, fragt er sich. In seinen Augen ist vieles noch &bdquo;nicht vernünftig reguliert“, Nachbesserungen hält er für nötig. Keine Sekunde aber stellt er das Gesetz und dessen Zielrichtung in Frage. Nölker-Wunderwald sieht hier großes Potenzial für den Fachhandel: In den Shops könnten sich Konsumenten rund um Cannabis beraten lassen und ihren Genusshanf auch gleich kaufen - was der Gesetzgeber bislang aber ausdrücklich ausschließt. Mehr als Samen und Erde, Töpfe und andere Anbau-Utensilien sind nicht zu haben. Passend dazu: &bdquo;Es kommen mehr Leute“: So erlebt der Hanfzeit-Betreiber in Steinheim die Teil-Legalisierung In der Medizin spielt Cannabis auch eine Rolle - in Brakel gibt es einen Experten Dafür gibt es in seinem Geschäft mittlerweile nicht nur umfangreiche Beratung zur medizinischen Cannabistherapie - Nölker-Wunderwald hat dazu eine einjährige Zusatzausbildung gemacht - er hilft, das große Labyrinth der Cannabismedizin zu überblicken. &bdquo;Wir finden zusammen heraus, ob Cannabis Ihnen helfen könnte“, heißt es auf der Internetseite der neu gegründeten Beratungsstelle für medizinisches Cannabis &bdquo;Bemecan“ - www.bemecan.de Und wie sieht es eigentlich auf der Seite der Strafverfolgungsbehörden aus: Wie hat sich die Teil-Legalisierung dort ausgewirkt? Polizeisprecher Achim Reker auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“: &bdquo;Wenn verbotener Konsum festgestellt wird, wird konsequent der Verstoß geahndet. Im Kreis Höxter sind einige Fälle bekannt, aber in einem sehr geringen Anteil“, betont er. Diese Bilanz zieht die Polilzei im Kreis Höxter Allerdings sind ja einige Delikte aus der Straffälligkeit herausgefallen - etwa der öffentliche Konsum legaler Mengen. Zumindest dann, wenn dieser nicht in der Nähe von Schulen, Kindergärten und Co. stattfindet. Die Folge: &bdquo;Wenn ein Deliktbereich wegfällt, da er legalisiert wird, wird natürlich in anderen Bereichen mehr Kapazität frei“, so Reker. Lesen Sie auch: Kreis Höxter erklärt: Wie werden Cannabis-Pflanzen richtig entsorgt?

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