Nach tödlichem Absturz: Großes Entsetzen bei Segelfliegern

Update: In einer gemeinsamen Mitteilung haben Staatsanwaltschaft Detmold und Polizei am Dienstagmittag mitgeteilt, dass es keine Anhaltspunkte für einen technischen Defekt oder fremdes Verschulden als Absturz- bzw. Todesursache gibt. Dafür sind Untersuchungen der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) in Braunschweig und die Obduktion des Leichnams zu Rate gezogen worden. Steinheim/Horn-Bad Meinberg/Rheda-Wiedenbrück. Nach dem tödlichen Absturz eines 74-jährigen Segelfliegers ist die Betroffenheit beim Luftsportverein Egge (LSV) groß. &bdquo;Wir sind alle völlig fassungslos, das so etwas passieren konnte", sagt der sichtlich betroffenen LSV-Vorsitzende Wilfried Dinger im Gespräch mit nw.de. Der verunglückte Pilot sei fast 60 Jahre Mitglied im Verein gewesen. Der Mann war am Samstagmittag vom Segelflugplatz in der Steinheimer Ortschaft Vinsebeck gestartet und war etwa eine halbe Stunde in der Luft, als er plötzlich am &bdquo;Butterberg" in Horn-Bad Meinberg abstürzte. Die Maschine war mit großer Wucht auf den Boden aufgekommen. Dort zerschellte sie, die Trümmer verteilten sich auf einer größeren Fläche. Der gebürtige Horn-Bad Meinberger galt als äußert erfahrener Segelflieger, sei schon mit 15 Jahren dem Verein beigetreten und habe diesen mit aufgebaut. Auch nach seinem Umzug nach Rheda-Wiedenbrück habe er den Steinheimern die Treue gehalten und sei immer wieder von Vinsebeck aus gestartet. &bdquo;Wir haben ihm viel zu verdanken", sagt Dinger. Medienmeldungen, dass der verunglückte Pilot aus Steinheim stamme, bezeichnete der LSV-Vorsitzende als falsch. Polizei geht von Unfall aus Wie es zu dem Absturz kommen konnte, sei bisher völlig unklar. Dass der Pilot das Gebiet bestens kannte, spiele beim Segelfliegen keine Rolle, wie Wilfried Dinger betont. Er unterstreicht, dass sich jegliche Spekulationen zur Unfallursache verböten. Der LSV-Vorstand war nach Bekanntwerden des Unfalls am frühen Samstagnachmittag sofort zur Unfallstelle geeilt. Die Ermittlungen werden gemeinsam von der Kriminalpolizei in Detmold, der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) mit Sitz in Braunschweig sowie der Staatsanwaltschaft Detmold geführt. Letztere hat noch am Samstag eine Obduktion des Leichnams angeordnet. Am Montagmittag war nach Angaben von Oberstaatsanwalt Ralf Vetter noch unklar, wann diese genau durchgeführt wird und wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen ist. Die Kriminalpolizei geht nach eigenen Angaben aktuell von einem tragischen Unfall ohne Fremdverschulden aus. Erster Absturz in 60 Jahren Es ist der erste schwerste Flugunfall in der fast 60-jährigen Vereinsgeschichte des LSV Egge. &bdquo;Es hat sicherlich in den Jahren schon mal die ein oder andere harte Landung gegeben und vielleicht auch mal einen gebrochenen Knochen. Aber so etwas extrem Schlimmes mussten wir noch nie erleben", sagt Dinger. Entsprechend entsetzt seien die Mitglieder. Zurzeit werde alles infrage gestellt. Die ganze Vereinsarbeit. Ob es überhaupt richtig ist, wieder zu fliegen. &bdquo;Wir werden das ganz behutsam besprechen und uns dafür alle Zeit nehmen", sagt Dinger. Sein Standpunkt ist aber klar: &bdquo;Wir müssen so schnell wie möglich wieder starten." Weitermachen, um die Angst zu überwinden – ähnlich wie bei Reitern, wenn sie schwer vom Pferd gestürzt sind. Sicherheitsvorkehrungen Der Vorsitzende betont, dass die Sicherheitsvorkehrungen beim Verein höchste Priorität haben. &bdquo;Natürlich hinterfragen wir uns in diesem Moment, ob wir hätten noch mehr tun können", sagt Dinger. Mehr sei aber kaum möglich. So werde jedes Flugzeug, dass von Vinsebeck aus startet, einmal jährlich von einer staatlichen Stelle intensiv auf mögliche Mängel kontrolliert. Eine Art Flugzeug-TÜV. Außerdem habe der Verein in seiner Satzung festgeschrieben, dass jeder, der beim Saisonstart in die Lüfte steigen will, seinen ersten Flug mit einem Fluglehrer absolvieren muss. Ohne diese besondere Flugstunde darf niemand in Vinsebeck abheben – egal wie erfahren er auch ist. &bdquo;Mit diesem Checkflug wollen wir beispielsweise prüfen, ob sich irgendwelche falschen Gewohnheiten einschleichen", sagt Dinger. Erster Start Die ersten Segelflieger in Steinheim brauchten Ende der 1950er Jahre einen langen Atem, bevor das erste Flugzeug am Frankenberg starten durfte. Der langwierigen Suche nach einem geeigneten Areal folgte die aufwendige Herrichtung des Areals. Dann der Schock für die Vereinsmitglieder: Noch bevor der erste Flieger abhob, wurde 1960 die Flugerlaubnis wieder entzogen: Das Gelände liege in der Tiefflugschneise der Briten, hieß es damals. Erst durch einen Abgleich der Koordinaten stellte sich schließlich heraus, dass sich die Flieger nicht in die Quere kommen. Bis das geklärt war, vergingen drei Jahre. Am 16. Juni 1963 konnte dann der erste Segelflieger vom Frankenberg starten. Mit der richtigen Thermik fliegen geübte Segler in Deutschland bis zu 700 Kilometer weit und können dabei bis zu zehn Stunden in der Luft bleiben. In Afrika schaffte es ein LSV-Mitglied sogar 1.100 Kilometer weit. Positive Schlagzeilen machte der Luftsportverein erst vor einigen Tagen, als er mit dem 14-jährigen Steinheimer Florian Scholz nach eigenen Angaben Deutschlands jüngsten Segelflieger präsentierte.

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