Nach tödlichem Flugzeugabsturz in Gütersloh: Unfallbericht offenbart nun neue Details

Gütersloh. Ein altes Propellerflugzeug startet in Porta Westfalica, gerät über einem Gewerbegebiet in Gütersloh aus einem Flugmanöver heraus in unkontrollierte Lage und stürzt ab. Der Pilot, ein 67 Jahre alter Mann aus dem Landkreis Schaumburg, stirbt bei dem Unfall. Elf Monate nach den tragischen Geschehnissen zeichnet ein nun veröffentlichtes Protokoll die Umstände des Todesflugs nach. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hat ihre Erkenntnisse in einem Zwischenbericht veröffentlicht. Daraus geht auch hervor, dass der Pilot in den letzten zwei Jahren vor dem Absturz kaum geflogen ist. Am Tag 7. September 2024, dem Tag des Unglücks, habe der Pilot das sonnige Wetter Zeugen zufolge dazu nutzen wollen, um nach Korbach (Nordhessen) zu fliegen. Der offene, zweisitzige Doppeldecker, eine 1976 gebaute Great Lakes mit der Kennung N122TL, hebt um 10:21 Uhr in Porta Westfalica ab. An Bord befindet sich nur der 67-Jährige, bei dem es sich um einen Spediteur und Mineralölhandel-Unternehmer aus Lindhorst handelte. Eine knappe Viertelstunde später wird das Kunstflugzeug von Zeugen über dem Gewerbegebiet Gütersloh-Spexard (Am Hüttenbrink) gesichtet. Die Maschine gerät in Schwierigkeiten. &bdquo;Nach Zeugenangaben ging der Doppeldecker zunächst in einen Sinkflug und anschließend in einen steilen Steigflug. Schließlich kippte das Flugzeug nach vorn ab“, heißt es im BFU-Bericht. Die rot-weiß lackierte Maschine stürzt ab und zerschellt etwa 100 Meter westlich der A2 auf einem Schrottplatz für alte Mähdrescher in der Nähe des Unternehmens Nobilia. &bdquo;Die ersten Hindernisberührungen fanden an einem Baum und einer Stromleitung etwa 14 Meter östlich der Endlage des Wracks statt“, schreiben die Experten. Lesen Sie dazu auch: Flugzeug-Absturz in Gütersloh: Pilot gestorben – Maschine komplett zerstört Unglück in Gütersloh löst Großalarm aus Das Unglück löst in Gütersloh damals einen Großalarm aus: Polizei, Feuerwehrleute und Rettungskräfte sowie zwei Hubschrauber sind vor Ort im Einsatz. Verschiedene Widrigkeiten erschweren die Arbeiten. Ein 400-Volt-Stromkabel ist bei dem Unglück gekappt worden und zunächst ist unklar, ob neben dem Pilot noch ein Passagier an Bord gewesen ist. Überall liegen die Wrackteile der in den USA zum Verkehr zugelassenen Maschine. Laut Untersuchungsbericht dehnt sich die Unfallstelle über eine Fläche von 180 Quadratmeter aus. &bdquo;Der Rumpf war mehrfach gebrochen und lag um 90 Grad verdreht auf dem Boden“, gibt der Zwischenbericht preis: &bdquo;Das rechte Höhenleitwerk befand sich etwa 25 Zentimeter im Erdreich.“ Zwei Beauftragte der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung führen seinerzeit eine Begutachtung vor Ort durch. Sie sammeln Infos, befragen Zeugen, machen Fotos. Die Experten äußern sich jetzt auch zum Fundort des verstorbenen Piloten, der &bdquo;zwei Meter westlich des Wracks unterhalbe der rechten Tragfläche“ mit geöffneten Gurtschlössern aufgefunden worden sei. Unter ihren medizinischen und pathologischen Angaben schreiben die BFU-Beauftragten: &bdquo;Nach Angaben der Polizei war der Pilot aufgrund eines Polytraumas (mehrere, gleichzeitig entstandene Verletzungen in verschiedenen Körperregionen; d.Red.) verstorben. Laut Zeugenaussagen habe der Pilot zwei Jahre vor dem Unfall einen Bandscheibenvorfall gehabt und sei deshalb längere Zeit nicht geflogen. Bedingt durch seinen Körperumfang habe er sich nur mit Hilfe von außen anschnallen können.“ Bundesbehörde nennt keine konkrete Ursache für Absturz Tatsächlich ist der verstorbene 67-Jährige nach BFU-Angaben seit dem 23. August 2011 im Besitz einer unbefristeten Pilotenlizenz gewesen. Eine Befähigungsüberprüfung sei am 16. Mai 2024 durchgeführt worden, also nur wenige Monate vor dem Unfall. Die gesamte Flugerfahrung des Mannes habe laut Zwischenbericht 327 Stunden betragen. Allein 288 Stunden davon verbrachte er in der Absturzmaschine, der Great Lakes 2T-1A-A2, die sich in seinem Besitz befand. Auffällig erscheint allerdings die Tatsache, dass der Pilot vor dem Unfall im Jahr 2024 lediglich 3:13 Stunden geflogen war. Im Jahr davor hatte er nach BFU-Angaben gar keinen Flug unternommen. Wie es letztlich trotz Sichtflugwetterbedingungen – 29 Grad und wolkenloser Himmel – zum Absturz von Gütersloh kommen konnte, bleibt vorerst offen. Eine konkrete Ursache nennt die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) vorläufig nicht. Das hat mehrere Gründe: Zum einen hatten die Transponder in der Maschine keine Daten aufgezeichnet. &bdquo;Außerdem laufen die Ermittlungen formal noch“, erklärt Germout Freitag, Pressesprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig. Er verweist zudem darauf, dass die BFU keine Schuldzuweisungen mache. Der Zwischenbericht diene lediglich der Sachstandsdarstellung. Lesen Sie auch: Nach tödlichem Unfall auf Pollhans-Kirmes im Kreis Gütersloh: Schausteller verurteilt Abschlussbericht wird Analyse zum Absturz in Gütersloh beinhalten &bdquo;Irgendwann kommt ein Abschlussbericht, der um eine Analyse ergänzt wird.“ Wann genau das sein wird, stehe derzeit noch nicht fest. Die BFU verfügt aktuell über 38 Mitarbeitende, darunter 19 Flugunfallermittler. Sie kümmern sich im Schnitt um jährliche 2.000 Ereignismeldungen, gleichzusetzen mit Fällen. &bdquo;Aber nicht jeder Fall ist ein Unfall mit Todesfolge wie in Gütersloh“, klärt Germout Freitag auf. Obligatorisch ist in solchen Fällen die Einleitung eines Todesermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft. Bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld wurde ein solches Verfahren zum Flugzeugabsturz in Gütersloh geführt. &bdquo;Das Verfahren ist mit Verfügung vom 10. Oktober 2024 eingestellt worden, da sich begründete Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Straftat nicht ergeben haben“, erklärt Philipp Kalbertodt, Pressedezernent der Staatsanwaltschaft Bielefeld.

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