
Steinheim. "Auch wenn du die Macht nicht abgeben willst, so musst du es doch jetzt tun, mein Gutster", sagte Dominik Thiet. Kurz nachdem die Narren das Steinheimer Rathaus erstürmt hatten, erinnerte der Präsident der Steinheimer Karnevalsgesellschaft (StKG) Carsten Torke an die wichtigste Amtshandlung an diesem Rosenmontagvormittag.
Denn der Steinheimer Bürgermeister hatte bis dato noch nicht den Rathausschlüssel an Prinz Marc, den sanftmütigen Löwen der närrischen Savanne (Obermann) und Prinzessin Heike, die strahlende Flamme am Himmel Afrikas (Brockmann) übergeben. Pflichtbewusst kam Torke dieser Aufgabe nach, womit das Rathaus dann nicht nur der Dekoration nach in Narrenhand war.
Ein König aus Ghana
Neben dem Prinzenpaar hatten die Steinheimer Karnevalisten einen König geladen. Nana Adutwum Barimah heißt mit bürgerlichem Namen Didi De Graft und ist seit über zehn Jahren Herrscher der Stadt Suma Ahenkro in Ghana. Dort ist De Graft, der mittlerweile in Bielefeld wohnt, für etwa 10.000 Untertanen verantwortlich. In Steinheim erschien der König im Königsgewand, überbrachte den Karnevalisten eine Löwenskulptur als Geschenk und trug sich mit seiner Familie ins Goldene Buch der Stadt ein.

Höhepunkt des Vormittages war die Verleihung des Rosenmontagmorgenorden an den Wirtschaftsgeografen, Betriebs- und Volkswirt und gebürtigen Steinheimer Christian Hundt. Der 44-Jährige, der als Schornsteinfeger verkleidet im Steinheimer Rathaus erschienen war, arbeitet zurzeit am Heinrich-von-Thünen-Institut in Braunschweig und beschäftigt sich in seiner Arbeit mit den Grundlagen für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes.
In seiner Laudatio erinnerte StKG-Präsident Dominik Thiet daran, dass Hundt sich bereits seit frühen Kindertagen dem Karneval verbunden fühlt und schon in der dritten Klasse unter anderem den Loriot-Sketch "Feierabend" aufführte. Dieses Talent brachte Hundt später in der KjG-Gruppe "Ghostbusters" oder als Zapfer, Bedienung und DJ in der ehemaligen Musikkneipe "Galerie" ein.
So spielte Hundt etwa mitten in der Nacht, als die Stimmung auf dem Siedepunkt und das Verlangen nach Ballermann- und Partyhits groß war, ganz unvermittelt die Liebesschnulze "I will always love you" von Whitney Housten, damit zwei Hitzköpfe an der Theke ihren Streit beilegen. Hundt bedankte sich für den, laut Thiet "bedeutensten Karnevalsorden in ganz OWL", mit einer launigen und pointenreichen Rede, die vonseiten der anwesenden Narren mit vielen Lachern quittiert wurde.