Kreis Höxter. Die Kitas in der Region stehen vor schwierigen Herausforderungen. Um diese zu meistern, hat sich die Arbeitsgruppe „Kita Kollaps NRW“ der Kita-Träger im Kreis Paderborn zusammengefunden, „weil die gemeinsame Erfahrung ist, dass die unzureichende Finanzierung des Landes NRW zum Kita-Kollaps führt“, sind sich die Beteiligten sicher. Als Einrichtungen des Trägers Katholischen Kitas Hochstift Paderborn haben sich auch Kitas aus dem Kreis Höxter dieser Aktion angeschlossen.
Das Familienzentrum St. Nikolaus in Nieheim und das Familienzentrum St. Marien in Steinheim haben sich eine Woche lang mit der derzeitigen Situation in den Kitas, den fehlendem Personal, den Notöffnungszeiten und der fehlenden Hilfe aus der Politik befasst. Dabei durften die Kinder, Eltern, Mitarbeiter und der Träger zu Wort kommen und über ihre Sorgen und Wünsche sprechen.
Tag der Kinder
Beim Tag der Kinder ging es vor allem darum, dass die Einrichtungen die Verantwortung haben, Kinderrechte, wie etwa „Das Recht auf Bildung“ zu wahren. Die Kinder konnten sich daran beteiligen und erzählen, warum sie gern in der Kita sind. Für die meisten Kinder waren das Klettern und Turnen, das draußen Spielen und das Vorlesen von besonderer Bedeutung, berichten die Organisatoren.
Tag der Eltern
Anschließend hatten auch die Eltern die Gelegenheit, über die Auswirkungen eingeschränkter Kita-Öffnungszeiten auf ihr Privatleben und Familienleben zu berichten. Besonders der zusätzliche Stress bei kurzfristigen Einschränkungen sei von den Eltern sei von den Eltern genannt worden. Denn das führe zum Unverständnis bei Arbeitgebern und zum schlechten Gewissen gegenüber den Kollegen, die ihre Arbeit auffangen müssen, wenn sie nicht zur Arbeit können, weil die Kinder nicht betreut werden können.
Tag des Teams
Nicht nur die Eltern, auch die Mitarbeiter der Kitas leiden unten den personellen Engpässen. Unter dem Motto „Satt und sauber reicht nicht!“ vermittelten sie ein Bild ihrer derzeitigen persönlichen Situation und Anforderungen an den einzelnen Mitarbeiter. „Unser Anspruch ist die Bildung, die im Kinderbildungsgesetz festgeschrieben ist“, so die einhellige Meinung. Die individuelle Bildung eines Kindes müsse geplant und somit auch dokumentiert werden. Das benötige viel Zeit. „Kinder, die 45 Stunden in der Woche in der Kita verbringen, sollen dort nicht nur verwahrt werden, sondern auch lernen, was sie für einen guten Start in der Schule und ins Leben benötigen“, so das Ziel. Doch auch für Praktikanten, die praxisbezogen auf ihren Weg ins Berufsleben vorbereitet werden müssen, fehle oftmals die Zeit, weil sie im knappen Erzieher-Kind-Budget nicht bemessen werde.
Tag der Träger
Beim Tag der Träger wurde deutlich, wie schwer es mittlerweile sei, die gesellschaftliche Verantwortung zu tragen: für die Mitarbeiterinnen, die Kinder, die Familien und das Bildungssystem. Besonders in Zeiten, in denen es immer schwieriger werde, neue Mitarbeiter zu bekommen und auszubilden. „Die auf die Träger übertragenen Kosten fressen die Rücklagen auf. Gestiegene Lohnkosten, gestiegene Kosten für Instandhaltung, das lässt auf Insolvenzen zusteuern“, gaben die Träger an.
Tag der Verantwortung
Zum Abschluss der Woche wurden die politisch Verantwortlichen und die Verantwortlichen des öffentlichen Lebens angesprochen. Paderborns Landrat Christoph Rüther und Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow waren in die Katholische Kita St. Christophorus in Steinhausen zu Gast, um das Thema zu diskutieren. Mit Kita- Hochstift Chef Detlef Müller als Vertreter des größten Kita-Trägers im Hochstift, mit Erzieherinnen, Eltern und dem örtlichen Kreistagsabgeordneten Steffen Sander tauschten sie ihre Erfahrungen und Ideen aus – mi dem Fazit: Alle bisherigen Proteste hätten nichts genutzt.
Die Antwortbriefe aus dem Ministerium in Düsseldorf seien nicht brauchbar. Zudem gelinge es gar nicht mehr, zu den Politikern vorzudringen. Belastete Eltern, Kinder mit Auffälligkeiten, das seien Resultate aus der heutigen Überforderung des Kitasystems, so die Teilnehmer. „Eine Mitwirkung von Menschen aus der Praxis am KiBiz (Reform des Kinderbildungsgesetzes) würde sicher zu einem besseren Verständnis des Benötigten beitragen“, schlagen die Beteiligten vor.
Sie warnen davor, dass die Kindertagesstätten bald vor dem Kollaps stehen und geschlossen werden müssen. „Fehlt die Kita, fehlen auch Arbeitnehmer in anderen Bereichen.“ Außerdem fordern sie endlich Rückhalt für Kinder, Eltern und Mitarbeiter: „Kindertageseinrichtungen sind frühkindliche Bildungsstätten, keine Verwahranstalten.“