Kirche droht mit Kita-Schließungen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Die finanziell angeschlagene evangelische Kirche schlägt Alarm und droht, die evangelischen Kindergärten im Kreis Höxter dicht zu machen. &bdquo;Die Lage ist so gravierend, dass wir über die Aufgabe von Kitas nachdenken müssen“, schreibt Superintendent Volker Neuhoff an die Bürgermeister von Höxter, Beverungen, Warburg, Brakel, Steinheim und Bad Driburg. Der Leiter des evangelischen Kirchenkreises Paderborn/Höxter fordert Geld von den Städten, um die Kitas zu retten. Die wiederum sehen sich in die Enge getrieben. Schönreden geht nicht mehr. Dass der evangelischen Kirche das Wasser bis zum Hals steht, und ihr in einigen Jahren die Pleite droht, hatte Neuhoff schon bei der jüngsten Tagung des Kirchenparlaments (Kreissynode) in aller Deutlichkeit klar gemacht. Besonders ihre Kindergärten werden zur großen finanziellen Belastung, weil die Kirche immer mehr Geld aus Eigenmitteln zuschießen muss, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Geld, was sie nicht hat. Schon vor einem Dreivierteljahr hatte Neuhoff deshalb die Bürgermeister zu einem &bdquo;Krisengespräch“ eingeladen, nach Lösungen zu suchen. &bdquo;Leider konnten solche gemeinsamen Ansätze nicht gefunden werden“, stellt er nun ernüchtert fest. Mehr noch, die Lage habe sich durch die nicht refinanzierte Erhöhung der Personalkosten &bdquo;dramatisch verschärft.“ Bisher gleicht die Kirche die finanzielle Lücke durch Rücklagen aus, die bald aber aufgebraucht sind. &bdquo;Dadurch gerät die Finanzierung der vielen weiteren Aufgaben des Kirchenkreises und seiner Gemeinden dermaßen unter Druck, dass dies nicht mehr zu verantworten ist.“ Konkret fordert Neuhoff die Städte auf, den Trägeranteil der Kirche mindestens für dieses Jahr zu übernehmen, wie es in dem Schreiben von Ende August heißt, das jetzt beispielsweise im Steinheimer Rat auf der Tagesordnung stand. Beispiel Steinheim Hier hat die Verwaltung für das evangelische Familienzentrum Katharina von Bora mal am Beispiel des Kitajahres 2022/2023 genau vorgerechnet, worum es eigentlich geht: 725.000 Euro betragen die anerkannten Gesamtkosten, von denen das Land 89,7 Prozent, also 650.325 Euro übernimmt. Den Rest müsste eigentlich die evangelische Kirche tragen, aber schon jetzt übernimmt die Stadt freiwillig 4,4 Prozent der Kosten, also 31.900 Euro, denn sie ist froh, dass die dringend benötigten Kita-Plätze bereitgestellt werden. Bleiben 42.775 Euro beziehungsweise 5,9 Prozent der Kosten, die bisher die Kirche tatsächlich bezahlte, jetzt aber nicht mehr stemmen kann. Denn der Betrag dürfte für das aktuelle und die kommenden Kita-Jahre durch Tarif- und Energiekostensteigerungen deutlich höher ausfallen. Die Stadt Steinheim, die sicherstellen muss, dass es für jedes Kind einen Kita-Platz gibt, ist auf die Plätze im evangelischen Familienzentrum angewiesen. 54 Kinder in drei Gruppen werden in der Kita betreut, die in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden ist und seit mehr als 20 Jahren inklusiv arbeitet. Trotz der Dringlichkeit haben die Ratsmitglieder in Steinheim das Thema vertagt und wollen abwarten. Kommunen haben selbst kein Geld Ähnlich hält man es in Beverungen, wie Bürgermeister Hubertus Grimm im &bdquo;NW“-Gespräch erklärt. Auch hier zahlt die Stadt für die evangelische &bdquo;Groß für Klein“-Kita bereits freiwillig 4,4-Prozent des Trägeranteils der evangelischen Kirche. Grimm kann die dramatische Situation der evangelischen Kirche nachvollziehen. Er hält aber dagegen, dass es den Kommunen finanziell nicht besser geht. &bdquo;Wir können nicht alles auffangen. Das geht nicht“, sagt er. Denn auch die Stadt habe hohe Schulden und könne, um an Geld zu kommen, nur Gewerbesteuer oder Grundsteuer erhöhen. Gleichwohl kann es sich Beverungen nicht leisten, dass die Kita, die es immerhin schon 61 Jahre gibt, dicht gemacht wird. Die 45 Plätze werden dringend gebraucht. Der Bedarf an Kinderbetreuung ist sogar so groß, dass das &bdquo;Projekt Begegnung“ sogar einen weiteren Kindergarten in Beverungen plant. Da passt es nicht, wenn zugleich einer geschlossen wird. Eine Zwickmühle, wie sie in allen Städten besteht. Grimm, der ausdrücklich begrüßt, dass Erzieherinnen und Erzieher besser bezahlt werden, sieht das Land in der Pflicht. Deshalb haben die Kommunen im Kreis Höxter abgestimmt, erst mal gar nicht auf den Brief der Kirche zu reagieren. Einmalige Finanzspritze Tatsächlich hat NRW-Familienministerin Josefine Paul Ende September angekündigt, dass es für die Kitas in freier Trägerschaft eine zusätzliche Einmalhilfe in Höhe von 100 Millionen Euro angekündigt. Deshalb wollen die Kommunen im Kreis Höxter nun schauen, wie dies den Bedarf der Kirche verringert. Die evangelische Kirche hat schon mal sehr verhalten auf die Finanzspritze reagiert. Sie bedeute einmalig etwa 12.000 Euro zusätzlich pro Kita. Allein für die Kitas in evangelischer Trägerschaft wären 125 Millionen Euro nötig, um nur die Tarifsteigerungen auszugleichen. Und die Düsseldorfer Finanzspritze gibt es vorerst nur für ein Jahr. Das Thema ist also längst noch nicht vom Tisch, zumal auch Superintendent Volker Neuhoff bei der geforderten städtischen Unterstützung nur von einer Übergangslösung spricht. Auch er hofft auf ein klares Signal seitens des Landes zur Finanzierung der Kitas, der die Kirche &bdquo;in die Lage versetzt, bis zum Jahresende eine Entscheidung über die Zukunft der Trägerschaft treffen zu können“, so Neuhoff. Er endet: &bdquo;Wir möchten gern langfristig Träger evangelischer Kitas bleiben.“

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