"Wald im Klimastress": Intensiver Austausch in Nieheim dreht sich auch um Nationalpark

Nieheim-Himmighausen. Rund 100 Interessierte waren der Einladung des Fördervereins Bildungsstätte Himmighausen zum traditionellen offenen Gesprächsforum in die Räume der &bdquo;Alten Schule“ gefolgt. Und offensichtlich brannte vielen von ihnen das Thema &bdquo;immer noch sauer? – Der Wald im Klimastress!“ unter den Nägeln. Denn, wie sich vor allem zum Ende der informativen Veranstaltung zeigte, blieben Fragen zu einem Nationalpark Egge weitestgehend unbeantwortet. Nachdem der zunächst angekündigte Experte seine Teilnahme aus persönlichen Gründen hatte absagen müssen, konnte der Fördervereinsvorsitzende Heinz Vathauer den Leiter des Bürgerwalds Brakel, Harald Gläser, als Referenten präsentieren. Probleme für Wald, Besitzer und Bewohner Und Gläser war mehr als nur ein Ersatzspieler. Denn in seinem rund 90-minütigen Referat zeichnete er die vielen Probleme auf, die der deutsche Wald, seine Besitzer und seine Bewohner miteinander haben. Dabei machte er am Beispiel der Stadt Brakel deutlich, wie aus einem lange Zeit auf Gewinn ausgerichteten Stadtwald in einer vom Klimawandel, von Stürmen, von Trockenheit und vom Borkenkäfer bedrohten Welt ein behutsam bewirtschafteter, gleichzeitig der Natur dienender Bürgerwald werden kann. Ein Wald, der durch das Anpflanzen vieler unterschiedlicher, vor allem resistenter Baumsorten eine Überlebenschance hat. 60 Prozent zerstörte Flächen neubepflanzt Interessant und zukunftsorientiert scheint Gläsers Hinweis, dass beim Bürgerwald Brakel nur 60 Prozent der zerstörten Fichtenflächen gezielt mit Neuanpflanzungen besetzt sind, während sich auf den restlichen 40 Prozent alles das entwickeln kann, was sich von allein sät und durchsetzt. Einem der Holzwirtschaft völlig entzogenen Wald räumt der im Ehrenamt als Kreisvorsitzender des NABU tätige Gläser wenig Chancen ein. &bdquo;Wir benötigen das Holz von der Wiege bis zur Bahre und ohne jeglichen Gewinn können Waldbesitzer keine Pflegemaßnahmen finanzieren“, so Gläser. Zurzeit befinde man sich noch in einer Erprobungsphase, in der festzustellen sei, welche Baumarten die schnell wachsenden Fichten am ehesten ersetzen. &bdquo;Man sollte den Forstleuten eine 30 Jahre dauernde Erprobungszeit einräumen, damit sie die Entwicklung und die mit ihr zusammenhängende Biodiversität beobachten können“, wünschte sich Harald Gläser. Unterstützung für seine Forderung, den Wald sich nicht völlig selbst zu überlassen und ihn jeglicher Bewirtschaftung zu entziehen, bekam er vor allem von den anwesenden Waldbesitzern, Jägern und Holzverarbeitern. Sein Credo: &bdquo;Die Nutzung eines Waldes steht seiner Entwicklung, seinem Erhalt sowie einer biologischen Vielfalt grundsätzlich nicht entgegen“, Verschiedene Gedanken zum Nationalpark Nachdenklich äußerte sich nach der Veranstaltung der langjährige Leiter der Landschaftsstation des Kreises Höxter, Burkhard Beinlich, zum Thema Nationalpark. Man habe in der politischen Diskussion sicherlich viele Meinungen eingeholt, sich, seiner Einschätzung nach, jedoch zu einseitig orientiert. &bdquo;In der Diskussion um den Erhalt eines Staatswalds reicht es nicht aus, Jäger, Forstwirtschaftler und Nutzer zu befragen. Der Staatswald gehöre allen Bürgerinnen und Bürgern. Somit haben auch sie ein Anrecht darauf, dass ihre Gedanken und Wünsche in den Meinungsbildungsprozess einfließen und Berücksichtigung finden“, so Beinlich. Denkbar und wünschenswert sei eine &bdquo;Bürgerabstimmung“ per Briefwahl. 400 Jahre bis zur nötigen Dichte Bezüglich der Wertigkeit eines Waldes erinnerte er daran, dass ein Wald erst nach etwa 400 Jahren die ursprüngliche Dichte entwickelt hat, in der sich alle die Lebewesen wiederfinden, die kaum noch Platz auf unserem Planeten haben. Der SPD-Kreischef Helmut Lensdorf berichtete von dem Bürgerbegehren, das ein Bündnis auf den Weg gebracht hat und dass er sich dafür einsetzen wird, die Debatte über den Nationalpark offenzuhalten. Großes Interesse beeindruckt Für den veranstaltenden Förderverein erklärte Heinz Vathauer, dass ihn das große Interesse so sehr beeindruckt habe, dass er über eine Folgeveranstaltung nachdenke. Als geladene Ehrengäste nahmen Bundestagsabgeordneter Christian Haase (CDU) sowie die Kommunalpolitiker Martina Denkner, Uwe Rottermund (Grüne) und Helmut Lensdorf (SPD) an der Veranstaltung teil.

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