Am Ort des abgebrannten Ratskrugs soll ein Wohngebäude entstehen

Nieheim. Es war das tragische Ende für ein Fachwerkhaus mit 300-jähriger Geschichte: An Karneval 2016 brannte der Ratskrug nieder. Seitdem klafft eine Lücke mitten in der historischen Altstadt von Nieheim. Unternehmer Ansgar Amsel will der Brachfläche nun wieder Leben einhauchen. Innerhalb von weniger als einem Jahr will er hier Wohnraum schaffen. Amsel stellt seine Pläne im Gespräch mit nw.de vor. Noch ist nicht zu erahnen, was bald an der Marktstraße zwischen St.-Nikolaus-Kirche und der Volksbank entstehen wird. Doch bevor Amsel mit dem Zwei-Millionen-Euro-Projekt jetzt an die Öffentlichkeit geht, hatte er bereits die ersten Interessierten. Menschen, die gerne in das Neun-Parteienhaus einziehen möchten. Drei Geschosse mit je drei Wohnungen - so der Plan. "Für jeden ist etwas dabei", sagt Amsel. Die neun Wohneinheiten werden zwischen 55 und 80 Quadratmeter groß und alle barrierefrei sein. Bedarf sei vorhanden "Wir haben kein Augenmerk auf eine bestimmte Zielgruppe", so Amsel. Unter den ersten Bewerbern seien zwei Personen "gesetzteren Alters", die sich im Ruhestand verkleinern wollen, aber auch eine jüngere Frau. Teilweise hätten die Wohnungen ein zusätzliches Zimmer, das zum Beispiel als Kinderzimmer oder für Homeoffice genutzt werden könnte. Das Gebäude werde nicht ganz so groß wie der Vorgängerbau und stehe etwas eingerückt auf dem Gelände, so Amsel. Dies schaffe in dem dicht bebauten Bereich etwas Luft. Dass an dieser Stelle statt Gastronomie, wie es beim Ratskrug der Fall war, mehrere Wohnungen entstehen, hält Bürgermeister Johannes Schlütz für den richtigen Weg. Der Bedarf an Mietwohnungen sei in Nieheim groß, auch in der Kernstadt. Geprägt durch Einfamilienhäusern sei die Nachfrage nach Mietwohnungen sichtbar. Und Amsel ergänzt: "Was Mietwohnungen angeht, ist nichts Vernünftiges auf dem Markt." Generell ist beim Stadtoberhaupt Schlütz die Freude groß, dass die Brachfläche verschwindet. "Anders als beim Westfälischen Hof wäre hier eine Freifläche nicht sinnvoll gewesen", sagt er. Das angesprochene Hotel gegenüber war fast genau ein Jahr nach dem Ratskrug ebenfalls niedergebrannt und musste abgerissen werden. Nach dem Großbrand beim Ratskrug sollte das Gebäude eigentlich wieder aufgebaut werden, ein Hotel und eine Bäckerei waren im Gespräch. Dem damaligen Besitzer Helge Niehörster wurde das Projekt aber letztlich zu kompliziert. Um die Neugestaltung voranzubringen, hatte die Stadt selbst das Ratskrug-Gelände kurzfristig gekauft und an den neuen Investor weiterveräußert. Und für den ist das Thema nicht neu. Er sei schon beim ursprünglich geplanten Aufbau mit im Boot gewesen, sagt Ansgar Amsel. Baustart am liebsten noch dieses Jahr Den größten Teil der Bauarbeiten werde sein Nieheimer Unternehmen Holzbau Amsel leisten. Dafür habe er mittlerweile Fachleute der meisten Gewerke, so Amsel. Lediglich die Elektrik und den Heizungsbau übernähmen Fremdfirmen. Apropos Heizung: Für Wärme in dem Neun-Parteienhaus soll eine moderne Hackschnitzelheizung sorgen, auch die benachbarte Volksbank soll an die Anlage angeschlossen werden. Zudem bestehe die Idee, dass das Rathaus auf der anderen Seite ebenfalls dadurch versorgt werde. Die Heizkosten für die Wohnungsmieter würden auch wegen der modernen Anlage vergleichsweise gering ausfallen, so der Unternehmer. Dies gleiche den Mietpreis aus, der etwas über dem Nieheimer Durchschnitt liegen werde. Nach Amsels Vorstellung sollen die Bauarbeiten am besten bereits dieses Jahr starten. Noch fehlen letzte Genehmigungen, diese seien aber "nur noch Formsache", zeigt er sich zuversichtlich. "Bis jetzt hat man uns keinerlei Steine in den Weg gelegt. Alle sind froh, dass sich die Lücke wieder schließen wird." Auch Bürgermeister Schlütz hofft auf eine schnelle Baugenehmigung, damit die konkreten Vorbereitungen beginnen können. Entgegen des gezeigten Planes sollen die Dachziegel nun rot werden - die bisher einzige Änderung. Mit den Genehmigungen in der Tasche - und sofern der aktuelle Materialmangel keine Probleme bereitet - rechnet Ansgar Amsel mit einer Bauzeit bis Spätsommer 2022. Auch Verwaltungschef Schlütz hofft, dass bis zum großen Deutschen Käsemarkt im kommenden Herbst das Gebäude steht und der Schandfleck verschwunden ist.

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