Neuer Rewe in Nieheim feiert Richtfest - doch der Dachstuhl fehlt

Nieheim. Wenn ein Gebäude den neuen Dachstuhl erhält, Zimmermänner hoch oben geschmücktes Grün anbringen, ein lockerer Trinkspruch samt Bitte um Gottes Segen erklingt und Glas herab klirrt - dann ist Richtfest. So lautet der Brauch. Meistens. Aber nicht in Nieheim: Dort ist jüngst zum Richtfest des neuen Rewe-Marktes geladen worden - allerdings ohne Dachstuhl, ohne Zimmermänner und ohne Kranz. Dafür gab es reichlich Gelegenheit, sich noch einmal über den langen Anlauf des Projekts zu ärgern - und noch mehr Gelegenheit, sich über die nahende Eröffnung des ersehnten Marktes zu freuen. Für Letztere gibt es nämlich schon ein Datum. Blieben die obligatorischen Glücksbräuche auch aus, so ist sich Norbert Kittler, Geschäftsführer des Bauträgers, dennoch sicher: &bdquo;Jetzt kann nichts mehr schiefgehen“. Und so strahlen die Beteiligten auf dem Pressefoto vor Freude um die Wette - würde solch ein Foto gemacht, wenn der Dachstuhl rund um den 8. Juli tatsächlich aufs Gebäude gesetzt wird, &bdquo;würden wichtige Leute wegen ihres Urlaubs fehlen“, wie Hubert Thorwirth (Gesellschaft für Geschäftsraumvermittlung) sagt, darunter Bürgermeister Johannes Schlütz und er selbst. Salatbar und Drogerie-Artikel: Nieheimer Rewe erweitert Angebot Kurzerhand wurde das offizielle Richtfest deshalb vorverlegt. Den Zimmermännern bleibt dann übernächste Woche wohl lediglich die Möglichkeit des Selfies. &bdquo;Und für später lassen wir uns noch etwas einfallen“, schürt Thorwirth die Handwerker-Hoffnung auf doch noch ein kleines Fest. Lesen Sie auch: Neuer Rewe für Nieheim: Spatenstich mit Tempo-Ansage Bislang mutet das neue Rewe-Gebäude im Alersfelde wie ein großer Kasten an. Ein Kasten, der bald super viel können soll: Sind im derzeitigen Markt knapp 14.000 Artikel erhältlich, so werden es im neuen Gebäude dann über 20.000 Artikel sein - vor allem die Anzahl der Drogerieartikel soll deutlich aufgestockt werden. Es wird eine Wurst- und Fleischtheke sowie eine üppige Salatbar, fünf Selbstbedienungskassen, einen Abholservice, durch gläserne Dachkuppeln extrem viel Tageslicht im Markt geben und eine PV-Anlage wird den Stromverbrauch decken. Der größte Rewe in der Region wird er aber nicht, der entsteht gerade in Brakel. Mehr Komfort bei der Pfandrückgabe im neuen Nieheimer Rewe Arbeiten aktuell 36 Mitarbeiter in dem Nieheimer Supermarkt, so braucht es ab der Neueröffnung dann rund 20 Mitarbeitende mehr - schon jetzt sind viele Bewerbungen dafür eingegangen, unter anderem von Edeka-Mitarbeitern aus der Region, wie man beim Pressegespräch durchklingen lässt. Mehr Platz und einen schnelleren Zugang wird am Rande des neuen Marktes übrigens auch die Leergut-Rückgabe bekommen: &bdquo;Bislang muss man als Kunde hier in Nieheim dafür einmal quer durch den ganzen Markt - das nervt ja einfach nur“, meint Rewe-Bezirksmanager Stephan Thien. Besserung ist diesbezüglich nun ja aber in Sicht. Eine Sicht, deren Fokus auf dem kommenden November liegt: Denn für den 6. November ist die Übergabe des Gebäudes von Kittler an Rewe angepeilt. Zwei bis drei Wochen wird es dann dauern, bis der neue Markt eingeräumt ist - in dieser Zeit wird der bisherige Rewe-Supermarkt noch weiter geöffnet bleiben. &bdquo;Der richtige Umzug dauert dann nur einen einzigen Tag“, heißt es. Und das heißt wiederum, dass der neue Rewe-Markt wohl noch in diesem November seine modernen Türen öffnen wird. Das wird auch höchste Zeit, findet Nieheims Bürgermeister. .responsive23-ymmo6Cde58AZrHCi-map-0206-nieheim-rewe { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ymmo6Cde58AZrHCi-map-0206-nieheim-rewe { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ymmo6Cde58AZrHCi-map-0206-nieheim-rewe { padding-top: 142.86%; } } Verzögerungen bei Rewe-Planung kosteten Millionen &bdquo;Für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Stadt drängt es, dass wir hier an dieser Stelle im Alersfelde einen modernisierten Rewe-Markt schaffen - und damit den seit Jahren zu erkennenden Abwanderungsgedanken der Kunden stoppen und umkehren“, so Schlütz. Er dankte Investor Kittler für den großen Mut, wobei dieser lachend abwinkte: &bdquo;Das war eher Feigheit als Mut - es gab irgendwann einfach kein Zurück mehr“. Und jetzt stehe man ja kurz vorm großen Ziel. Noch mehr zum Thema: Rewe-Markt in Höxter soll 2025 umfassend modernisiert werden Ein Ziel, an dessen Einlauf sich der einstige große Ärger aber wohl noch nicht gänzlich abschütteln lässt. Auch, weil die anfänglichen Verzögerungen Millionen Euro gekostet haben. Und so warf Schlütz noch einmal einen Blick auf all das Bürokratische, das ihn so immens stört: &bdquo;Wir haben hier in Nieheim über drei Jahre lang auf die Baugenehmigung warten müssen, obwohl die Genehmigungsbehörden bei einer vorzeitigen Genehmigung keinerlei Risiken eingegangen wären - denn jedem Beteiligten war von Anfang an klar, dass es am Ende so kommen wird, wie es jetzt gekommen ist“. Nieheimer Bürgermeister spart nicht mit Bürokratie-Kritik Das Gewerbegebiet wurde in einen Allgemeinen Siedlungsbereich umgewandelt, wodurch der Ausbau von Sortimenten der zentralen Nahversorgung jetzt problemlos möglich sei. &bdquo;Dass diese Umwandlung im neuen Regionalplan vollzogen werden wird, war zu 1.000 Prozent klar und kreisweit abgesprochen“, so Schlütz. Das &bdquo;zwanghafte Zuwarten“ habe für den Investor in Summe ein Mehr an Baukosten im siebenstelligen Millionen-Bereich bedeutet. Etwas, das auch den Bürgermeister zornig macht, selbst wenn es seinen eigenen Geldbeutel gar nicht berührt. &bdquo;Es wird einfach deutlich, wie teuer die deutsche Bürokratie in einem Einzelfall werden kann - und wie unnütz solche Geldverluste sind“, so Schlütz. Ein neuer Aldi soll in Nieheim auch noch gebaut werden Und er fuhr fort: &bdquo;Die Tragik dieses Falls: Um solche Schäden zu verhindern und so etwas künftig weiteren Investoren und Kommunen zu ersparen, bräuchte es nur einen einzigen ergänzenden Satz im Landesbaurecht. Einen Satz, den es im kommunalen Baurecht schon lange gibt - und man glaubt es kaum, diese Regel funktioniert in Letzterem einwandfrei“. Der Satz, den Schlütz meint, ließe sich einfach aus dem Baurecht kopieren: &bdquo;In einem Regierungsbezirk, für den ein Beschluss über die Aufstellung eines Regionalplanes gefasst ist, ist ein Bauvorhaben zulässig, wenn anzunehmen ist, dass das Vorhaben den künftigen Festsetzungen des Regionalplans entspricht beziehungsweise diesen nicht entgegensteht“. Noch mehr Einzelhandel: Netto-Markt in Borgentreich schließt und baut um Schlütz habe sich intensiv darum bemüht, diesen Satz einfügen zu lassen - &bdquo;doch es hat nicht funktioniert“, sagt er. Wie gut, dass trotzdem der Bau des neuen Rewe-Marktes zu funktionieren scheint. Und: Steht das bisherige Rewe-Markt-Gebäude bald leer, wird es abgerissen und an seiner Stelle eine moderne Aldi-Filiale gebaut. Die Bagger werden im Alersfelde also noch länger rollen.

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