Nieheim. Das Sackmuseum wird verewigt: In diesem Jahr hat der Dumont-Verlag das Nieheimer Sackmuseum in den Museumsführer „Schräge Museen. Eine Reise zu den skurrilsten Sammlungen der Welt" aufgenommen. Weltweite Museen werden hier präsentiert, die mit besonderen Themen und Ausstellungen ihre Besucher anlocken.

Obwohl der Sack einer der ältesten Transportbehälter der Welt ist, würde er aber gnadenlos unterschätzt werden: „Es fängt schon bei dem Teebeutel an. Wenn man mittags Kartoffeln holt - dann im Sack. Und wenn wir die Reste des Tages entfernen, haben wir doch grüne, blaue und gelbe Säcke", schildert Ulrich Pieper, Vorsitzender des Heimatvereins Nieheim, die Alltäglichkeit des Sackes.
In kultureller Hinsicht erfahre der Sack jedoch zu wenig Wertschätzung. Dabei verbinde der Sack grundlegende Lebensrealitäten wie Elend und Reichtum miteinander: „Kein Gegenstand verdeutlicht Armut, Reichtum, Not und Elend so deutlich wie der Sack. Für Reichtum nehmen Sie den Geldsack. Die Kaufleute wurden früher als Pfeffersäcke beschimpft. Und wenn man nichts hat, muss man mit einem Sack betteln und hungern. In der Not bei Hochwasser nehmen die Menschen Sandsäcke", erzählt Pieper, den die gesellschaftliche Abwertung des Sackes verwundert: „Die Säcke werden immer negativ betrachtet. Da macht man sich gar keine Gedanken drüber. Eigentlich müsste es Lobeshymnen geben."
Fundus an Säcken, Beuteln und Tüten
Mit dem womöglich größten Fundus an Säcken, Beuteln und Tüten ermöglicht das Nieheimer Sackmuseum als einziges Museum weltweit einen umfangreichen Blick auf die vielschichtige Historie des Sackes. Begonnen hat alles mit einem Leihsack der Genossenschaft Nieheim, den Pieper auf dem Dachboden des 1983 gegründeten Heimatmuseums fand: "Auf dem Sack stand Nieheim drauf. Es war also ein Stück Heimatgeschichte", erzählt Pieper. Gemeinsam mit Postsäcken und anderen Säcken landete der Nieheimer Leihsack im Heimatmuseum: "Das fanden die Leute immer interessant. Da kam dann der Strohsack dazu, auf dem man schlief."

1985 wurde schließlich aus dem Heimatmuseum das Sackmuseum. Als der Nieheimer Heimatverein das neue Haus für das Heimatmuseum kaufte, sollte auch ein neues Namensschild her. Begeisterung gab es für Piepers Vorschlag "Sackmuseum" zunächst nicht. "Die größten Gegner von damals sind heute die größten Befürworter, weil sie eingesehen haben, dass das ,Museum im Kornhaus' viel zu alltäglich ist und die Leute vom ,Sackmuseum' redeten", blickt Pieper zurück.
Erwähnung bei den "Schrägen Museen"
Mit der Erwähnung im Sammelband "Schräge Museen" macht das Sackmuseum auch heute noch auf sich aufmerksam. Das Sackmuseum müsse sich hier nicht verstecken: „Das ist beachtlich, wenn wir da erwähnt werden. Aber unsere Sammlung ist noch lange nicht vollständig", sagt Pieper. Über 35.000 Produkte umfasst die derzeitige Sammlung. Ob Dudelsack, Klitschkos Boxsack, der Sack des Nikolaus oder ein Filtersack aus einem Atomkraftwerk: "Es gibt immer wieder begeisterte Besucher, die sich über neue Eindrücke freuen. Jeder Sack hat seine eigene Geschichte", sagt Pieper, der für das 35-jährige Bestehen im nächsten Jahr eine besondere Aktion plant.
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