Prozess gegen mutmaßlichen Betrüger aus Kreis Höxter: Nebulöse Aussage vor Paderborner Gericht

Kreis Höxter/Paderborn. Es ist deutlich nach 9 Uhr, dem Zeitpunkt also, an dem im Landgericht Paderborn die Großen Strafkammern an fast jedem Werktag mit ihren Verhandlungen beginnen, als Mario und Michelle T. (Namen geändert) den Saal betreten. Das Marienmünsteraner Ehepaar, dem die Staatsanwaltschaft, wie berichtet, eine Vielzahl von Betrugstaten vorwirft, hat ein Wägelchen mit drei großen Stapelboxen bei sich. Das sei unter anderem der Grund für die Verspätung, sagt Mario T. Schließlich habe man jedes der mit Aktenordner gefüllten Behältnisse einzeln durch die Schleuse tragen müssen. Die Vorsitzende Richterin der 8. Großen Strafkammer hörts und rät, sich mit diesem Wissen künftig zeitig auf den Weg ins Gericht zu machen. So richtig in Fahrt kommt die Verhandlung an diesem Tag aber erst später. Da sind zunächst gleich zwei Zeugen, die trotz ordnungsgemäßer Ladung und ohne jede Entschuldigung dem Gericht fernbleiben. Das wird sie teuer zustehen kommen, denn die Vertreter der Staatsanwaltschaft beantragen, für jeden ein Ordnungsgeld in Höhe von 500 Euro festzusetzen. Zeuge will nur im Beisein seines Anwalts vernommen werden Das bleibt einem 30-Jährigen aus Göttingen erspart. Er ist pünktlich erschienen – darf aber zunächst nur seine Personalien nennen. Denn die Verteidiger des Ehepaares sind der Ansicht, dass dieser Zeuge möglicherweise in die angeklagten Geschehnisse &bdquo;verstrickt“ sein könnte. Sie meinen, dass der junge Mann wenigstens einen Rechtsbeistand benötige, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, sich selbst im Zeugenstand zu belasten. Obschon das Gericht dafür keine Veranlassung sieht, bittet der 30-Jährige schließlich doch darum, in Anwesenheit eines Anwalts befragt zu werden. In zwei Wochen soll es so weit sein. Lesen Sie auch: Höxteraner wegen Betrugs vor Gericht: Ein Meister der Manipulation Anders läuft es bei einem 32-Jährigen, der zusammen mit Mario T. die Grundschulbank drückte und ihn wiedersah, als er sich auf dem Beratungssektor selbstständig machen wollte. Dieser Zeuge berichtet zwar, für den Verein des Angeklagten etliche Mobilfunkverträge abgeschlossen und Mario T. als Vorsitzendem die zumeist hochwertigen Apple-Geräte übergeben zu haben. Doch Kosten seien ihm nicht entstanden, sagt der Kasseler, schließlich seien Übernahmeverträge durch den Verein geschlossen worden. Handyladen-Mitarbeiterin hat Interessantes zu erzählen Obschon der 32-Jährige mehr als eine Stunde vernommen wird, bleibt vieles nebulös. Über die Räumlichkeiten des Vereins etwa, der unter dem Titel &bdquo;Familienhilfe – Gesellschaft zur Förderung von Menschen in Not“ auftrat, kann er nichts erzählen. Auch die Beschreibung seiner Aufgaben, die er als fest angestellte Vollzeitkraft zu erfüllen hatte, bleibt ebenso farblos wie dünn. Viel mehr als die Aussagen, er habe Spenden vor allem auf einer festen Fläche in einem großen Supermarkt akquiriert und ab und an geschäftliche Termine wahrgenommen, ist aus ihm nicht herauszubekommen. Die Vorwürfe im Überblick: Mammutprozess gegen vermeintliches Betrüger-Paar aus dem Kreis Höxter Interessanteres hat eine 32-Jährige zu berichten, die 2019 bis 2020 im Shop eines Mobilfunkanbieters arbeitete. Bei ihr waren viele Verträge abgeschlossen worden von angeblichen Mitarbeitern der &bdquo;Familienhilfe“, durchaus auch in Anwesenheit des Angeklagten. &bdquo;Für mich war das eine schöne Sache“, sagt die Zeugin. Denn sie habe ja von ihrem Arbeitgeber entsprechende Provisionen erhalten. Angeklagter versuchte, mit Verkäuferin in Verbindung zu bleiben Warum der Verein nicht selbst die Verträge abschloss, habe sie nie gefragt. Irgendwann habe sich ein &bdquo;schlechtes Gefühl“ eingestellt, sagt die junge Frau und erzählt, dass sich zuletzt vom Angeklagten &bdquo;unter Druck gesetzt“ gefühlt habe. Mario T. habe gewusst, dass sie sich damals in finanziellen, aber auch in persönlichen Schwierigkeiten befunden habe. Er könne &bdquo;gut mit Menschen umgehen“, erklärt sie, und habe stets den &bdquo;Eindruck vermittelt, dass man ihm vertrauen kann“. Der Prozessauftakt in Paderborn: Heißer Kampf um Verhandlungsbeginn Möglicherweise ein Trugschluss, denn die Zeugin erinnert sich auch daran, dass irgendwann ein großer Teil der abgeschlossenen Verträge nicht mehr bedient wurde. Außerdem habe sie erfahren, dass T. überall auf einer schwarzen Liste stehe. Daraufhin habe sie jeden Kontakt zum Angeklagten abgebrochen, dass er trotzdem versuchte, mit ihr in Verbindung zu kommen, habe sie als Bedrohung empfunden. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 4. September, fortgesetzt.

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