Betrugsprozess im Kreis Höxter: Zeugen berichten von massiven Kosten für Mobilfunk

Marienmünster. Es sind sehr verschiedene Menschen, die vor dem Landgericht Paderborn im Prozess gegen Mario T. (Namen geändert) und seine Frau Michelle aussagen. Die meisten, die die 8. Große Strafkammer in Paderborn bis zu diesem elften Verhandlungstag vernommen hat, gehören mit zu den Frauen und Männern, die laut Anklage gleich mehrere Mobilfunkverträge abgeschlossen haben im Glauben, damit für den Verein &bdquo;Familienhilfe – Gesellschaft für Menschen in Not“ etwas Gutes zu tun und sich zeitgleich etwas Geld hinzuzuverdienen, aber nicht selten auf den Kosten hängen blieben. Jeder von ihnen beschreibt seine Erlebnisse, die er vor allem mit Mario T. im Tatzeitraum hatte, auf äußerst unterschiedliche Weise. Kurt E. etwa, der zusammen mit seiner damaligen Freundin und dem kleinen gemeinsamen Kind dem Angeklagten sogar aus der Universitätsstadt Göttingen bis in eine Kleinstadt im Höxteraner Land gefolgt war, hat am neunten Prozesstag keinen Hehl daraus gemacht, dass er nicht nur eine finanzielle Bruchlandung erlitt, sondern sich auch persönlich stark getroffen fühlt. &bdquo;Ich war geblendet davon, dass ich in dem Verein eine Zukunft haben könnte“, erinnert sich der ehemalige Schauspielschüler und spricht von &bdquo;schweren Depressionen“, unter denen er litt, nachdem er und seine Freundin Mario T. und seinen Unternehmungen adieu gesagt hatten. &bdquo;Wir hatten das Gefühl, wir mussten aus einer Sekte fliehen“, so seine Rückschau. Weitaus weniger persönlich betroffen zeigt sich Ken D. Passend dazu: Betrugsprozess im Kreis Höxter: Verteidiger überschwemmt Gericht mit Anträgen Gleich mehrere Mobilfunkverträge bei der Familienhilfe abgeschlossen Der 26-Jährige, der mittlerweile seine Brötchen mit der Schauspielerei verdient, hatte gleichfalls 2019 mehrere Mobilfunkverträge für die &bdquo;Familienhilfe“ abgeschlossen – in dem Glauben, diese sei eine &bdquo;gute, soziale Einrichtung“. Tatsächlich erhielt er dafür 500 Euro, doch mit der vereinbarten Kostenübernahme durch den Verein klappte es anscheinend nur anfangs gut. Er habe ab einem bestimmten Zeitpunkt Mario T. ständig mahnen müssen, erinnert er sich. &bdquo;Und als die Kacke richtig am Dampfen war“, habe seine Mutter die Kosten übernommen. Als 2024 schließlich Post eines Inkasso-Unternehmens eintraf, in der im Namen eines großen Mobilfunkunternehmens rund 8.000 Euro gefordert wurden, schaltete er einen Rechtsanwalt ein. Dieser habe zwölf Klienten gehabt, die gleichfalls ihre Erfahrungen mit Mario T. gemacht hätten, erinnert sich Ken D., und habe für ihn alles geregelt. &bdquo;Urplötzlich hieß es, es sei alles getilgt.“ All das erzählt der junge Mann souverän, sachlich und selbstkritisch, doch als er auf jüngere Ereignisse zu sprechen kommt, ist ihm ein gewisser Abscheu deutlich anzumerken. Auch lesenswert: Zeugen im Prozess gegen Mann aus dem Kreis Höxter: &bdquo;Das war alles vorbereitet“ 3.600 Euro bekommt er zurück auf sein Konto überwiesen In diesem Frühling habe er zwei &bdquo;ekelhaft, süßlich riechende Schreiben“ erhalten. Dort sei die Frage gestellt worden, &bdquo;wie viel Geld noch aus den Mobilfunkverträgen ausstehe, wie viel ich aus eigener Tasche bezahlt hätte“, erzählt Ken D. &bdquo;Total unseriös“ sei ihm das vorgekommen. Deshalb habe er auch gar nicht reagiert. Trotzdem sei im August auf seinem Konto ein Betrag in Höhe von 3.600 Euro eingegangen – mit dem Verwendungszweck &bdquo;Erstattung Kosten Telefonkommunikation“. Für Ken D. war das anscheinend kein Grund zur Freude. Er hat seinen Rechtsanwalt beauftragt, ganz genau zu prüfen, wie hoch der Gesamtbetrag ist, den er und seine Familie zahlten, bis die abgeschlossenen Mobilfunkverträge ausgelaufen waren. Denn eins steht für den jungen Mann fest: &bdquo;Ich möchte nichts mehr mit dem Verein, nichts mehr mit diesem Namen zu tun haben.“ Und deshalb wolle er letztlich nicht mehr Geld annehmen, als ihm zustehe. &bdquo;Lieber stecke ich das Geld in den Gully.“ Die Verhandlung wird am Dienstag, 7. Oktober, fortgesetzt. Lesen Sie auch: Prozess gegen mutmaßlichen Betrüger aus Kreis Höxter: Nebulöse Aussage vor Paderborner Gericht

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