Neuer Kreisvorsitzender Lensdorf: "Die SPD hat eine gute Zukunft"

Kollerbeck/Kreis Höxter. &bdquo;Kaffeetrinker aller Welt vereinigt euch", steht auf der roten Karl-Marx-Tasse, in die Helmut Lensdorf seinem Besucher am Wohnzimmertisch Tee einschenkt. &bdquo;Das ist der Humor meines Sohnes Leon", berichtet der neue SPD-Kreisvorsitzende. Auch wenn die Szene eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt – mit der Sozialdemokratie im Kreis Höxter ist es ihm ernst. Und er sagt ihr selbstbewusst eine gute Zukunft voraus. &bdquo;Wir sind sehr motiviert und wir können einiges bewegen", sagt der Kollerbecker. Dass er das Amt des Kreisvorsitzenden in einer europaweit extrem schwierigen Phase der Sozialdemokratie übernimmt, sieht er gelassen. &bdquo;Ich bin nun mal jetzt und nicht vor zehn Jahren gefragt worden." Zugleich ist es für ihn ein großer Ansporn, denn dass die Sozialdemokratie eine wichtige gesellschaftliche und politische Kraft ist, davon ist er fest überzeugt. Sein tiefes sozialpolitisches Verständnis wurde von seinem Vater geprägt. Auch wenn dieser selbst nie das rote Parteibuch hatte, wurde er für seine Haltung auch angefeindet. Das weckte bei dem jungen Helmut Lensdorf auch ein bisschen Trotz. Er fühlte sich fortan der Sozialdemokratie verbunden. "Es gibt immer noch ähnlich unhaltbare Zustände in der Arbeitswelt" Offiziell eingetreten ist er in die Partei allerdings erst 1986. Auslöser war das Buch &bdquo;Ganz unten" von Günther Wallraff, in dem der Journalist von den schlimmen Arbeitsbedingungen für türkische Gastarbeiter berichtet. Das treibt den dreifachen Familienvater bis heute um und an. &bdquo;Es gibt immer noch ähnlich unhaltbare Zustände", sagt er und verweist als Beispiel auf die Paketboten, die vielfach für einen Hungerlohn unsere Online-Bestellungen ausliefern und trotz langer Arbeitszeiten nicht annähernd davon leben können. Das zu ändern sei einerseits Sache der großen Politik, andererseits könne auch jeder Einzelne mit seinem Handeln etwas tun. Die große Politik – das ist gar nicht unbedingt die Sache von Helmut Lensdorf. Bei der Kandidatenvorstellung sei er gefragt worden, ob er in den Bundestag möchte. &bdquo;Nein, diese Ambitionen habe ich nicht", sagt der Politiker. Der Kreis Höxter sei seine Sache. &bdquo;Hier kenne ich mich aus, hier möchte ich was bewegen", unterstreicht der 55-Jährige. Nicht allein, sondern im Team. Immer wieder hebt er die Bedeutung seiner Vorstandskolleginnen und -kollegen, das gemeinsame Planen und Handeln hervor. &bdquo;Ich muss nicht alles selbst machen. Ich möchte motivieren und moderieren", sagt Lensdorf, der als eine seine größten Stärken das Zuhören-Können nennt. Denn viele Kompetenzen und viel Expertise der Mitglieder und politisch Interessierter seien ungenutzt. Diese Basis- und Wurzelkompetenz möchte er noch besser mit der Gremienkompetenz in den Vorständen und Fraktionen verbinden. Mitmachen auch ermöglichen Mitmachen ist das Stichwort. Um besonders Menschen in ihrer intensiven Berufs- und Familienphase zum Engagement zu bewegen, brauche es &bdquo;politische Barrierefreiheit". Was sperrig klingt, illustriert Lensdorf an einer Sitzung des Kreisfinanzausschusses, was so aber auch in vielem Gremien der Kommunen zu beobachten ist: In der Runde vom meist über 50-jährigen Herren saß genau eine Frau – die Schriftführerin. Solche Zustände will der SPD-Kreisvorsitzende nicht als normal hinnehmen. &bdquo;Wir müssen jüngere Menschen nicht nur auffordern, sondern ihnen das Mitmachen auch ermöglichen." Konkret könnte man beispielsweise über Modelle des Mandatssharings nachdenken. Dabei würden sich zwei Politiker beispielsweise die fünfjährige Phase eines Ratsmandates teilen. Auch politische Projekte seien eine Form der Mitgestaltung. So kann aus seiner Sicht die Demokratie gestärkt werden, die nicht nur von Rechts bedroht, sondern von einer mangelnden gesellschaftlichen Repräsentanz geprägt sei. &bdquo;Unsere Räte und Gremien spiegeln nicht die Gesellschaft wider", unterstreicht er. Mehr Frauen gegen Platzhirschmentalität Lensdorf hat es sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil in der Politik deutlich zu erhöhen. Er ist überzeugt, dass es bei der nächsten Wahl möglich ist, den Frauenanteil in der SPD-Kreistagsfraktion auf 50 Prozent zu vergrößern. &bdquo;Das zu erreichen ist auch eine Aufgabe der Männer." Die von ihm geforderte Entwicklung in den politischen Gremien sei nicht gegen 60- bis 70-jährige Männer gerichtet, die Lust an Ratsarbeit haben, wohl aber gegen eine Platzhirschmentalität, die anderen den Spaß an Politik verwehrt. Denn Spaß an Politik und am Engagement gehört dazu. Wie die rote Karl-Marx-Kaffeetasse. Ob die Partei unter seiner Regie weiter nach links rücken wird? Lensdorf schüttelt den Kopf. Er mag diese Kategorien nicht. Offensiv vorwärts werde die SPD im Kreis Höxter gehen, kündigt er an. Mit einem eingespielten motivierten Team.

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