Das Allersheimer Bier wird schon in Westheim abgefüllt

Holzminden/Marsberg-Westheim. Schneller als gedacht und geplant musste man reagieren, um das Bier aus Allersheim in die Flaschen und zu den Menschen zu bringen. Nach dem Zusammenschluss mit der Gräflich zu Stolberg’schen Brauerei Westheim unter deren Dach – zum Jahresbeginn verkündet – sollten die Produktion und Abfüllung in Holzminden eigentlich bis mindestens in den Herbst weitergehen. Doch es kam anders. Schon heute wird deshalb das Allersheimer im 70 Kilometer entfernten Sauerland abgefüllt. Zumindest schon in Teilen. Und bald mehr. Nach dem Brauereifest am Sonntag, 20. April, in der Gräflichen Brauerei werde die Abfüllung des Allersheimer Bieres dann komplett in Westheim erfolgen, sagt Moritz von Twickel. Bis dahin ist es parallel zum eigenen Bier zunächst die Abfüllung in Flaschen. Fässer würden derzeit noch in Allersheim abgefüllt, erklärt der Eigentümer und Geschäftsführer im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Warum so schnell? In Allersheim hätten sich einige Mitarbeiter bereits anderweitig orientiert. Sprich: Es herrscht Personalmangel. Eigentlich wollten die beiden Brauereien erst im Herbst diesen Schritt gehen. Nun habe man flexibel auf die neue Situation reagieren müssen. &bdquo;Es ist nicht alles planbar“, sagt von Twickel. Aber man habe in Westheim &bdquo;ein sehr gutes Team und kann flexibel reagieren“. Flexibel reagieren heißt auch, dass neue Maschinen installiert werden und neue Flaschenformate beid er Abfüllung integriert werden müssten. Und nicht zuletzt: Dass das Bier per Tankwagen von Allersheim nahe Holzminden bis ins Sauerland zum Abfüllen transportiert werden müsse. Und es seien bereits fünf neue Arbeitsplätze dadurch in Westheim entstanden – nicht nur in der Abfüllung, sondern auch in Lager und Logistik. Moritz von Twickel macht aber deutlich: Gebraut würden Allersheimer-Produkte wie besprochen bis Herbst in Allersheim. Produktion von 60.000 Hektoliter auf 120.000 verdoppelt Das Brauen der Biere soll danach sukzessive dann die Brauerei Westheim übernehmen, die damit ihre Produktion von bisher 60.000 Hektolitern auf 120.000 Hektoliter verdoppeln wird. So war es Anfang Januar nach Bekanntwerden des Zusammenschlusses verkündet worden. Den 29 Mitarbeitern der Allersheimer Brauerei sollte damals auch ein &bdquo;ehrliches“ Übernahmeangebot im Hochsauerlandkreis zu gleichen Konditionen wie bisher gemacht werden. Offenbar hätten sie sich aber anderweitig orientiert, hieß es. Dennoch hatte Allersheimer-Geschäftsführer Dirk Brüninghaus im Januar verkündet, dass die Service- und Logistikhalle und der Veranstaltungsservice in Holzminden weiter genutzt würden – und dort etwa ein Drittel der Mitarbeiter am bisherigen Standort weiterarbeiten könne. Als Grund für die Fusion unter dem Dach der Westheimer waren Preisanstiege und der Rückgang beim Bierkonsum genannt worden, dazu der Wegfall der Feste während der Corona-Pandemie und damit verbunden ein Investitionsstau in Allersheim – weil das Geld dafür fehlte. Auf etwa sechs Millionen Euro hatte Gesellschafter Alexander Fitz (übernahm die Mehrheitsanteile bei Allersheim erst 2021) den Investitionsbedarf in neue und energieeffizientere Anlagen beziffert, dazu müssten Sudhaus und Anlagen ersetzt werden. Fitz – Hotelier aus Bad Arolsen – hatte angesichts der roten Zahlen einen Partner gesucht – und ihn in der Westheimer Brauerei gefunden, unter deren Dach nun Allersheimer und Arolser Biere (seit 2023 in Allersheim) gebraut werden sollen. Die Alternative zum Zusammenschluss wäre demnach offenbar die komplette Schließung gewesen, so hatten es die Verantwortlichen im Januar klar kommuniziert. Und auch Moritz von Twickel hatte angesichts der Konkurrenz der &bdquo;Fernsehbiere“ betont: &bdquo;Wer in seinen Märkten dauerhaft erfolgreich sein will, muss flexibel und schnell auf diesen Markt reagieren.“ Das war genau jetzt auch in Westheim der Fall. Brauerei-Geschichten Fast 170 Jahre alt ist die Braugeschichte in Allersheim. Die Brauerei war 1854 von Amtsrat Otto Baumgarten gegründet worden, der sich neben dem Ackerbau ein zweites Standbein aufbauen wollte. Schon 1900 betrug der Bierausstoß 40.000 Hektoliter. Vor 20 Jahren lag die Produktion nach Unternehmensangaben noch bei etwa 120.000 Hektolitern, sank aber kontinuierlich auf etwa 60.000 Liter zum Jahresbeginn. Zu den bekanntesten Produkten zählen das Allersheimer Bügelpils, Allersheimer 1854, das Corveyer Pils und die Caluna-Limonaden. Die mittelständische Privatbrauerei in Westheim hat die Zahl 1862 als Gründungsjahr in der Geschichte stehen, wobei auf dem Gut Westheim schon zuvor Bier für den Eigenbedarf gebraut worden war. Das Unternehmen ist im Familienbesitz. Moritz von Twickel ist der Urururenkel des Firmengründers Graf Joseph Theodor zu Stolberg-Stolberg. 1848 hatte der einen ersten Verkaufsansatz für Bier gestartet, der aber wieder eingestellt wurde. 1862 wurde dann der Braubetrieb gegründet. In der Westheimer Brauerei direkt an der Grenze zum Kreis Höxter arbeiteten zum Jahresbeginn bereits 43 Mitarbeiter – und es werden nun mehr.

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