Leck in Holzminden: Gas verteilte sich über Abwasserleitungen

Holzminden. Bis 1 Uhr in der Nacht waren rund 200 Feuerwehrleute der Orts-, Stadt- und Kreisfeuerwehr Holzminden im Einsatz, nachdem am frühen Nachmittag bei Arbeiten am Lüchtringer Weg eine Gasleitung wie auch ein Abwasserkanal beschädigt wurden. Weil sich das Gas, es handelte sich laut Kreisfeuerwehr um Propangas, das zur Versorgung der Haushalte dient, über den lädierten Abwasserkanal auch in der Kanalisation ausbreitete und so auch an die umliegenden Hausanschlüsse gelangte, musste die Feuerwehr ein ganzes Wohngebiet evakuieren. "Die Ortsfeuerwehr wurde um 15.45 Uhr alarmiert", rekapituliert Hendrik Meier, Sprecher der Kreisfeuerwehr Holzminden, im Gespräch mit der "Neuen Westfälischen". Im weiteren Verlauf seien immer mehr Feuerwehrkollegen hinzugezogen worden. Zunächst die Stadtfeuerwehr, die Feuerwehren aus Silberborn und Neuhaus, die Werksfeuerwehren von Stiebel Eltron und Symrise sowie auch die Kreisfeuerwehr. Um die Versorgung der Solling-Ortschaften während des "kräftezehrenden" Großeinsatzes zu gewährleisten, rückte die Feuerwehr aus Schönhagen Richtung Landkreis Holzminden aus. Neben den Feuerwehren waren weitere rund 120 Einsatzkräfte an der "klasse Team-Leistung" beteiligt, wie Holzmindens Bürgermeister Christian Belke lobt. Der DLRG, die Johanniter, das Ordnungsamt und auch die Stadtwerke Holzminden. 166 Menschen in Notlager versorgt In der Wohnsiedlung gemeldet sind 450 Personen. Tatsächlich evakuiert wurden am Montagabend etwa 300, schätzt Hendrik Meier. Viele konnten bei Verwandten oder Bekannten unterkommen, für diejenigen, die so spontan keine Bleibe für die Nachtstunden fanden, wurde auf dem Energy-Campus von Stiebel Eltron ein Notauffanglager eingerichtet. Die Johanniter versorgten laut Belke dort 166 Personen mit Getränken. Mit einem Dankesbrief will sich das Stadtoberhaupt bei dem Unternehmen für die Hilfe erkenntlich zeigen. Die Regionalbus Braunschweig GmbH habe Busse für die Evakuierung organisiert. Weder das nahe gelegene Unternehmen Stiebel Eltron noch die Glashütte der O-I Germany waren von dem Gas-Alarm unmittelbar betroffen - "Gott sei Dank", sagt Meier. Noch in der Nacht wurde in den Gebäuden der Wohnsiedlung die Gaskonzentration gemessen. In den allermeisten Häusern sei diese recht gering gewesen, sagt Meier. In einigen wenigen konnten die Fachleute aber sehr viel Gas nachweisen. "Das zeigt uns, dass es absolut richtig war, so vorzugehen", sagt Meier. Gegen 1 Uhr in der Nacht war der Großeinsatz für die Feuerwehren beendet. Gasmessungen am Dienstag in den betroffenen Häusern Am Dienstagmorgen führten die Stadtwerke jedoch eine weitere Messung in den Häusern durch, am Nachmittag sollte eine weitere folgen, wie Christian Belke berichtet. In einigen wenigen Häusern konnte bislang noch gar nicht gemessen werden, weil die Bewohner nicht vor Ort waren. Sie finden, wie Belke sagt, einen Zettel an der Tür, der sie bittet, sich bei der Stadt zu melden, ehe sie ihr Heim wieder betreten. Die Lecks an Gas- und Abwasserleitung seien am Montag zunächst mit einer großen Schelle abgedichtet worden, sagt Belke. Nun müssten die Schäden repariert werden. Außerdem müsse rekapituliert werden, wie es zu den Schäden kommen konnte, gegebenenfalls, sagt der Bürgermeister weiter, müssten auch noch haftungsrechtliche Fragen geklärt werden. Die Bewohner des evakuierten Wohngebiets konnten noch in der Nacht in ihre Häuser zurückkehren. Auch wenn zwischenzeitlich vorsichtshalber für einen "Massenanfall von Verletzten" alarmiert worden sei, wie der Kreisfeuerwehrsprecher berichtet, habe es "glücklicherweise keine Verletzten" gegeben. Meier richtet auch noch lobende Worte an die Bewohner, die allesamt "gut mitgearbeitet" hätten. Während des Einsatzes war der Bereich Lüchtringer Weg und Sylbecker Berg für den Verkehr gesperrt. Auch auf der Schiene fuhr zwischen Höxter und Holzminden währenddessen nichts.

Meistgelesen