Umsatzrückgang ist deutlich

Stiebel Eltron aus Holzminden schrumpft um mehrere 100 Beschäftigte

Das Unternehmen muss harte Einschnitte machen. Ein Freiwilligenprogramm und eine zehnprozentige Arbeitszeitabsenkung sollen dem Wärmepumpenhersteller aus Holzminden helfen.

Der Stiebel-Eltron-Hauptsitz in Holzminden: Im Werk in Holzminden werden vorwiegend Wärmepumpen gefertigt. | © Ralf T. Mischer

20.12.2024 | 20.12.2024, 12:00

Holzminden. Angesichts eines massiven Rückgangs des Heizungsmarktes in Deutschland und speziell des Wärmepumpenabsatzes in nahezu allen relevanten europäischen Ländern musste Stiebel Eltron in diesem Jahr „frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um den Umsatzrückgang in den Planungen entsprechend zu berücksichtigen“, teilt das Unternehmen am Donnerstag mit. Kostensenkungsmaßnahmen und Kurzarbeit waren die Folge. Mittlerweile sei zwar die Talsohle im Absatz durchschritten, die Erholung finde jedoch auf einem sehr niedrigen Niveau statt.

Deswegen war die Unternehmensgruppe gezwungen, längerfristig Personalkosten einzusparen. Die Ziele konnten über ein Freiwilligenprogramm sowie eine nun vereinbarte Arbeitszeitabsenkung für die Beschäftigten im indirekten Bereich erreicht werden. „Mit diesen Maßnahmen sind wir gut aufgestellt für die Zukunft“, ist der Vorsitzende der Geschäftsführung, Kai Schiefelbein, überzeugt.

Der Umsatzrückgang der Stiebel-Eltron-Gruppe im Vergleich zum Vorjahr wird voraussichtlich rund 25 Prozent betragen. „Der Marktrückgang beträgt knapp 50 Prozent, wir stehen also im Vergleich noch einigermaßen gut da“, so Schiefelbein. „Dennoch waren wir gezwungen, uns den veränderten Zahlen anzupassen.“ Über ein Freiwilligenprogramm, bei dem unter anderem rentennahen Jahrgängen Angebote für einen vorzeitigen Renteneintritt gemacht worden seien, konnten rund 15 Prozent der geplanten 25 Prozent Personalkosteneinsparungen erreicht werden.

Newsletter
Wirtschaft
Wöchentlich die neuesten Wirtschaftsthemen und Entwicklungen aus OWL.

So viele Menschen sind zum Jahresende noch dort beschäftigt

Die weiteren Einsparungen würden über eine Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung abgedeckt, die im Wesentlichen eine zehnprozentige Arbeitszeitabsenkung für die indirekt Beschäftigten vorsieht – vereinbart für ein Jahr. Insgesamt schrumpfte das Unternehmen um mehrere Hundert Beschäftigte, so dass zum Jahresabschluss 2024 weltweit noch rund 5.000 Menschen beschäftigt werden.

„Ich bin dem Betriebsrat und der Gewerkschaft sehr dankbar für die konstruktiven Gespräche und das Verhandlungsergebnis, mit dem unserer Meinung nach alle Seiten vor dem Hintergrund der schwierigen Situation zufrieden sein können“, erklärt Schiefelbein.

Lesen Sie auch: Stellenabbau droht: Minister Habeck muss sich bei Stiebel-Eltron Kritik anhören

„Für das Jahr 2025 sind wir optimistisch und gehen von einer deutlichen Erholung des Heizungs- und insbesondere des Wärmepumpenmarktes aus. Die Förderung für Wärmepumpen läuft, die Anzahl der Förderanträge nimmt seit dem Juni kontinuierlich zu, die Diskussion in den Medien hat sich versachlicht und es hat sich in der Bevölkerung herumgesprochen, dass die Wärmepumpe die Lösung für mehr Klimaschutz im Gebäudebereich ist. Und nicht zuletzt: Stiebel Eltron und Tecalor bauen hervorragende Wärmepumpen, mit denen fast jedes Haus, egal ob Altbau, Neubau, Einfamilienhaus oder Geschosswohnungsbau, beheizt werden kann.“

Was den Verantwortlichen bei Stiebel Eltron noch Sorgen bereitet

Ein Unsicherheitsfaktor sei die unklare politische Situation in Deutschland. Allerdings müsse auch jede neue Regierung dafür Sorge tragen, dass die Dekarbonisierung des Wärmemarktes erfolge. Schiefelbein: „Es muss klar sein und auch kommuniziert werden, dass es kein Zurück zu mit fossilen Energieträgern beheizten Wärmeerzeugern gibt, sondern dass aus Klimaschutzgründen künftig mit erneuerbarer Energie geheizt werden muss, da die Klimaschutzziele auf nationaler und europäischer Ebene verbindlich fixiert sind. Und es muss deutlich gemacht werden, dass niemand mit seiner Investition in zukunftssichere, mit erneuerbarer Energie betriebenen Heiztechnik auf die kommunale Wärmeplanung warten muss. Niemand wird zum Austausch seiner Wärmepumpe oder seines Pelletkessels gezwungen werden, selbst wenn sein Haus innerhalb eines Nah- oder Fernwärmegebietes liegen sollte.“

Veränderung im Unternehmen: Er ist der Neue bei der Stiebel-Eltron-Gruppe in Holzminden

Die Politik könne unterstützen, wenn die Kommunen zunächst zeitnah ausweisen würden, in welchen Gebieten es definitiv keine Fern- oder Nahwärme-Angebote geben werde – wie es in Berlin beispielsweise gerade geschehen sei.