So kommt Heizungsbauer Stiebel Eltron durch die Krise

Holzminden. Das erste Corona-Jahr war für das Holzmindener Unternehmen Stiebel Eltron das Jahr mit dem besten Umsatz in der mehr als 90-jährigen Geschichte: Das sagt Unternehmenssprecher Henning Schulz über die mehr als 700 Millionen Euro, die zum Abschluss des Geschäftsjahres unterm Strich stehen werden. Angetrieben wurde das Geschäft auch und vor allem von den deutschsprachigen Ländern im Kern Europas. Und gesichert durch eine hohe Fertigungstiefe vor Ort. Das heißt eine große Unabhängigkeit von Importen. Sowie frühzeitigem Agieren beim Einkauf lebensnotwendiger Dinge für die Fertigung und Produktion inklusive eines zweiten Weges der Belieferung oder zweiten und dritten Quellen für die Zulieferung. Entgegen dem allgemeinen Credo, &bdquo;bloß nichts bevorraten" habe Stiebel Eltron einen &bdquo;guten Mittelweg" gewählt, um aus einem Vorrat auch in der Corona-Krise schöpfen zu können, sagt Schulz. Unternehmen unter den Top Drei in Europa Zumal der Geschäftsbereich Wärmepumpen im übergeordneten Kontext Klima mit Abstand den meisten Umsatz einbringe – und auch der Ausblick für das Unternehmen unter den Top Drei in Europa &bdquo;ungebrochen gut" sei. Rund 80.000 davon wurden 2019 in Deutschland abgesetzt, 120.000 in 2020: &bdquo;Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir davon noch ein paar Hunderttausend mehr", sagt Schulz. Ein weites Feld, auf dem sich das Holzmindener Unternehmen weiterhin tummeln möchte. Und sogar darüber nachdenkt, zu vergrößern und zu expandieren. &bdquo;Wir benötigen verlässliche Ausbaupfade dafür in Deutschland, um Kapazitäten, um Hallen aufzubauen. Personal suchen wir ohnehin." Und es müsse sich dringend etwas tun auf dem Strompreismarkt, denn: &bdquo;Der Stromkunde ist heute die Melkkuh in Deutschland." Deshalb sei die richtige Entwicklung, am CO2-Preis zu drehen. Eine Entwicklung, die aber noch viel zu langsam verlaufe. Denn fossile Energie werde künstlich billig gehalten, verursache Schäden an der Umwelt – &bdquo;und der Stromkunde zahlt, auch für die Wetterextreme." &bdquo;Besser Bauen lohnt sich" Schulz weist darauf hin, dass bis Ende Dezember in Neubauten die Wärmepumpen gefördert worden seien – das sei zwar eingestellt, doch ab 1. Juli dieses Jahres gebe es eine neue Fördermöglichkeit für Häuslebauer, bei der das gesamte Haus aus Sicht des Einsatzes erneuerbaren Energien betrachtet werde. Sein Credo: &bdquo;Besser Bauen lohnt sich." Er verweist auf ein neues Tool auf der Internetseite von Stiebel Eltron (GEG-Systemberater) mit einem hohen Gaming-Faktor und einem noch höheren Nutzen bei der Berechnung des Einsatzes dieser neuen Technik: Dabei können Kunden am Computer vorab checken, ob ihr Wunschhaus genehmigungsfähig für eine solche Förderung ist. Ein weiterer Umsatztreiber ist derzeit der Bereich Lüftung – nicht zuletzt getrieben von den Coronapandemie-Vorgaben für geschlossene Räume. Normalerweise bei internationaler Messe Normalerweise wäre jetzt im Frühjahr die alle zwei Jahre anstehende Messe ISH in Frankfurt – für Wasser, Wärme und Klima. Dieses internationale Branchentreffen für Handwerker und Partner findet nun nur digital statt. Dennoch sei Stiebel Eltron durchgängig produktions- und lieferfähig geblieben. Auch bei den Menschen habe man früh die Schutzmaßnahme gegen Corona hochgefahren, sagt der Unternehmenssprecher. So wurden beispielsweise am Stammsitz in Holzminden schon um den Jahreswechsel mehr als 1.000 Mitarbeiter getestet. Im Februar 2020 bereits sei das Werk in China dichtgemacht worden und habe nur unter großen Auflagen wieder öffnen dürfen: Diese Sicherheitsmechanismen habe man auch eins zu eins auf Holzminden übertragen. Inklusive Abstand von sogar vier Metern, zeitlicher und räumlicher Entzerrung, Hunderten regelmäßigen freiwilligen Tests in der Woche sowie einer Aufteilung der Präsenzmitarbeiter in feste Schichten und Desinfektion zum Schichtwechsel. Der Krisenstab sorgt dafür, dass ein Großteil der Mitarbeiter im Verwaltungsbereich – bis zu 90 Prozent – ins Homeoffice gehen konnte. &bdquo;Die Stimmung ist gut, weil wir so gut durchkamen und so viel zu tun haben", fasst Schulz zusammen. Mahnt aber auch: &bdquo;Die Zündschnüre werden kürzer", sagt er mit Blick auf die fehlenden sozialen Kontakte. Dass heute digital mehr möglich sei als noch vor einem Jahr gedacht, das werde auch die Zukunft weiter beeinflussen, prognostiziert er eine Veränderung der Gesprächs- und Meeting-Struktur für die Nach-Corona-Zeit.

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