NRW-Windkraftbranche jammert im Kreis Höxter auf Rekordniveau

Kreis Höxter. Es gib Lachs und Gemüse, aber auch belegte Brötchen. Und man muss im Gedränge am Büfett schon ein bisschen aufpassen, dass man sich den feinen Zwirn nicht aus Versehen beschmutzt. Immerhin ist der Weg zum Stehtisch nicht weit. Zwischen zwei Kartoffelecken wird im gediegenen Ambiente des Gräflichen Parks über die neusten Entwicklungen der Windenergiebranche gefachsimpelt, werden Projekte und Probleme besprochen. Man kennt sich gut, es wird viel geredet gelacht in den Pausen zwischen den unzähligen Fachvorträgen, die im Programmheft stolze acht Seiten umfassen und sich mit Gesetzen, neusten Techniken aber auch schon mit dem Rückbau befassen. Die gute Stimmung bei den 13. Windenergietagen in NRW kommt nicht von ungefähr. Landesweit wurden in diesem Jahr bereits fast 200 Anlagen in Betrieb genommen, die Schallmauer von 1.000 Megawatt Zubau wurde ausgerechnet am 11. November durchbrochen. &bdquo;Wir haben den alten Rekord von 2017 pulverisiert“, jubiliert Christian Vossler, neuer Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW). Kreis Höxter bundesweit auf Rang zwei Im Kreis Höxter sind bis dato zwar nur neun Anlagen in Betrieb genommen, aber stolze 105 Anlagen mit einer Leistung von 699 Megawatt genehmigt worden. Bundesweit Rang zwei hinter dem Emsland-Kreis. Aber – bezogen auf die Leistung – mehr als in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt oder Baden-Württemberg insgesamt. Im Detail sind die Zahlen im Kreis Höxter noch viel spannender, dazu aber später mehr. Denn die Branche will sich von den guten Zahlen nicht blenden lassen und hat aktuell zwei große Bereiche ausgemacht, die den Schwung beim Windkraftausbau massiv ausbremsen. Und eines davon können die Menschen im Kreis Höxter fast täglich sehen: Der Wind weht stramm, doch viele Windräder stehen still: Die Stromnetze sind überlastet, die Speicherkapazitäten fehlen. Windkraft im Kreis Höxter: Landrat fordert mehr Geld und schärfere Gesetze Strom für 90.000 Haushalte wurde demnach allein in Ostwestfalen-Lippe nicht produziert, weil die Anlagen abgeriegelt wurden. Eine Stadt wie Minden hätte man so versorgen können, rechnet Vossler vor. Übersetzt in den Kreis Höxter hätte man damit Höxter, Warburg, Brakel und Bad Driburg das ganze Jahr versorgen können. Das Problem mit den Netzanschluss Und je mehr Anlagen jetzt ans Netz gehen (sollen), umso größer wird das Problem. Denn die Projektierer haben immer größere Schwierigkeiten, die Anlagen überhaupt anschließen zu können. &bdquo;Netzanschlusspunkte sind ein knappes Gut“, sagt LEE-Sprecher Ralf Köpke. Und Vossler ergänzt: &bdquo;Was nützt die schönsten Genehmigungen, wenn die Anlagen anschließend nicht gebaut werden können, weil es kein Netz gibt?“ Die Netzanschlüsse seien aktuell die Achillesferse der Energiewende. Da auch Projektierer zwei Füße haben, gibt es noch eine Zweite: die Schwerlasttransporte. Constanze Muschter, Vorständin bei der Genossenschaft für Schwertransporte und Kranarbeiten, berichtet vom großen Behördenwahnsinn, dafür Genehmigungen zu bekommen. Pro Windrad sind bis zu 25 nötig, und jeder muss einzeln beantragt werden. Aber nicht bei einer Behörde, sondern bei jedem Straßenbaulastträger einzeln. Da können locker schon mal 20 Behörden oder mehr zusammen kommen. Marode Brücken behindern Windkraftausbau Hinzu kommt, dass viele Brücken und Straßen zu marode für Schwerlasttransporte sind. Dann muss umgeplant werden – die Anträge wandern unzählige Male hin und her. Mutscher fordert ein projektbezogenes Denken – sprich ein Antrag für alle Transporte für ein Windrad. Und einen besseren Dialog zwischen Unternehmen und Behörden. Den wünscht sich der LEE auch im Bezug auf die Stromnetze und schlägt einen NRW-Netzanschlussgipfel sowie den Überbau der Netzverknüpfungspunkte vor. Experte erklärt im Kreis Höxter: Wie profitieren Bürger finanziell von Windrädern? Ein massiver Ausbau der Netze wird auch im Kreis Höxter notwendig sein, blickt man auf die aktuellen Ausbauzahlen, die die Kreisverwaltung auf NW-Anfrage mit Stand 20. November nennt: 179 Windräder mit einer Leistung von 360 Megawatt sind am Netz, 244 weitere aktuell genehmigt. Davon werden derzeit 55 tatsächlich gebaut oder stehen direkt vor der Inbetriebnahme – und allein die haben mit 340 Megawatt fast die gleiche Leistung wie die, die sich zwischen Marienmünster und Willebadessen aktuell drehen. Zudem sind 223 Anlagen beantragt. Sie hätten eine Leistung von fast 1.500 Megawatt.

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