Mutmaßlicher Wolfs-Riss: Schäfer aus dem Kreis Höxter berichtet von Schock und Angst

Brakel-Auenhausen. Pascal Rolff wurde gesagt, er müsse nun ein halbes Jahr auf die Ergebnisse warten. Doch das wäre ein Zeithorizont, mit dem der Schafhalter nicht umgehen kann. &bdquo;Soll ich jetzt meine Tiere ein halbes Jahr nicht rauslassen?“, fragt er besorgt. Kommenden Montag, sagt er, will er in Recklinghausen anrufen und nachfragen, was bei dem Test rausgekommen ist. &bdquo;Ich habe nachgesehen, DNA-Tests dauern meist fünf bis sechs Tage.“ Ob er erfahren wird, was für ein Tier sein Schaf getötet hat? Pascal Rolff aus Auenhausen befürchtet, es könne ein Wolf gewesen sein. Am vergangenen Sonntag fand er den Kadaver nur wenige Meter von einem Viehwagen entfernt, der dem wolligen Tier Schutz geboten hätte. &bdquo;Das war ein Schock“, erzählt der Halter im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. &bdquo;Man denkt erst, das Schaf schläft nur.“ Doch es schlief nicht. Bilder, die der Neuen Westfälischen vorliegen, zeigen ein Tier mit aufgerissenem Torso. Der Brustkorb ist in weiten Teilen freigelegt, weiße Rippen neben rosarotem Fleisch sind zu sehen. Hals und Kopf sind augenscheinlich nicht verletzt, aber in unnatürlichem Winkel zur ewigen Ruhe gekommen. Die Hinterläufe scheinen intakt, die Vorderbeine sind auf der Aufnahme nicht zu entdecken. Rund um den Kadaver liegen ein paar Büschel braun-grauer Wolle im grünen Gras. Lesen Sie auch: Verdacht: Wolf soll Schaf im Kreis Höxter gerissen haben Weide lag in unmittelbarer Nähe zum Dorf Das Schaf, ein Bock, war erst wenige Wochen vor seinem Tod zur kleinen Herde dazugestoßen. Er sollte der Zuchtbock werden und die Muttertiere decken – &bdquo;das wird jetzt nichts mehr“, sagt der Auenhäuser, der insgesamt 45 Schafe und Ziegen in &bdquo;vier Truppen“ an unterschiedlichen Standorten hält. Das tote Schaf gehörte zu der kleinen Herde, die in unmittelbarer Nähe zu Rolffs Zuhause grasten. &bdquo;200 Meter hinterm Haus“, schätzt er. Und damit nah dran am 120-Seelen-Dorf Auenhausen. Auch wenn er, wie er versichert, kein Wolf-Gegner sei, verursacht der Vorfall bei ihm ein mulmiges Gefühl. Sorge. Um seine Tiere einerseits, aber als Vater auch zum Beispiel um die Kinder. Er kennt die Nachricht vom August, als in Utrecht in den Niederlanden ein sechsjähriges Kind im Wald von einem Wolf angegriffen und mitgeschleift wurde. Weil dessen Eltern und andere Passanten auf das Tier mit Stöcken eingeschlagen hatten, ließ der Wolf von dem Kind ab. Wolfsbeauftragter aus dem Kreis Höxter nahm DNA-Probe Solche Angriffe sind extrem selten und auch nicht typisch für Wölfe. Experten etwa vom Nabu gingen damals davon aus, dass das niederländische Tier in der Vergangenheit vielleicht angefüttert oder mit Futter angelockt worden sein könnte und so in die Nähe der Menschen kam. Doch können solche Nachrichten dennoch Angst machen. &bdquo;Man weiß ja nicht, wie die drauf sind, wenn die im Blutrausch sind.“ Der letzte Vorfall im Kreis Höxter: DNA-Proben bestätigen Wolfsangriff in Willebadessen Noch allerdings steht noch nicht fest, dass es ein Wolf war – auch wenn vieles darauf hindeutet. Klarheit soll der DNA-Test bringen. Ein Wolfsbeauftragter sei am Sonntag bei ihm gewesen und habe Proben genommen. Rolff musste sich aber auch einen Rüffel anhören, weil er den Kadaver bewegt hat. Mit Handschuhen habe er das Tier von der Weide per Schubkarre in eine Scheune gebracht und abgedeckt, erzählt der Hobby-Schafhalter. Denn, erklärt er sich, der tote Körper hätte sonst allerlei &bdquo;Viecher“ angezogen und so nah am Dorf konnte und wollte er den übel zugerichteten Kadaver auch nicht offen liegen lassen. Schafherde aus dem Kreis Höxter geschockt Nicht nur Menschen macht der Anblick des Schafs etwas aus, auch die anderen Vierbeiner haben mitbekommen, dass etwas Schlimmes passiert ist. &bdquo;Die Tiere waren geschockt“, erinnert sich Pascal Rolff. Er entschied, die Tiere nach dem Angriff zwei, drei Wochen früher als geplant in den Stall zu nehmen. Doch dafür musste er die Tiere an dem Kadaver vorbei bugsieren. &bdquo;Das war richtig schwer, sie reinzuholen“, sagt er. Die Schafe hätten partout nicht in die Nähe des Kadavers gewollt. Für den Hintergrund: Mindestens 1.636 Wölfe leben in Deutschland Mittlerweile sind die Überreste des Bocks beseitigt. Der Abdecker hat den Kadaver am Montag abgeholt. Die Ungewissheit bleibt. Wird bleiben, bis die DNA-Ergebnisse vorliegen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass es ein Wolf war, wird sich für Pascal Rolff auch die Frage stellen, wie er seine Tiere schützen kann. Schon jetzt seien sie von einem einen Meter hohen Weidezaun geschützt gewesen. Dazu hätten Pferdeanhänger und Viehwagen bereitgestanden, dass die Schafe reingehen konnten. Hütehunde für jede kleine Herde, sagt Rolff, könne er sich nicht leisten: &bdquo;Das geht nicht.“ Und so zieht er für sich das Fazit: &bdquo;Mehr kann ich leider nicht tun.“

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