Schandfleck versteigert: Grundstück von Ex-Bordell bei Höxter hat einen neuen Besitzer

Höxter. Wer will den Schandfleck von Lütmarsen haben? Diese Frage sollte vor dem Amtsgericht Höxter geklärt werden. Dort fand die Zwangsversteigerung von insgesamt vier Grundstücken statt – ein Knackpunkt, wie sich später herausstellte. Auf den Grundstücken an der Landesstraße 755 stand einst die &bdquo;Oase“, eine bekannte Tanzbar, die später auch einen nicht offiziellen Puff beinhaltete. Es folgten Polizeieinsätze, Namensänderungen und 1994 schließlich ein Brand. Seitdem rottete das Grundstück vor sich hin, ehe der Tornado 2022 das Gebäude schwer beschäftigte. Die Stadt Höxter griff ein, lies das Gebäude umgehend abreißen. Gefahr im Verzug. Vom Besitzer keine Spur. Dabei ist er der Stadt noch einiges an Geld schuldig. Die Stadtkasse trat als Gläubiger vor dem Amtsgericht auf, hoffte jetzt bei der Zwangsversteigerung ebenso wie die insgesamt sechs Besucher, auf einen Käufer, der sich der Sache annimmt. Viele Interessierte im Vorfeld der Zwangsversteigerung Doch lange sah es nicht danach aus. Viele interessierte Anrufer habe es im Vorfeld gegeben, auch die Stadt Höxter hatte Interesse bekundet, sich am Ende jedoch dagegen entschieden. Der Verkehrswert wurde für jedes Grundstück mit 0,25 Euro festgelegt, seien sie doch wertlos aufgrund der Lage. Ebenso müsse der Bauschutt aufwendig und getrennt entsorgt werden – zusätzliche Kosten also für den neuen möglichen Eigentümer. Passend dazu: Nach Bordell-Abriss: Was passiert mit dem Schutt am Rande von Höxter? Dennoch: das Mindestgebot für Grundstück eins lag bei 403,72 Euro. Die seien nötig, um wenigstens die Verfahrenskosten zu decken. Gleiches traf auf die weiteren drei Grundstücke zu. Warum überhaupt vier Grundstücke: Für jedes der Grundstücksteile seien unterschiedliche Grundlasten eingetragen. Somit sei eine Versteigerung als Gesamtgrundstück nicht möglich, erläuterte Rechtspflegerin Nina Reinecke, die die Zwangsversteigerung leitete. Kein Bieter bei Zwangsversteigerung: Was passiert mit Grundstück? Doch zurück zu Grundstück eins mit einer Größe von 100 Quadratmetern: Ab 9.43 Uhr lief die Abgabe von Geboten, 30 Minuten lang. Doch auf den Besucherrängen tat sich nichts. Im Gegenteil. Ein junges Mädchen unter den Besuchern erhob sich, entpuppte sich jedoch als Aushilfe im Gerichtssaal, die den Laptop, auf dem das Gutachten zum Grundstück eingesehen werden konnte, wieder zum Leben erweckte. Lesenswert: Schlussstrich für ehemaliges Bordell in Höxter Also nur noch fünf mögliche Bieter. 10 Uhr: Ein älterer Herr schüttelte den Kopf, verließ daraufhin den Saal. Nur noch vier mögliche Bieter. 10.03 Uhr, der Bildschirm des Laptops wurde erneut schwarz: Ruhemodus. 10.05 Uhr: &bdquo;Es sind noch knapp acht Minuten Zeit“, sagte Reinecke. Doch außer die oder andere Sitzposition veränderte sich nichts auf den Besucherreihen. Was passiert eigentlich, wenn sich niemand erbarmt und das Grundstück ersteigert? &bdquo;Dann fällt es zurück an den Eigentümer“, erklärte Rechtspfleger Thomas Tuschen. Bieter aus Höxter-Ovenhausen ersteigert die ersten zwei Grundstücke Vorher kann der Gläubiger – in diesem Fall die Stadt Höxter – noch innerhalb von sechs Monaten eine neue Zwangsversteigerung anberaumen. &bdquo;Bis zu fünf Termine sind zulässig“, so Tuschen auf NW-Nachfrage. Kommt es auch beim Lütmarser Grundstück Nummer eins dazu? Nein. Lesen Sie auch: Tornado in Höxter: Ehemaliges Bordell wird nach Sturmschäden abgerissen 10.14 Uhr: &bdquo;Ich möchte jetzt das Mindestgebot abgeben“, sagte Wladislaw Tereschenko-Drüke. Keine fünf Minuten später gehört dem 42-jährigen Architekten aus Ovenhausen das Grundstück. Denn aufgesprungen ist keiner mehr, trotz Nachfrage von Rechtspflegerin Nina Reinecke. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Währenddessen wurden jedes Mal die Daten des Bieters verlesen. Doch auch währenddessen wurde kein zweites Gebot abgegeben. .responsive23-jl5O70twwgPnTaWf-map-20251208-bordell-hoexter { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-jl5O70twwgPnTaWf-map-20251208-bordell-hoexter { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-jl5O70twwgPnTaWf-map-20251208-bordell-hoexter { padding-top: 142.86%; } } Runde zwei, Grundstück zwei mit einer Größe von 197 Quadratmetern: Verkehrswert ebenfalls 0,25 Euro, Mindestgebot liegt bei 403,72 Euro. Die Zuschauerzahl hatte sich auf zwei reduziert. Selbst die Aushilfe, die den Laptop regelmäßig aus dem Ruhemodus holte, hatte sich verabschiedet. Zwangsversteigerung: Zweiter Interessent beim dritten Grundstück Diesmal dauerte es nicht allzu lang. &bdquo;Abgabe von Geboten“, sagte Nina Reinecke um 10.57 Uhr. 11.02 Uhr die Reaktion: &bdquo;Einmal das Mindestgebot“, so Wladislaw Tereschenko-Drüke. Um 11.29 Uhr wird die Verhandlung geschlossen, ohne dass noch etwas passiert. &bdquo;Ich gratuliere auch zum zweiten Grundstück“, so Reinecke in Richtung des Ovenhäusers. 12 Uhr, Runde drei, Grundstück drei, Verkehrswert ebenfalls 0,25 Euro. Dennoch das spannendste, denn mit 1.197 Quadratmetern das größte der vier. Mittlerweile war auch ein Zuschauer aus Runde eins wieder da. Er habe Interesse, bekundete der Rentner aus Höxter im Gerichtssaal. Allerdings eher als Hobby. &bdquo;Für einen Hühnerstall“, sagte er. Und ließ seinen Worten Taten folgen. Denn um 12.11 Uhr eröffnete die Rechtspflegerin die Angebotsrunde: Mindestgebot 427 Euro. 12.12 Uhr stand eben jener Rentner auf, um seine Personalien anzugeben: &bdquo;Einen Euro pro Quadratmeter“, nannte er sein Gebot. Also 1.179 Euro. Alle vier Grundstücke gehen an Ovenhäuser Architekten Vier Minuten lang ist Stille, doch der Ingenieur aus Ovenhausen ließ sich nicht beirren: &bdquo;1.500 Euro“, verkündete er um 12.16 Uhr im Sitzungssaal. Dann hieß es warten, bis die 30-Minuten-Frist verstrichen war. Spannend wurde es allerdings nicht mehr, auch das dritte Grundstück ging an ihn. Immerhin brachte die dritte Runde der Stadt ein wenig Geld ein. Da das Grundstück für mehr als das angesetzte Mindestgebot versteigert wurde, geht der Rest der Summe – 1.073 Euro – an die Gläubiger: die Höxteraner Stadtkasse. Rückblick zum Tornado: Was über den Sturm bislang bekannt ist Runde vier, Grundstück vier war dann nur noch Formsache. Immerhin war bis auf den Ovenhäuser niemand mehr da. Mit einer Größe von 141 Quadratmetern ging auch dieser Teil des &bdquo;Schandflecks von Lütmarsen“ an Wladislaw Tereschenko-Drüke. Der Verkehrswert lag bei 0,25 Euro, das Mindestgebot bei 327 Euro. Um 13.55 Uhr ist klar: Ihm gehört auch der letzte Teil des Grundstücks. &bdquo;Herzlichen Glückwunsch zum letzten Mal heute“, so Nina Reinecke. Was passiert mit der Bauruine in Lütmarsen? Es ist das Ende eines langen Weges. Vielen Lütmarser und auch der Stadt Höxter war das Grundstück und sein Verfall lange ein Dorn im Auge. Das Interesse, diesen zu beseitigen, sei groß gewesen, war aus dem Gericht zu hören. Dass bei der Zwangsversteigerung nur einer ernsthaftes Interesse zeigte und das Grundstück schließlich übernahm, überraschte die Rechtspfleger. Auch lesenswert: Zwangsversteigerungen im Kreis Höxter: Locken hier die Schnäppchenhäuser? Und wie geht es mit der Bauruine von Lütmarsen nun weiter? Das wollte der neue Eigentümer im NW-Gespräch noch nicht verraten.

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