Explosion in der Kernstadt: 20 Jahre nach der Katastrophe von Höxter

Höxter. Wohl jede Höxteranerin und jeder Höxteraner erinnert sich daran, wo sie oder er am 19. September 2005 war. Es war ein Tag, der in die Geschichte der Kernstadt einging – mit einem traurigen Ergebnis. Vor 20 Jahren explodierte das Wohn- und Geschäftshaus Am Rathaus 11 in der Höxteraner Innenstadt. Drei Menschen starben, mehr als 40 wurden verletzt, einige davon schwer, Dutzende Häuser wurden schwer beschädigt – darunter auch das Historische Rathaus. Es war die größte Katastrophe, die die Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat. &bdquo;Der Morgen des 19. Septembers 2005 begann unscheinbar. Gegen 9.15 Uhr öffneten die ersten Geschäfte der Innenstadt. Nur wenige Minuten später, um 9.16 Uhr, erschütterte ein ohrenbetäubender Knall die Stadt. Die Druckwelle war bis in Nachbarorte zu hören. Fensterscheiben zerbarsten, Dächer wurden beschädigt“, erinnert sich Hauptbrandmeister Thomas Kube an das Unglück, bei dem er selbst als Feuerwehrmann Hilfe leisten musste. &bdquo;Plötzlich flogen Gegenstände durch die Luft, es war, als hätte die Erde gebebt“, schildert es auch ein damaliger Augenzeuge. Ein Rettungswagen befand sich zufällig in der Nähe. Die Besatzung eilte sofort los zum Unglücksort. &bdquo;Menschen kamen uns blutend und schreiend entgegen, andere standen wie erstarrt in den zertrümmerten Fenstern“, erinnert sich ein Rettungsassistent an den Augenblick vor 20 Jahren. Nach Explosion: Feuerwehr ist fünf Tage in Höxter im Einsatz Eine ganze Stadt im Ausnahmezustand. Drei Menschen starben sofort, andere erlitten schwere Verletzungen und zahlreiche Schnittwunden, andere hatten einen Schock. Verletzte suchten in Panik Arztpraxen auf. Hunderte Notrufe gingen in den Leitstellen ein. Ein Rückblick: Erinnerungen an die Explosion am 19. September 2005 Am Unglücksort selbst bot sich ein Bild der Verwüstung. Das Wohn- und Geschäftshaus war völlig zerstört, nur noch ein brennender Trümmerhaufen blieb übrig. Einsatzleiter Stefan Dickel, damaliger Leiter der Feuerwehr in Höxter, übernahm nach einer Großalarmierung die Leitung. &bdquo;Es sah aus wie auf den Bildern vom 11. September“, sagte er später. 35 Häuser in einem Umkreis von über 200 Metern wurden beschädigt, darunter das Küsterhaus mit dem Standesamt sowie das benachbarte historische Rathaus. Auch die Fachwerkzeile, in der die Redaktion der Neuen Westfälischen und das Studio von &bdquo;Radio Hochstift“ untergebracht sind, wurde beschädigt, Fenster und Dächer zerstört. Wie auch an vielen weiteren umliegenden Geschäfts- und Wohnhäusern. Ein Wohn- und Geschäftsgebäude galt zeitweise als einsturzgefährdet. Auch Autos wurden von Trümmern getroffen. Fünf Tage dauerte der Einsatz der Helfer. Zwei Fußgänger und der Hausbewohner sterben bei Explosion Feuerwehr, THW, Bundeswehr und Hilfsorganisationen kämpften gegen Flammen, suchten nach Verschütteten und leisteten Erste Hilfe. Auf dem Marktplatz wurden Verletzte notversorgt. Insgesamt sechs Hubschrauber waren im Einsatz, ebenso Spezialeinheiten der Polizei. Trotz geringer Hoffnung durchkämmten Rettungshunde die Trümmer nach Verschütteten. Für zwei Fußgänger kam jede Hilfe zu spät. Eine 81-jährige Frau aus Holzminden und ein 79-jähriger Mann aus Höxter konnten nur noch tot geborgen werden. Auch der Hausbewohner, ein 64-Jähriger, starb. Ermittlungen ergaben später die grausame Gewissheit: Er hatte das Haus, das ihm gemeinsam mit seinem Bruder gehörte, selbst in Brand gesetzt. Eine Nachbarin hatte kurz vor der Explosion beobachtet, wie er das Gebäude mit Benzin übergoss. In einem Bekennerschreiben rechtfertigte er die Tat mit einem Erbstreit, dem Meinungsverschiedenheiten und verschiedene Prozesse vorausgegangen waren, bis das Amtsgericht Höxter schließlich in einem noch nicht rechtskräftigen Beschluss die Teilversteigerung des Hauses anordnet und es zur Katastrophe kommt. Laut Staatsanwaltschaft drehte der 64-Jährige den Gashahn auf und verteilte rund 900 Liter Benzin, bevor er das Feuer zündete. Zum Hintergrund: Explosion in Höxter: Wieso Günter H. sein Elternhaus in die Luft sprengte Ein stummer Zeitzeug: Historisches Buch mit Glassplittern Schon frühere Gasexplosionen, 1967 und 1979, hatten Höxter erschüttert. Doch das Ausmaß von 2005 war ungleich größer und bleibt bis heute unvergessen. Im Feuerwehr-Archiv in Höxter existiert noch ein stummer Zeitzeuge, ein dickes historisches Buch. Die Feuerwehr hatte es nach dem Unglück auf dem Marktplatz gefunden, es war nach mehr als hundert Metern Flug dort gelandet. Das zerfetzte Buch, in dem sich noch immer einige Glassplitter befinden, bewahrt Feuerwehr-Archivar Thomas Kube im Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Höxter auf, um diesen Zeitzeugen auch für die kommenden Generationen zu bewahren und an das schreckliche Unglück von vor 20 Jahren zu erinnern.

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