Restmüll: Kreis Höxter gibt ambitionierte Quote für Bürger vor

Kreis Höxter. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde der kleine Kreis Höxter, der ob seiner Lage ganz am östlichen Rand im Bindestrich-Land Nordrhein-Westfalen schon mal in Vergessenheit gerät, ganz oben auf das NRW-Podest gestellt. Als Vorreiter in Sachen Müllvermeidung. Nirgendwo ist 2023 pro Kopf so wenig Müll angefallen wie im Kreis Höxter. Der Landrat klatschte laut Beifall und lobte das Umweltbewusstsein der Menschen zwischen Steinheim und Warburg, aber auch das gut aufgestellte Abfallwirtschaftssystem hierzulande. Damit das Eigenlob aber nicht anfängt zu riechen wie die Biotonne im Hochsommer kurz vor ihrer Leerung, will der Kreis noch viel mehr: Allein die Restabfälle im Kreis Höxter sollen in den kommenden zehn Jahren nochmals um 30 Prozent reduziert werden. Weniger Müll um Kreis Höxter schon in fünf Jahren Als Zwischenetappe bis 2030 ist ein Rückgang um 20 Prozent vorgesehen. So steht es im neuen Abfallwirtschaftskonzept, das der Kreistag unlängst beschlossen hat. Einstimmig. Klare Regeln für den Müll: Experte klärt auf, wann Müllentsorgung zur Straftat wird &bdquo;30 Prozent weniger Restmüll sind ambitioniert, aber realistisch“, sagt Hubertus Abraham, Abfallexperte des Kreises Höxter. Und er sagt auch, warum: Denn eine Restmüllanalyse im Kreis Höxter im Jahr 2017 hat ergeben, dass rund 30 Prozent des Mülls, der in der schwarzen Tonne landet, biogener Abfall sind. Sie gehören eigentlich in die grüne Biotonne. Würden die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Höxter also noch besser trennen, wären hochgesteckte Ziel, kombiniert mit noch besserer Abfallvermeidung, durchaus erreichbar. Dazu gehört aber auch, dass noch mehr Haushalte überhaupt eine Biotonne vorhalten. 86 Prozent sind es aktuell in den neun Städten, die der Kreis Höxter betreut (außer Beverungen). Die Quote soll auf deutlich über 90 Prozent erhöht werden. Brillante Behördenpoesie auf 184 Seiten Zurück zum Abfallwirtschaftskonzept. Ein 184-Seiten-Werk für bürokratische Feinschmecker. Allein die auf 14 Seiten ausgebreiteten gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Abfallwirtschaft sind brillante Behördenpoesie. Beispielsweise, wenn unter Punkt 03.1.14.2.2 die Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung behandelt wird. Und wer jetzt denkt, das geht mich nichts an, der hat noch nie über die neuerdings an Plastik-Getränkeflaschen festgetackerten Deckel geflucht, die ein vernünftiges Eingießen eines Glases Wasser zum Kleinkampf am Küchentisch werden lässt. Denn die Pflicht zu diesen Deckeln regelt eben jene &bdquo;EWKKennzV“, wie eben im Höxteraner Müllvermeidungskonzept nachlesen ist. Offen bleibt, was das mit dem Kreis Höxter zu tun hat, denn das Deckeldesaster nervt in Brakel genauso wie in Brüssel. Müllabfuhr: Abfallexperte im Kreis Höxter vermisst manchmal Respekt und Wertschätzung Abseits dessen ist das Konzept durchaus aufschlussreich. Denn für die meisten Bürger endet das Problem mit dem Müll, wenn die Tonne am späten Abend zur Straße geschoben wird. Doch wo wird all der Abfall entsorgt oder recycelt, den jeder produziert? Das schlüsselt das Konzept sehr detailliert auf. Übrigens sind es 365,8 Kilogramm pro Kopf im Kreis Höxter 2023 und damit deutlich weniger als der NRW-Schnitt mit 441,2 Kilogramm. 2024 ging’s beim Rest- und Bioabfall im Kreis Höxter spürbar rauf. Recyclingquote im Kreis Höxter soll deutlich steigen So unterdurchschnittlich die Müllmengen hierzulande sind, aus Sicht des Kreistages sind sie immer noch viel zu hoch. Deshalb soll nicht nur der Restabfall um 30 Prozent runter, sondern auch die Recycling- und Getrennterfassungsquote auf mindestens 78 Prozent rauf. Ressourcen im Müll: Kreis Höxter sagt Verschwendung den Kampf an Schulen und Behörden sollen demnach eine Vorbildfunktion einnehmen. So sollen die öffentlichen Verwaltungen im Kreis Höxter ihre gesamten Abfallmengen in den kommenden zehn Jahren sogar um 50 Prozent reduzieren. Für Schulen gilt eine Verringerung des Restabfalls um die Hälfte. Kein Wegwerfgeschirr mehr auf Märkten &bdquo;Diese freiwillige Selbstverpflichtung ist sehr ambitioniert und geht weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus“, heißt es im Konzept. Der Kreis Höxter stehe im Spannungsfeld wachsender Anforderungen, aber auch neuer Chancen im Umgang mit Abfällen. Künftiges Ziel sei der Schutz der Ressourcen und die Vermeidung von Abfällen. Und so ist vorgesehen, dass es ab 2026 auf Märkten im Kreis Höxter keine Einwegverpackungen mehr geben soll. Bei Veranstaltungen soll es nur noch Mehrweggeschirr sowie getrennte Abfallbehälter geben. Das kann der Kreis allerdings nicht per Satzungsbeschluss anordnen, räumt Hubertus Abraham ein. Er kann es bei von ihm genehmigten Veranstaltungen als Auflage mitgeben, und an die Städte appellieren, es ihm gleich zu tun. Zwei von insgesamt 25 Maßnahmen, die der Kreis Höxter bereits mit dem Zero-Waste-Konzept beschlossen hat. Darin sind neben vielen Optimierungen zudem eine bessere Aufklärung der Bürger, Schulwettbewerbe und Tauschbörsen vorgesehen. Im Zero-Waste-Projekt tauchen übrigens die hochgesteckten Reduktionsziele das erste Mal auf. Auch damit ist der Kreis Vorreiter im Land. Auswirkungen auf die Gebühren im Kreis Höxter Müll kostet natürlich. Mit aktuell rund zehn Millionen Euro schlägt die Abfallentsorgung im Kreis Höxter jedes Jahr zu Buche. &bdquo;Trotz der ambitionierten Zielsetzungen bleibt die Gebührenstabilität ein zentrales Anliegen. Steigende technische und gesetzliche Anforderungen erfordern fortlaufende Investitionen, doch eine wirtschaftlich effiziente Umsetzung soll sicherstellen, dass die Entsorgung für Haushalte und Gewerbe weiterhin bezahlbar bleibt“, heißt es im 184-Seiten-Werk. Doch wenn Müll eingespart wird, sinken auch Kosten, wie Hubertus Abraham weiß: &bdquo;Es ergibt sich auch ein finanzieller Nutzen: Bei konsequenter Trennung ließen sich jährlich rund 200.000 Euro an Entsorgungskosten und CO2-Abgaben einsparen.“ Eine gute Nachricht und Motivation. Denn es geht bei dem Vorhaben auch um die Akzeptanz bei den Bürgern, die am Ende verantwortlich sind, dass es auch gelingt. Es ist ja auch ihr Müll. Ansonsten wäre das Konzept ja auch eines für die Tonne. 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Höxter

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