Dürre im Kreis Höxter: Bürger sollen jetzt Wasser sparen

Kreis Höxter. Die meisten Felder sind noch grün. Nur wer genau hinschaut, kann sehen, welche Folgen der in teilweise dramatische Regenmangel in Teilen des Kreises Höxter bereits hat, sagt der Klimamanager für die Städte Nieheim und Marienmünster, Martin Stamm. Der Kreis Höxter ruft die Bürger bereits zum Wassersparen auf und droht, sollte der Regen in den kommenden Wochen ausbleiben, bereits mit Verboten. Und der Klimamanager sagt: Jeder kann mithelfen, die Folgen abzumildern. Kleinere Bachläufe sind längst versiegt, an der Emmer in Steinheim wird gerade noch ein Wasserstand von 13 Zentimetern (Schiederstraße) gemessen. Es ist so wenig, dass andere Pegelmessstellen hier schon gar nicht mehr funktionieren. Bereits seit Februar regnet es – nach einem sehr nassen Spätherbst – auffällig wenig im Kreis Höxter. Und neuer Niederschlag ist in kaum in Sicht. Wie massiv die Auswirkungen bereits sind, zeigt tagesaktuell auch der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts. Für den Kreis Höxter wird im Oberboden eine schwere bis außergewöhnliche Dürre angezeigt, dass pflanzenverfügbare Wasser ist, wie eine weitere Karte zeigt, im Kreis Höxter kaum noch vorhanden, dem Trockenstress der vergangenen Wochen folgt jetzt der Welkepunkt. Regional sehr unterschiedlicher Niederschlag im Kreis Höxter Dabei hat es durchaus im April ein bisschen geregnet. Doch war die Niederschlagsverteilung in der Region sehr unterschiedlich. Darauf macht Georg Gievers von der Wasserkooperation im Kreis Höxter aufmerksam. So wurden an der LANUV-Wetterstation in Nieheim von Ende Januar bis Mitte Mai 59,6 Liter Regen gemessen. In der Warburger Ortschaft Welda waren es immerhin 104,1 Liter. Gut 100 Tage beträgt dieser Zeitraum. Problematisch ist neben dem Wassermangel an sich vor allem die Verteilung des Regens. In Welda kam beispielsweise an nur einem Tag, dem 24. April, ein Drittel der gesamten gemessenen Regenmenge runter. Sehr trockene Monate Februar und März Vor allem die &bdquo;sehr trockenen Monate Februar und März wirken sich bereits auf den Grundwasserspiegel aus“, warnt die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Höxter. Heißt: Auch wenn aktuell noch genug Wasser da ist, fließt von oben zu wenig nach, um die im Sommer zu erwartenden Verbräuche aufzufangen. Mehr noch: &bdquo;Die Wasserstände in vielen Flüssen und Bächen sind zu niedrig, und auch die Böden sind zu trocken. Das ist eine große Belastung für die Tier- und Pflanzenwelt“, sagt Kathrin Weiß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt, Bauen und Geoinformationen des Kreises Höxter. Auch in den Nutz- und Ziergärten herrsche bereits Wassermangel, und viele Regentonnen seien leer. Lesen Sie auch: Enorme Trockenheit freut Landwirte im Kreis Höxter Entwicklung des Grundwasserspiegels im Kreis Höxter Auch für den Grundwasserspiegel ist die Entwicklung nicht gut. Noch sei die Lage mit Blick auf die Trinkwassergewinnung nicht dramatisch, die Tendenz zeige jedoch deutlich nach unten, sagt der Wassermeister von Marienmünster, Josef Welling. Er hofft, dass es – anders als vor zwei Jahren – nicht nötig sein wird, einen Trinkwasserbrunnen ganz abzuschalten. Wichtig sei jetzt: Trinkwasser sparen, wo immer es möglich ist. Auch der Kreis appelliert offensiv an die Bürgerinnen und Bürger, sparsam und bewusst mit Wasser umzugehen. Das gelte für Wasser aus oberirdischen Gewässern, Grundwasser und auch für Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgung. Blumen gießen mit Umsicht, nennt es der Kreis. Noch will er kein Verbot aussprechen. Aber: &bdquo;Sollte es auch in den kommenden Wochen und Monaten wieder zu einer anhaltenden Trockenheit kommen, wird der Kreis Höxter als Untere Wasserbehörde – entsprechend den gesetzlichen Regelungen – wieder Verbote zur Entnahme von Wasser aus oberirdischen Gewässern aussprechen“, erklärt Kathrin Weiß auf &bdquo;NW“-Anfrage. Naturschutzbehörde gibt Tipps zum Sparen von Trinkwasser Zunächst aber gibt es jede Menge guter Tipps von den Experten, wie sich Wasser sparen lässt: &bdquo;So sollte in Gärten nur in den frühen Morgen- und Abendstunden gegossen werden, um das Verdunsten des Wassers zu verringern“, erklärt die Naturschutzbehörde. Am besten sei es, Regenwasser dafür zu nutzen, denn das spart zusätzlich viel Geld bei Wasser- und Abwassergebühren. Für eine effiziente Bewässerung der Pflanzen sei es zudem sinnvoll, nahe am Erdboden zu wässern und nicht direkt auf die Blätter zu gießen. Generell gilt: Seltener gießen und den Erdboden gut durchfeuchten, als täglich, aber wenig zu gießen. Und wer unbedingt einen Gartenpool dem Besuch eines der vielen Freibäder der Region vorzieht, sollten ihn befüllen, wenn der allgemeine Wasserverbrauch noch verhältnismäßig gering ist – also nach Möglichkeit vor übermäßiger Trockenheit und in den Nachtstunden. Der Pool sollte gepflegt, bei Nichtnutzung abgedeckt werden und so vor Verunreinigungen und Verdunstungen geschützt werden. &bdquo;So muss das Wasser im Pool seltener ausgetauscht und nachgefüllt werden. Das spart ebenfalls Wasser“, erklärt Thomas Warnecke, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des Kreises Höxter. Klimawandel: Was jeder grundsätzlich noch tun kann Jetzt akut Wasser zu sparen, sei eine wichtige, kurzfristige Möglichkeit zu handeln. Klimamanager Stamm unterstreicht aber, dass sich die Menschen im Kreis Höxter auf das Problem längerer und intensiverer Trockenphasen grundsätzlich einstellen müssen. Das Umdenken muss zuerst im Kopf beginnen, dann aber auch praktisch werden. Stamm nennt Punkte, die eigentlich weitreichend bekannt sind, aber viel zu selten umgesetzt werden. Flächenentsiegelung – auch im privaten Bereich – ist beispielsweise ein wichtiges Thema. Das Wasser muss in die Erde eindringen können. Dafür muss der Boden auch locker genug sein. Dazu: mehr Büsche und Sträucher im Garten statt großer, millimetergenau getrimmter Rasenflächen, die kaum einen ökologischen Wert haben. Und jeder, der kann, sollte eine große Regenwasserzisterne einbauen. So spart man einerseits wertvolles Trinkwasser und Geld, und hat andererseits einen vielleicht entscheidenden Puffer bei Starkregenereignissen, die ja ebenfalls viel häufiger zu erwarten seien. Entsprechend hat die Stadt Steinheim gerade erst eine Förderung für den Einbau von neuen Zisternen beschlossen. Die Kommunen seien auch gefordert, wenn es darum gehe, langfristig mehr Grün in die Innenstädte zu bringen. Um das Aufheizen an heißen Tagen und die Verdunstung zu begrenzen. An die Bürger appelliert Stamm, jetzt auch an die Tiere zu denken. Denn auch die haben Durst und finden immer seltener etwas zu trinken. Nicht nur Vögel, sondern auch Igel, Insekten und andere Tiere. Da kann eine regelmäßig gereinigte Vogeltränke im Garten viele Leben retten. &bdquo;Und ein Schmuckelement ist sie oft auch“, ergänzt Stamm. Passend dazu: Staubige Böden und Waldbrandgefahr in OWL Dürre als Gefahr für die Pflanzen auf den Feldern Und wie geht es den Pflanzen auf dem Feld? &bdquo;Noch haben wir keine signifikanten Dürreschäden zu verzeichnen“, sagt Georg Gievers von der Landwirtschaftskammer. Aber gerade in den tonigen, schweren Böden zeigten sich teilweise schon die typischen großen Risse, in die man mit der Hand reingreifen kann – und die Trockenschäden weiten sich jeden Tag mit der geringen Luftfeuchte und dem stetigen Wind aus. Und er berichtet, dass gerade der sehr feuchte Herbst für die bereits damals ausgesäten Pflanzen jetzt zum Problem wird. &bdquo;Eine Pflanze ist ja relativ faul und strengt sich nicht mehr an, als sie muss. Und so hat beispielsweise das Wintergetreide nach der Aussaat relativ wenige Wurzeln ausgebildet, um Wasser aufnehmen zu können“, erklärt Gievers. Wetterkapriolen nehmen auch im Kreis Höxter deutlich zu Jetzt, wo der Oberboden täglich mehr austrocknet, fehlen diese Wurzeln. Zudem hätten jetzt ausgesäte Pflanzen wie der Mais es bisweilen schwer, gut anzuwachsen. Insgesamt sei es ein kleiner Vorteil, dass die Böden in der Region lehmiger und schwerer seien – sie halten das vorhandene Wasser eher. Dennoch verzeichnet der Dürremonitor auch für den tieferen Boden (bis 1,8 Meter) im Kreis Höxter teilweise eine schwere bis extreme Dürre. Was der Landwirtschaft zu schaffen mache: die zunehmenden Extreme. Mal extrem viel Regen, dann längere Zeit sehr trocken und eine augenscheinliche Verlagerung der Hauptregenzeiten in die zweite Jahreshälfte. &bdquo;Wetterkapriolen“ nennt es Gievers. So hat es in Beverungen kürzlich – trotz insgesamt großer Trockenheit – einmal sehr heftig geregnet. Eine Gewitterzelle, die auch dafür gesorgt hat, dass wertvoller Boden von Feldern auf Straßen wegfloss. Anhaltende Dürre im Kreis Höxter: Jetzt drohen erste Ernteeinbußen

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