Attacke mit Messer und Bruchstein: Gericht stuft Brakeler als gefährlich ein

Brakel. Bislang hat Moritz L. (Name geändert) vehement die Taten bestritten, die ihm die Paderborner Staatsanwaltschaft vorwirft. Dass er einem Nachbarn einen großen Bruchstein ins Gesicht warf, hat er ebenso weit von sich gewiesen, wie die körperliche Attacke, der ein junger Mann ausgesetzt war, als er im vergangenen Jahr mit seiner Freundin spazieren ging. Und es sei letztlich auch nur ein Missverständnis, dass er im Juni vergangenen Jahres mit einem Messer nach einem Radfahrer stach und danach die Waffe in Richtung von zwei Spaziergängern hielt. Damals habe er lediglich an einem Stock geschnitzt, behauptete der Brakeler am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Paderborn. Möglicherweise hat der 29-Jährige aber im Verlauf der Beweisaufnahme ein bisschen Einsicht entwickelt. &bdquo;Ich nehme das Urteil an, so wie es kommt“, gibt Moritz L. den Richtern der 1. Großen Strafkammer mit auf den Weg in die Urteilsberatung. Dabei hatte sich zuvor selbst sein Verteidiger Tim Heuel dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeschlossen. Moritz L. ist nämlich psychisch schwer krank. Seit 2018 bei ihm eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde, setzte eine &bdquo;Drehtüreffekt“ ein, wie sein Verteidiger sagt. Zwar wurde der Brakeler immer wieder nach auffälligem Verhalten in die Psychiatrie eingewiesen, doch zu einer dauerhaften therapeutischen Behandlung kam es nicht, denn Moritz L. mochte nicht einsehen, dass er krank ist. Polizeibeamte schildern einen psychisch kranken Mann Selbst seine Mutter nahm er krankheitsbedingt in den Fokus, aber auch immer wieder Menschen, denen er rein zufällig begegnete. Sie beschimpfte und bedrohte er, manche schlug er völlig grundlos, ebenso wie seinen Nachbarn oder den jungen Mann, der mit seiner Freundin spazieren ging. Dass Moritz L. jedes Mal nicht Herr seines eigenen Handelns war, haben im Verlauf des Prozesses nicht nur die Zeugen bestätigt, die Opfer seiner Attacken wurden. Lesen Sie auch: Opfer sind traumatisiert: Brakeler leugnet psychische Erkrankung Auch die Polizeibeamten, die so manchen Einsatz mit dem 29-Jährigen erlebten, haben etwa &bdquo;wirre Selbstgespräche“ beschrieben oder eine &bdquo;geistige Abwesenheit“. Für den Gutachter wichtige Hinweise darauf, dass Moritz L. aufgrund seiner Krankheit sein Handeln nicht steuern kann. Dessen Einsichtsfähigkeit sei aufgehoben gewesen, sagt der Experte. Richter über den Brakeler: &bdquo;Jeder kann sein Opfer werden“ Deshalb sei der 29-Jährige schuldunfähig und könne damit nicht für die ihm vorgeworfenen Taten verantwortlich gemacht werden, bilanzieren schließlich Richter, Staatsanwalt und Verteidigung unisono. Und so spricht die 1. Große Strafkammer Moritz L. zwar von allen Vorwürfen frei, doch in die Freiheit entlassen wird er trotzdem nicht, weil die Richter unter dem Vorsitz von Eric Schülke seine Unterbringung in der forensischen Psychiatrie anordnen – um so dem 29-Jährigen zu helfen, aber vor allem, um die Allgemeinheit zu schützen. &bdquo;Jeder kann sein Opfer werden“, zieht Richter Schülke Bilanz aus den Erkenntnissen des Gutachters, der weitere, ähnliche gelagerte Straftaten für sehr wahrscheinlich hält, wenn die Erkrankung von Moritz L. nicht behandelt wird. Es gebe keine Alternative, hat eine halbe Stunde zuvor auch Verteidiger Tim Heuel festgestellt, aber zugleich auf einen anderen Aspekt aufmerksam gemacht: &bdquo;Die Unterbringung ist auch eine Chance für meinen Mandanten.“

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