Schläge, Tritte, Spuckattacken: Mann aus dem Kreis Höxter steht vor Gericht

Höxter. Ganz still sitzt David T. (Name geändert) auf der Anklagebank des Landgerichts Paderborn. Nicht einmal mit seinem Verteidiger Dietlef Bitterberg wechselt er längere Sätze. Völlig unbewegt blickt der 38-Jährige nur nach vorn, ohne Regung, so als ginge ihnen all das nichts an, was hier vor der 1. Großen Strafkammer besprochen wird. Dabei geht es für David T., der zuletzt im Kreis Höxter auf der Straße lebte, um viel. Es geht weniger um Strafe, als darum, wie ihm geholfen werden kann. Denn David T. ist psychisch schwer krank. Seit 2023 fiel er im Kreis Höxter immer wieder auf – weil er Hausverbote in Bäckereien, Cafés und Supermärkten missachtete, aber vor allem, weil er andere Menschen grundlos schlug. Dass diese Attacken nicht selten für die Opfer beträchtliche Folgen hatten, hat den Richtern nicht nur die Bad Driburgerin beschrieben, der David T. an einem Samstagmorgen Ende Juli vergangenen Jahres völlig aus dem Nichts einen Faustschlag versetzt hatte. Wie berichtet, erlitt die 59-Jährige schwere Gesichtsverletzungen, aber vor allem auch psychische Belastungen, die sie nur dank einer Traumatherapie in den Griff bekam. 61-Jährige aus Höxter wird Opfer Ähnliche Erfahrungen schildert am dritten Prozesstag eine 61-Jährige aus Höxter. David T. schlug die Mitarbeiterin einer Bäckerei im Sommer 2023, als sie ihn auf das bestehende Hausverbot aufmerksam machte. Sie erlitt eine Gesichtsprellung, die recht schnell abheilte – im Gegensatz zu den psychischen Folgen. Einige Wochen lang habe sie es nicht geschafft, das Haus zu verlassen, erinnert sie sich. Nur dank regelmäßiger, telefonisch geführter Therapiegespräche sei es ihr nach einem Monat möglich gewesen, ihre Arbeitsstelle zu betreten &bdquo;und nach acht Wochen habe ich wieder angefangen zu arbeiten“, sagt diese Zeugin. Die Ängste hätten nachgelassen, vor allem weil David T. nicht mehr in Höxter aufgetaucht sei. Ähnliche Erlebnisse hatten im Sommer 2024 Mitarbeiterinnen eines Supermarktes, die den 38-Jährigen gleichfalls auf ein bestehendes Hausverbot aufmerksam machten und von ihm wortlos geschlagen oder geschubst wurden. Eine andere Frau misshandelte er, als sie ihm eine Zigarette verweigerte. Einen Passanten, der morgens ganz ahnungslos in der Beverunger Innenstadt unterwegs war, trat David T. unvermittelt von hinten ins Gesäß, trollte sich aber, als ihm der 72-Jährige &bdquo;einen Satz heiße Ohren“ androhte. Eigentlich sei der 38-Jährige &bdquo;nie frech“ gewesen, berichtet eine 62-Jährige, die in einem Bad Driburger Café arbeitet. Zwar habe er immer wieder versucht, auf der Terrasse des Lokals zu betteln, doch er habe stets ihren Anweisungen, die Lokalität zu verlassen, Folge geleistet. Am 27. Juli vergangenen Jahres aber sei David T. zunächst ganz gegen seine Gewohnheit sehr unruhig die Straße auf und abgelaufen. &bdquo;Er war ganz anders als sonst.“ Terrassenstuhl gegen das Schaufenster geworfen Tatsächlich kehrte der 38-Jährige zurück, nachdem er mehrfach aufgefordert worden war, das Schnorren zu unterlassen, und warf wütend einen Terrassenstuhl gegen das Schaufenster. Anschließend betrat er das Café und schlug nach der 62-Jährigen. Die wich aus, die Faust des Mannes streifte ihre Schulter nur, traf aber die Kollegin am Kopf. &bdquo;Ich hatte nur eine Beule“, erzählte diese vor Gericht. Bereits am Nachmittag sei der größte Schreck überwunden gewesen und nach und nach habe sie auch die Ängste abgebaut, die sich nach dem Vorfall doch noch eingestellt hatten. Trotzdem hängt der 45-Jährigen das Erlebnis noch ein bisschen nach. &bdquo;Ich habe gemerkt, dass ich so gar nicht die Kraft habe, mich zu wehren“, sagt sie nachdenklich. &bdquo;Aber einen Schaden habe ich nicht davon getragen.“ Lesen Sie auch: Mann aus Höxter greift grundlos Frauen und Männer an – nun steht er vor Gericht All diesen Berichten folgt David T., ohne eine einzige Regung zu zeigen. Einem Polizeibeamten hat er einmal von &bdquo;Stimmen im Kopf“ erzählt. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass der 38-Jährige nicht Herr seines Handelns ist. Im Raum Kassel, wo er zuvor gelebt hat, war das schon länger bekannt, wie aus dem Bundeszentralregister hervorgeht, das der Vorsitzende Richter Eric Schülke verliest. Demnach sind dort 2023 und 2024 fünf Verfahren vor allem wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung eingestellt worden – jedes Mal wegen Schuldunfähigkeit. Konsequenzen hatte das nicht, David T. blieb mit seiner psychischen Erkrankung allein und unbehandelt, ohne ein Obdach. Die Verhandlung vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn wird am Donnerstag, 10. April, fortgesetzt.

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