Nach Großbränden in Brakel: So arbeitet ein Brandermittler der Polizei

Kreis Höxter. 2025 scheint ein brandheißes Jahr zu werden. Die erste Brandalarmierung gab’s gleich kurz nach dem Jahreswechsel, als in Bonenburg ein Gebäude brannte, das bereits als Brandruine im Ort bekannt war. Und so ging es munter weiter. Die Nieheimer Sparkassenfiliale stand in Flammen, dann die Brauerei Allersheim bei Holzminden, wo kurz vorher erst ein altes Fachwerkhaus mitten in der Innenstadt gebrannt hatte. Feuer unter einem Zug in Warburg und weit draußen bei Reelsen, schließlich die beiden Feuerwehr-Großeinsätze in Brakel. Zuerst hatte die Produktionshalle eines Tischlereibetriebs gebrannt, nur sechs Tage später das ehemalige Hotel am Kaiserbrunnen. Doch nicht nur die Feuerwehr gerät bei Flammenschein ins Schwitzen, auch die Polizei muss raus, wenn es irgendwo brennt. Häufig sperrt sie Straßen ab oder versorgt die Feuerwehrleute mit wichtigen Hintergrundinformationen. Brennt beispielsweise ein Wohnhaus, kann die Polizei abfragen, wie viele Menschen an der Adresse gemeldet sind. Mitunter beginnen die Beamten vor Ort auch mit ersten Ermittlungen, zum Beispiel indem sie Zeuginnen und Zeugen befragen oder Feuer fotografisch dokumentieren. Der erste Brand 2025: Nach Brand muss Ruine in Warburger Ortsteil nun abgerissen werden Sind die Flammen gelöscht, stellt sich die Frage nach der Ursache. Und nicht selten kommen Polizei und Feuerwehr dann zu dem Schluss, dass sich ein Spezialist den Brandort mal anschauen sollte. &bdquo;In so einer kleinen Behörde ist dann vollkommen klar, wer sich kümmert“, sagt Kriminaloberkommissar Marvin Kuschel und spricht von sich selbst. Er ist nämlich einer von mehreren Brandermittlern bei der Kriminalpolizei Höxter. Geruchsbelastung an Brandorten ist teilweise enorm Am Vortag des Pressetermins ist das ehemalige Hotel am Kaiserbrunnen abgebrannt. Der 27 Jahre alte Kuschel kommt gerade vom Ortstermin zurück. Das Feuer ist aus, die Zerstörung augen- und nasenfällig. &bdquo;Die Geruchsbelastung an so einem Brandort ist schon relativ hoch“, weiß der Brandermittler und zählt klassische Duftnoten auf: &bdquo;geschmolzenes Plastik, verbranntes Holz“. Im Freien gehe es meistens noch. Inspiziere er Brandorte in geschlossenen Räumen, trage er schon allein zum Selbstschutz eine FFP3-Maske. Lesen Sie auch: Großbrand in Brakeler Tischlerei: Spürhunde im Einsatz in der Ruine In den Brandruinen geht der Kriminaloberkommissar auf Suche nach Brandschwerpunkten und schaut sich dort um: &bdquo;Was liegt da, was befindet sich da?“ Weil das Hauptaugenmerk der Polizei natürlich darauf liegt, eine eventuelle Straftat aufzudecken beziehungsweise sie aufzuschließen, achtet Kuschel zum Beispiel auf Hinweise auf Brandbeschleuniger. &bdquo;Benzinkanister oder Rückstände von Molotow-Cocktails zum Beispiel“. Die Werkzeuge der Brandermittler der Polizei Höxter Wo die menschliche Spürnase nicht mehr weiterkommt, kann unter Umständen ein Brandmittelspürhund unterstützen. &bdquo;Sie sind spezialisiert auf Brandbeschleuniger“, erklärt der Kriminaloberkommissar, &bdquo;die sind so gut, die riechen sogar Geringstwerte“. Bei der Polizei Höxter gibt es zwar keinen vierbeinigen Brandexperten, aber bei Bedarf kann ein solcher Spürhund aus Schloß Holte-Stukenbrock angefordert werden. So zum Beispiel auch bei dem Großbrand in der Tischler-Produktionshalle am Brakeler Güterbahnhof. Dort habe das Tier übrigens nichts erschnüffelt. Wenn die Hunde anschlagen, gehen die menschlichen Experten wie Marvin Kuschel am entsprechenden Ort auf die Suche, graben im Zweifelsfall im Schutt nach Beweismitteln oder nehmen Proben. Dafür sind die Brandermittler speziell ausgestattet. Marvin Kuschel fährt &bdquo;ein sehr gutes Fahrzeug“ mit einer Ausstattung, die auch das Herz eines jeden Hausmeisters höher schlagen lassen würde: &bdquo;Spitzhacke, Schaufel, eine ausziehbare Leiter“, zählt der Kriminalpolizist auf. Auch ein Besen hängt in der Tür, dazu gibt es Masken, Handschuhe, Brandschutttüten und Spezialklebeband, das keine Lösemittel enthält und so Proben nicht verfälschen kann. Die Prioritäten sind klar: Erst löschen, dann ermitteln Doch nicht jeder Treffer der Hundenasen deutet auch wirklich auf eine Brandstiftung hin. Manche der Lösemittel, auf die die Tiere trainiert sind, werden zum Beispiel freigesetzt, wenn Kunststoff schmilzt. Allerdings in deutlich geringerer Menge als sie auftreten würden, wenn mit ihnen ein Feuer entfacht worden wäre. Zum Thema: Vier Verletzte bei Brand in Brauerei in Holzminden Wer Fernsehkommissaren schon mal beim Ermitteln zugesehen hat, weiß, wie wichtig es ist, dass ein Leichenfundort möglichst nicht verändert werden darf, ehe die Spurensicherung ihren Job getan hat. Ganz so einfach hat es der Brandermittler da nicht. &bdquo;Die Brandbekämpfung hat höchste Priorität, die Ermittlung kommt erst danach“, erklärt Kuschel. Der Höxteraner Polizeihund: Vier Pfoten gegen das Verbrechen: Diese neue Spürnase ermittelt im Kreis Höxter Wenn die Feuerwehr also Brandorte mit Schaum bedecken muss, schäumt sie los. Wenn Zwischendecken oder ganze Gebäudeteile abgerissen werden müssen, um alle Glutnester zu erwischen, dann rollt der Bagger an. Nicht immer ideale Voraussetzungen für den Kriminaloberkommissar und seine Kollegen. &bdquo;Wenn alles eingerissen ist, stehe ich vor einem Haufen Schutt und sage mir: Das wird schwierig.“ Und manchmal stellt sich &bdquo;schwierig“ als &bdquo;unmöglich“ heraus. Kuschels größter und aufwendigster Fall im Kreis Höxter Zum Beispiel, als an Karfreitag 2024 eine Industriehalle in Willebadessen brannte. Der aufwendigste und größte Fall, an den Kuschel sich erinnert. Obwohl sich die Brandschwerpunkte sehr gut auf den oberen Bereich des Gebäudes festlegen ließen, obwohl mehrfach ein Hund den Brandort absuchte, obwohl alles getan wurde, bleibt die Brandursache ein Rätsel. Frustrierend, oder? &bdquo;Auf der einen Seite ja, auf der anderen Seite weiß man, man hat alles getan, um die Ursache zu ermitteln.“ Die Polizei ist bei Bränden mit vielen Menschen im Austausch. Natürlich mit der Feuerwehr. In Brakel sei es super gelaufen, lobt Kuschel. Als die Produktionshalle der Tischlerei brannte, &bdquo;hat uns die Feuerwehr angerufen und mit uns abgesprochen, wo der Bagger möglichst nicht eingesetzt werden sollte“. Auch auf Versicherungsvertreter, Eigentümer, Ordnungsbehörden oder etwa die Untere Wasserbehörde trifft Kuschel regelmäßig, wenn es irgendwo gebrannt hat. Denn ein großer Teil der Arbeit eines Brandermittlers spielt sich nicht zwischen verkohlten Trümmern, sondern am Schreibtisch oder am Telefon ab. Letzteres klingelt übrigens mehrmals, als Kuschel der &bdquo;NW“ einen Einblick in seine Arbeit gibt. Es sind geschäftige Zeiten für einen Brandfachmann im Kreis Höxter.

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