Bunker im Kreis Höxter: Wo es im Notfall sicher ist

Kreis Höxter. Wenn bei der ehemaligen Partei der Friedensbewegten ständig vom Krieg geredet wird und wenn der Verteidigungsminister den Ernstfall vorbereitet, dann ist die Zeitenwende nicht weit. Dass ein solcher Ernstfall - ein Krieg mit Russland - nur mit konventionellen Waffen geführt wird, schien zumindest zu Zeiten des Ost-West-Konfliktes eher unwahrscheinlich. Aber wie sieht es nach dem Ende des Eisernen Vorhangs eigentlich mit der Sicherheit im Kreis Höxter aus - sollte es wirklich zum Ernstfall kommen? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat bei den zuständigen Behörden nachgefragt - und sich selbst auf Spurensuche begeben. Ein Blick auf die nüchternen Zahlen zeigt, dass der Kreis Höxter und das gesamte Land früher besser aufgestellt war: Von ursprünglich 2.000 öffentlichen Schutzräumen in Deutschland sind derzeit noch 579 mit rund 478.000 Schutzplätzen formal zu Zwecken des Zivilschutzes gewidmet. Ein Sprecher des zuständigen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe holt etwas weiter aus, um zu erläutern, welches Problem es in der Hinsicht im Kreis Höxter gibt. &bdquo;Öffentliche Schutzräume wurden in Deutschland seit Mitte der 1960er-Jahre vor allem in Ballungszentren gebaut beziehungsweise wiederhergerichtet“, so der Sprecher. Zu den öffentlichen Schutzräumen zählen demnach Hoch- und Tiefbunker ebenso wie alte Stollenanlagen. Welche Behörden sind im Kreis Höxter verantwortlich? Dass der Kreis Höxter kein klassisches Ballungsgebiet ist, stellt dabei aber nur auf den ersten Blick den eigentlichen Kern des Problems dar. Zunächst aber mal zurück zur Ausgangssituation: Krieg und Zeitenwende. &bdquo;Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beauftragt, eine Bestandsaufnahme aller noch gewidmeten Öffentlichen Schutzräume durchzuführen“, erläutert ein Sprecher des Bundesamtes auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Ob und wie viele Schutzräume in Höxter vorhanden sind, könne das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nicht beantworten. &bdquo;Hierzu muss ich Sie bitten, sich an die Kolleginnen und Kollegen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu wenden“, so ein Sprecher. Ein Sprecher dieses Amtes wiederum erklärt, es sei Ziel der Bundesregierung, die Zivilbevölkerung vor den potenziellen Gefahren militärischer Angriffe zu schützen, &bdquo;beziehungsweise das zu erwartende Schadensausmaß solcher Angriffe zu verringern“. Lesen Sie auch: Könnte Tiefgarage in der Gütersloher Innenstadt im Ernstfall als Bunker genutzt werden? Was ist mit dem geheimen Stollen unter dem Bielenberg? Weiter heißt es von der Behörde mit Sitz in Bonn: &bdquo;Dabei gilt es, neben technologischen Entwicklungen und aktuellen Erfahrungen aus der Ukraine, insbesondere lokal unterschiedliche Gefährdungspotenziale, sowie bauliche Verhältnisse zu berücksichtigen, um so den bestmöglichen Schutz zu ermöglichen und verfügbare Schutzkapazitäten zu erweitern.“ Und dann beantwortet die Bundesanstalt die ursprüngliche Frage: &bdquo;Im Kreis Höxter gab es nie öffentliche Schutzräume, die dem Zivilschutz gewidmet waren.“ Potenzielle Räume, die Schutz bieten könnten, gab es aber durchaus. Da ist etwa ein mysteriöser Bunker oder Stollen, der sich Berichten zufolge unter dem Bielenberg bei Höxter befinden soll. Oder es gibt da dieses Fachwerkhaus an der Nieheimer Friedrich-Wilhelm Weber-Straße, das eine umfangreiche Bunkeranlage beherbergen soll. Auch passend: Geheimer Eingang unter Höxteraner Schule entdeckt Wie müssten öffentliche Schutzräume beschaffen sein? Auf Rückfrage erklärt eine Sprecherin des Bundesamtes für Immobilienaufgaben, der ehemalige Wehrmachtsstollen sei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bekannt: &bdquo;Er befindet sich unter dem militärisch genutzten Standortübungsplatz Bielenberg“. Er sei aber &bdquo;seit Jahrzehnten verschlossen; Teile der Anlage sind mit Wasser gefüllt.“ Und geeignet ist er in den Augen der Fachleute auch nicht: &bdquo;Aufgrund der heutzutage anzunehmenden Szenarien punktueller Angriffe mit kurzen Vorwarnzeiten, könnten selbst zentral gelegene öffentliche Schutzräume von den meisten Menschen nicht rechtzeitig erreicht werden.“ Dies schließe für den Bielenberg aufgrund der Lage des Stollensystems &bdquo;per se jede Überlegung zur Nutzung als öffentlichen Schutzraum aus“. Ebenfalls lesenswert: Bunker im Kreis Paderborn: Wo es im Notfall sicher ist Was hat die Friedensdividende damit zu tun? Hinzu komme, dass große Personenansammlungen in öffentlichen Schutzräumen mit mehreren Hundert oder tausend Schutzplätzen selbst zu einem Ziel für einen Angreifer werden könnten. &bdquo;Aus diesen Gründen sowie unter Berücksichtigung des hohen Zeit- und Kostenaufwandes bietet sich eine vorsorgende bauliche Reaktivierung sowie insbesondere eine Neuerrichtung zentral gelegener öffentlicher Schutzraum nicht an.“ Das Amt für Katastrophenschutz erläutert folgerichtig, dass alle &bdquo;noch dem Zivilschutz gewidmeten Anlagen“ aktuell weder funktions- noch einsatzbereit seien. Im Kreis Höxter habe es zudem nie derlei Schutzräume gegeben. Aber auch die, die es mal in anderen Kreisen wie dem Kreis Lippe gab, sind nicht mehr nutzbar. Auf welche Schutzmaßnahme im Kreis Höxter gesetzt wird &bdquo;Hintergrund ist die im Zuge der Friedensdividende im Jahr 2007 getroffene Entscheidung des Bundes im Einvernehmen mit den Ländern, das Schutzbaukonzept aufzugeben, die funktionale Erhaltung der öffentlichen Schutzräume einzustellen und diese sukzessive aus der Zivilschutzbindung zu entlassen“, erläutert ein Sprecher weiter. Laut dem Bundesamt für Katastrophenschutz ist eine Reaktivierung der öffentlichen Schutzräume auch gar nicht vorgesehen - trotz der neuen Bedrohungslage. Klingt dramatisch, ist es vielleicht aber gar nicht, denn laut der Katastrophenschutzbehörde hätten selbst zu Zeiten des Kalten Krieges in der Bundesrepublik Deutschland maximal &bdquo;zwei Prozent der Gesamtbevölkerung in öffentlichen Schutzräumen Zuflucht finden können“. Welche Handlungsempfehlung die Fachleute geben Möglicherweise auch deshalb sollen die alten Schutzräume erst gar nicht reaktiviert werden: &bdquo;Aufgrund des heutzutage erforderlichen Schutzbedarfs - insbesondere schnelle Erreichbarkeit, Schutz vor Splitter- und Trümmerflug - sowie des hohen Zeit- und Kostenaufwandes“, heißt es aus Bonn. Die Behörde setze stattdessen auf Handlungsempfehlungen, &bdquo;wie die Bevölkerung selbst kurzfristig Keller und Innenräume - als wirkungsvolle Selbstschutzräume - verstärken kann“. Dies umfasse die Schaffung von Voraussetzungen für einen perspektivisch flächendeckenden Auf- und Ausbau von baulich speziell ausgestatteten Hausschutzräumen und eine &bdquo;systematische Erfassung von öffentlichen Gebäuden und privaten Immobilien, die als öffentliche Zufluchtsorte genutzt werden können“. Lesen Sie auch: Bunker in Bielefeld: Sind wir auf Krisen vorbereitet? Wohin Menschen im Kreis Höxter im Ernstfall fliehen können Denn &bdquo;unabhängig von der Frage nach der aktuellen Verfügbarkeit und Nutzbarkeit der öffentlichen Schutzräume“ verfüge die Bundesrepublik &bdquo;heute flächendeckend über eine Bausubstanz, die unter bestimmten Voraussetzungen bereits einen signifikanten Schutz vor dem Einsatz von Kriegswaffen bieten kann“, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Hierbei handele es sich um Räume, die &bdquo;einen guten Grundschutz“ vor einer Explosionsdruckwelle und dem &bdquo;sehr gefährlichen Trümmer- und Splitterflug“ sowie vor &bdquo;herabfallenden Trümmern“ bieten müssten. Dies leisteten schwerpunktmäßig &bdquo;U-Bahn-Stationen und &bdquo;Tiefgaragen“ sowie &bdquo;Kellerräume“. Wo Informationen fließen sollen und was der Kreis Höxter dazu sagt U-Bahn-Stationen existieren im Kreis Höxter nicht. Ebenso wenig wie eine Liste oder eine Karte, die allgemein zugänglich zeigt, wo es im Kreis Höxter entsprechende Bereiche gibt, die Schutz böten. Über die Anforderungen, die Tiefgaragen oder Keller bieten müssen, um sicher zu sein, macht die Behörde keine Angaben. Das Bundesamt kündigt aber &bdquo;umfassende Informationskampagnen“ an, die Bürgerinnen und Bürger &bdquo;über die Bedeutung von Schutzräumen und die Möglichkeiten des Selbstschutzes informieren“. Die Erarbeitung und Umsetzung dieses Konzeptes erfolge in enger Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Passend dazu: Nur ein öffentlicher Schutzraum in OWL – der ist jedoch nicht einsatzbereit Kreis-Sprecher Thomas Fuest erläutert dazu auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“, der Kreis erstelle aufgrund der jüngsten Ereignisse wie im Ahrtal und der veränderten globale Sicherheitslage unter Federführung der Abteilung Feuer, Katastrophen- und Zivilschutz einen Katastrophenschutzbedarfsplan - &bdquo;im engen Austausch mit verschiedenen Akteuren der Gefahrenabwehr wie etwa den Städten, Feuerwehren und Hilfsorganisationen“. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter

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