Könnte Tiefgarage in der Gütersloher Innenstadt im Ernstfall als Bunker genutzt werden?

Gütersloh. An eine reale Kriegsgefahr hat in Deutschland nach Ende des Kalten Krieges und in den letzten Jahren wohl kaum jemand geglaubt. Das hat sich spätestens mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine geändert. Weil sich die internationale Bedrohungslage verschärft, wollen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Innenministerien wieder mehr Bunkerräume in Deutschland einrichten. Lesen Sie auch: Unternehmen stellt außergewöhnliches Bauvorhaben in Gütersloher Innenstadt vor Die Behörden arbeiten an einem neuen nationalen Schutzraumkonzept. Demnach wird geprüft, welche öffentlichen Einrichtungen im Bedarfsfall dazu umfunktioniert werden können. Eine Liste soll angefertigt werden. Taucht darauf möglicherweise bald auch die Tiefgarage an der Daltropstraße in der Gütersloher Innenstadt auf? Die 1984 errichtete Halle mit 144 Stellplätzen mitten im Kern der Innenstadt diente der Gütersloher Bevölkerung immerhin lange Jahre auch als ein Ort der Sicherheit. Bis zu ihrem Umbau im Jahr 2017/2018 sollte sie als Zivilschutzanlage im Kriegsfalle bis zu 1.600 Personen Schutz bieten. Ist es denkbar oder vielleicht sogar schon geplant, dass das Parkhaus an der Daltropstraße im Zuge der jetzigen Debatte &bdquo;reaktiviert“ wird? Sicherheitsausrüstung der Gütersloher Tiefgarage entfernt &bdquo;Uns ist nicht bekannt, dass das Bundesamt über eine Reaktivierung nachdenkt“, erklärt mit Carsten Schlepphorst der Beigeordnete der Stadt Gütersloh für die Bereiche Personal und Organisation. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen hätten den Verzicht auf die Zurverfügungstellung der Tiefgarage in der Daltropstraße als Schutzraum für Zivilschutzzwecke im Oktober 2021 auch formell erklärt, so der 47-Jährige. Grundsätzlich halte er es für machbar, den früheren Luftschutzraum auch wieder als solchen herzurichten. Allerdings führt er weiter aus: &bdquo;Eine Wiederinbetriebnahmen als Schutzraum – wie zu Zeiten des Kalten Krieges – wäre sehr theoretisch denkbar, aber mit einem erheblichen baulichen Aufwand verbunden.“ Im Rahmen der Sanierung vor einigen Jahren sind in der Tiefgarage an der Daltropstraße 10 die Sicherheitsausrüstungen und die Technik weitestgehend entfernt worden. Auch eine Lüftungsanlage und Türschwellen in den Treppenhäusern wurden dabei deinstalliert. Bunker müssen seit 2007 nicht mehr einsatzbereit sein Beides gehörte zu den Voraussetzungen für die Zivilschutzanlage, wofür die Tiefgarage früher einmal vorgesehen war. Doch das ist Vergangenheit: Im Jahr 2007 beschloss der Bund, der für den Zivilschutz zuständig ist, dass keine Bunker mehr einsatzbereit gehalten werden müssen. An die alten Zeiten, in denen die Anlage in Gütersloh gleichermaßen Parkdeck und gewaltiger Bunker war, gibt es in der unteren Ebene noch eine historische Information. &bdquo;Wir haben sehr kreativ zur Erinnerung an den Schutzraum eine kleine Museumsecke geschaffen“, berichtet Carsten Schlepphorst. Eine Nutzungsmöglichkeit der jetzt noch vorhandenen Technik müsste erst aufwendig geprüft werden. Doch so weit ist es längst nicht. Aktuell arbeitet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, eine Behörde mit 500 Mitarbeitern, im Auftrag von Bund und Ländern an den Eckpunkten für ein Konzept. Dabei dem es um die flächendeckende Schaffung von Schutzräumen geht. Tiefgaragen, Bahnhöfe, Kellerräume – sowohl öffentliche Gebäude wie auch private Räume sollen ausgebaut werden. Kreis Gütersloh für Katastrophenschutz verantwortlich In einem ersten Schritt wurde mit einer Bestandsaufnahme noch vorhandener Räume begonnen. Dabei soll auch geprüft werden, welche öffentlichen Einrichtungen im Bedarfsfall zu Schutzeinrichtungen umfunktioniert werden könnten. Eine Kontaktaufnahme zur Gütersloher Stadtverwaltung hat es bislang nicht gegeben, die ist allerdings auch nicht originär verantwortlich. &bdquo;Bunker werden vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz betreut, unterhalten und inzwischen tatsächlich auch wieder ausgebaut“, erläutert Carsten Schlepphorst: &bdquo;Wir als Stadt sind nicht für den Katastrophenschutz zuständig und bisher nicht involviert.“ Vor der Kommune wäre zunächst einmal der Kreis Gütersloh maßgeblich, in dessen Bereich der übergeordnete Katastrophenschutz fällt. Vertreter der Abteilung Bevölkerungsschutz des Kreises Gütersloh waren am 6. November ins Innenministerium eingeladen worden. In Düsseldorf wurde mitgeteilt, dass die Bezirksregierungen und Kreise im kommenden Jahr damit rechnen müssten, konkreter in die Pläne um das nationale Schutzraumkonzept eingebunden zu werden. &bdquo;Dabei ging es in erster Linie um allgemeine Themen wie etwa die Objekterfassung. Weiterer Ort in Gütersloh kommt infrage Es gibt derzeit aber noch keine genauen Kriterien oder Handlungsanweisungen“, so Jan Focken. Nach Angaben des Kreissprechers gibt es im Kreis Gütersloh aktuell keinen funktionierenden Zivilschutzbunker. Als Kandidaten für eine etwaige Schutzraum-Liste käme die Tiefgarage in der Daltropstraße in Gütersloh aus seiner Sicht aber durchaus infrage. Lesen Sie auch: Wochenmarkt soll bei Events in Güterslohs Innenstadt neuen Standort bekommen Auch das ehemalige Verstärkeramt an der Eusterbrockstraße zwischen Wiedenbrück und St. Vit mit dem alten Museumsbunker, in dem ein Radio- und Telefonmuseum untergebracht ist, könnte in einer entsprechenden Erhebung landen. Jan Focken: &bdquo;Beides ist theoretisch denkbar.“

Meistgelesen