Alltagsmenschen in Höxter werden für den Winter abgebaut und eingepackt

Höxter. Langsam fährt Tobias Seck vom Bauhof Höxter mit seinem Radlader mit den beiden Greifzähnen vorn dran von hinten an die Figur heran. Die liegt an der Weserpromenade schon flach auf dem Rücken, hängt mit Gurten an der Gabel des Baufahrzeugs und soll festgezurrt werden auf zwei Paletten. Gestürzt mit Kanthölzern, gepolstert mit Styropor. Noch einmal kurz mit den Gurten anheben und ein bisschen weiter draufziehen, damit die Bodenplatte aus Metall nicht am Boden schleift. &bdquo;Vorsicht, Vorsicht“, ruft einer der Männer plötzlich. Nicht zu nah an den Kopf des Alltagsmenschen heranfahren. Ein anderer witzelt: &bdquo;Aber der hat doch nen Helm auf.“ Gelächter. Schwere Zentimeterarbeit ist es, die insgesamt 50 Alltagsmenschen in Höxter wieder einzusammeln und für den Transport zur Überwinterung zurück zum Atelier Lechnerhof bei Witten zu bringen, wo sie bei den Künstlerinnen Laura und Christel Lechner entstanden sind. Zwei Figuren an der Weserpromenade sind besonders schwer 150 bis 180 Kilo wiegt eine im Durchschnitt. Nur hier an der Weserpromenade, wo der Abbau am Mittwochmittag beginnt, stehen mit dem &bdquo;Berliner Paar“ – der Metall-Regenschirm ist schon angebaut – zwei der größten Figuren. Bis zu 400 Kilo schwer sind die, verrät Holger Patt vom Lechnerhof, der mit drei weiteren Kollegen und zwei Kleinlastwagen nach Höxter gekommen ist. Binnen eineinhalb Tagen wollen sie alle Alltagsmenschen abbauen und bekommen bei den größten von ihnen Unterstützung vom städtischen Bauhof. Inklusive einem Radlader, den Tobias Seck mit sehr viel Fingerspitzengefühl bedient. Es darf nichts abbrechen oder durchbrechen. Mit Gurten haben sie zunächst den Herrn aus Berlin an der Weserpromenade gesichert. &bdquo;Unterm Arm?“, fragt einer der Helfer. &bdquo;Ja“, antwortet Patt. &bdquo;Auf den Rücken legen?“ – Erneut ein Ja. &bdquo;Auf Sicherheit gehen mit den Gurten“, gibt der Mann die Devise aus. Figuren landen für Transport auf zwei Paletten und Polstern Mit dem Akkuschrauber werden die Schrauben gelöst, mit denen der Beton-Herr den Sommer über auf der Bodenplatte befestigt war. Dann hängt er in den Gurten, kippt leicht nach hinten, eine Palette wird drunter geschoben, er kippt weiter. Palette Nummer zwei. Und dann wird die Figur drumherum so abgepolstert, dass sie sich beim Transport im wartenden Lkw nicht bewegt. Lesen Sie auch: Alltagsmenschen in Höxter nur noch für kurze Zeit zu sehen Eine Passantin schmunzelt, als sie sieht, dass noch Decken drüber gelegt werden. &bdquo;Damit sie auch schön warm liegt“, sagt sie lächelnd. Eine andere fotografiert die Szenerie. Selten hat Kunst im öffentlichen Raum die Menschen so bewegt wie die Alltagsmenschen in diesem Sommer in Höxter. Sowohl emotional wie auch räumlich während der Rundgänge. Sie zauberten ein Lächeln in die Gesichter vieler Einheimischer und Gäste, waren beliebtes Selfie-Fotomotiv – aber auch Ziel von Zerstörungen und Vandalismus. Die fotografierende Passantin jetzt hat noch eine letzte Runde mit ihren Freunden gedreht, bevor die Alltagsmenschen abgebaut werden, erzählt sie noch. Dann geht’s der &bdquo;Berliner Dame“ an die Füße. Gurte befestigen, Schrauben lösen, langsam nach hinten kippen lassen. Schwierigkeit hier: der Hutrand. Wenn man sie einfach so auf den Rücken legen würde, läge das ganze Gewicht auf der Krempe. Deshalb wird mit Styroporplatten der Hohlraum aufgefüllt. Keine ist wie die andere. Und auch sie liegt schnell gut verpackt auf den Paletten. Geschehen ähnelt Transport eines Mumien-Sarkophags Per Hubwagen werden beide zum Lkw geschoben – ein bisschen erinnert das Bild an den Transport eines Mumien-Sarkophages aus dem alten Ägypten. Auf die Ladefläche werden sie hinaufgehoben, dann per Hubwagen hineinbugsiert. Ab ins Winterlager. Die beiden sind die Ersten, auch an diesem Donnerstag werden weitere Figuren abmontiert. Aber: Einige werden im nächsten Jahr wiederkommen, sagt Huxarium-Sprecherin Manuela Puls. &bdquo;Höxter bleibt eine Alltagsmenschen-Stadt“, verspricht sie. Welche und wohin, da sei die Huxarium-Gartenpark-Gesellschaft noch in Verhandlungen. Man sei schon in den Planungen fürs nächste Jahr. &bdquo;Es kann auch sein, dass dann darunter ganz neue Figuren sein werden.“ Geplant ist, dass sie wieder in der Innenstadt und an der Weserpromenade aufgestellt werden. Wann? Die Saison solle am 1. Mai 2025 beginnen – dann sollen auch die Alltagsmenschen schon stehen. Und: Es soll auch wieder einen Rundgang zu den Standorten geben, sagt die Sprecherin und sagt außerdem vielsagend, dass das Projekt durchaus weiter &bdquo;ausbaufähig“ sei.

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