Hausarztmangel: Medizinische Versorgung im Kreis Höxter vor dem Kollaps

Kreis Höxter. Es ist eine Horrorvorstellung: Man ist heftig erkrankt, hat vielleicht Schmerzen, aber kein Hausarzt weit und breit, der einem helfen kann. Ein Gedanke, der viele Menschen im Kreis Höxter umtreibt, wie aus dem Kreisentwicklungskonzept hervorgeht, in dem die Bürgerinnen und Bürger die Bedeutung der Gesundheitsversorgung als sehr hoch eingestuft haben. Die Sorge ist mehr als begründet. Mit Blick auf die Hausarztversorgung liegt der Versorgungsgrad in einigen Bereichen nur noch knapp über 80 Prozent. Und selbst dort, wo noch Ärzte da sind, planen viele bereits ihren verdienten Ruhestand: Konkret sind 50,6 Prozent der Hausärzte im Kreis 60 Jahre oder älter, 22,9 Prozent sind gar über 65 Jahre alt. Im Versorgungsbereich Höxter sind sogar nur noch 7 der 19 Ärzte unter 60 Jahre alt. Aufgrund der Situation hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) eine Prognose für das Jahr 2033 erarbeitet, die &bdquo;möglichst valide“ sein soll, aber durchaus optimistisch gerechnet ist. Immerhin gehen die Planer davon aus, dass nur die Hälfte der Hausärzte mit 65 Jahren in Rente geht und 20 Prozent zwischen 68 und 70 Jahren immer noch arbeiten. Nur wenige Hausärzte zieht es in den Kreis Höxter Trotz dieser Annahmen sieht die Vorhersage für den Kreis Höxter ziemlich düster aus, weil eben viele in den Ruhestand gehen und vergleichsweise wenige Ärzte gern aufs Land ziehen, wie ein Blick auf die Neuzulassungen und Neuanstellungen seit 2013 im Kreis Höxter zeigt, die die KVWL für die einzelnen Versorgungsbereiche einfach fortgeschrieben hat. .responsive23-x3zwI5dxNOINN7cQ-pie-240924-alter-hausaerzte { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-x3zwI5dxNOINN7cQ-pie-240924-alter-hausaerzte { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-x3zwI5dxNOINN7cQ-pie-240924-alter-hausaerzte { padding-top: 142.86%; } } Beispiel Bad Driburg: Dort rechnet die Kassenärztliche Vereinigung damit, dass etwa acht Hausärzte in den Ruhestand gehen, aber nur vier neue hinzukommen. Noch dramatischer ist die Situation im Mittelbereich Steinheim zu, wo die Stadt Nieheim gehört. Experten rechnen damit, dass sieben der neun Hausärzte aufhören, aber sich nur drei neue niederlassen. Damit würde die Versorgungsquote auf 50 Prozent fallen – einer der schlechten Werte NRW-weit, die für 2033 prognostiziert werden. Auch der Mittelbereich Höxter, zu dem Marienmünster gehört, hat nicht viel bessere Aussichten. 15 der 19 Hausärzte, so die Prognose, gehen in den Ruhestand, nur sieben neue lassen sich demnach nieder. Unterversorgung fast aller Bereiche im Kreis Höxter Nur Brakel, so die Vorhersage, wird 2033 nicht als unterversorgter Bereich eingestuft, der nach Definition der KVWL, dann vorliegt, wenn die Versorgungsquote unter 75 Prozent liegt. Zahlen, die die Verantwortlichen schon länger umtreiben. .responsive23-XCqd8vsGXKyjbbHP-bar-grouped-vertical-240924-hausarztversorgung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XCqd8vsGXKyjbbHP-bar-grouped-vertical-240924-hausarztversorgung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XCqd8vsGXKyjbbHP-bar-grouped-vertical-240924-hausarztversorgung { padding-top: 142.86%; } } Grundsätzlich verantwortlich für die Hausarztversorgung ist die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster. Aber auch die kann keinen Arzt anweisen, in den Kreis Höxter zu gehen. &bdquo;Es ist ein freier Beruf“, sagt Sprecher Stefan Kuster im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Es geht als nur über Anreize. Und da kommen die Kommunen und der Kreis Höxter selbst ins Spiel, wo das Thema inzwischen überall sehr weit oben auf der Tagesordnung steht. Hausarztmangel: Was der Kreis Höxter jetzt plant Beziehungsweise fast. Während man in Marienmünster aus der Not heraus kurzerhand ein Kommunales Medizinisches Versorgungszentrum gegründet und bereits erfolgreich zwei Ärzte angestellt hat, hat man sich nach einer ersten Diskussion im Höxteraner Stadtrat Höxter, wo &bdquo;der Kollaps“ droht, wie die SPD in einem Antrag feststellt, immerhin die Gründung eines Arbeitskreises verabredet. Lesen Sie auch: Neues Ärztezentrum lockt Mediziner nach Marienmünster Statt inhaltlicher Gedanken machten sich die Parteien vor allem gegenseitig Vorwürfe, sie würden bereits Wahlkampf betreiben. In Nieheim, wo die besorgte CDU einen entsprechenden Fragenkatalog an die Verwaltung geschickt hat, hat man die Diskussion auf Jahresende vertagt. Übrigens: Sowohl in Höxter als auch in Nieheim schaut man etwas neidisch auf das, was die kleine Verwaltung in Marienmünster mutig auf die Beine gestellt hat. Denn es trifft den Nerv der Zeit beziehungsweise viel mehr der Ärzte. Was sich die jungen Ärzte wünschen Sie wünschen sich immer häufiger, angestellt zu sein, statt allein die Verantwortung für eine Praxis zu tragen. Das entlastet vor allem beim Abrechnungs- und Bürokram. &bdquo;Ein Hausarzt ist etwa 60 Tage im Jahr nur mit Bürokratie beschäftigt“, kritisiert auch KVWL-Sprecher Stefan Kuster. Dennoch sieht die KVWL in medizinischen Versorgungszentren nur einen möglichen Baustein, dem Ärztemangel zu begegnen. Dahinter schwingt auch die Angst mit, dass diese Einrichtungen Investoren- und profitgetrieben sein könnten. Die KVWL favorisiert weiterhin selbstständig geführte Hausarztpraxen – Förderprogramme sind entsprechend darauf ausgerichtet. Aktuell sieht die Vereinigung vornehmlich in Steinheim, Marienmünster und Willebadessen ein großes Problem, weshalb diese Kommunen ins offizielle Förderverzeichnis aufgenommen wurden. Finanzielle Zuschüsse oder Praxisdarlehen gibt es hier für die Übernahme eines Versorgungsauftrages in Form einer Zulassung oder Anstellung oder auch die Einrichtung einer Zweigpraxis. Welche Initiative der Kreis Höxter nun plant Der Kreis Höxter hingegen will die Region als Ganzes in den Blick nehmen. Dazu hat die Abteilung Gesundheitsschutz des Kreises eine Initiative gestartet. &bdquo;Aufgrund des demografischen Wandels und der alternden Bevölkerung besteht ein wachsender Bedarf an medizinischer Grundversorgung, während gleichzeitig viele Hausärzte in den Ruhestand gehen. Die Initiative will dem entgegenwirken, indem Bedarfe der Kommunen gebündelt werden, um sowohl junge Ärztinnen und Ärzte in den Kreis Höxter zu holen als auch bestehende Praxen zu unterstützen“, erklärt die Leiterin der Abteilung Gesundheitsschutz, Sabine Heinemann. Man wolle die Kassenärztliche Vereinigung bei der Suche nach Hausärzten unterstützen. Aktuell führt der Kreis bei den Kommunen und den Hausärzten eine Umfrage durch, um ein genaues Bild der Versorgungssituation zu erhalten. &bdquo;Außerdem sollen durch den direkten Austausch mit den Bürgermeistern Lösungsansätze erarbeitet werden, die auf die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Kommunen abgestimmt sind“, so Heinemann weiter. In die Entwicklung gezielter Maßnahmen sollen auch die Ärzte und andere Institutionen einbezogen werden.

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