Nach Landtagswahlen: Im Kreis Höxter „herrscht die gleiche Unzufriedenheit“

Kreis Höxter. 32,8 und 30,6 – das könnten sehr warme spätsommerliche Temperaturen sein, sind aber die vorläufigen Wahlergebnisse der AfD in Thüringen und Sachsen. In Thüringen ist die Alternative für Deutschland damit sogar stärkste Kraft bei den Landtagswahlen geworden, im Freistaat Sachsen liegt der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem einzustufende Landesverband nur einen Hauch hinter der CDU (31,9 Prozent). &bdquo;Erschreckend“ findet Anne Rehrmann von den Kreisgrünen in Höxter die Wahlergebnisse der AfD, als &bdquo;sehr beunruhigend“ bezeichnet sie Helmut Lensdorf, Vorsitzender der SPD im Kreis Höxter. Marion Ewers (FDP-Vorsitzende im Kreis Höxter) nennt sie &bdquo;eine Bedrohung für unsere Demokratie“. Ob nun erschreckend, beunruhigend oder bedrohlich, eines waren die Prozente der AfD auch: &bdquo;Vorhersehbar“, sagt Marion Ewers. Umfragen und die Stimmung – nicht nur in Thüringen und Sachsen – hatten eine starke AfD prognostiziert. Angst und Wut seien nachvollziehbar Woran liegt das? Für Höxters Bundestagsabgeordneten Christian Haase (CDU) liegt die Antwort auf der Hand. Die Wählerinnen und Wähler hätten der Ampelregierung in Berlin, bestehend aus SPD, FDP und Grünen, &bdquo;die rote Karte gezeigt“. &bdquo;Die AfD und das BSW haben fast ausschließlich mit bundespolitischen Themen Stimmung gemacht“, führt Haase aus und nennt das Thema &bdquo;illegale Migration“. &bdquo;Außerdem haben die Menschen nach den Anschlägen der letzten Tage und Monate Angst. Sie sind verunsichert. Sie sehnen sich nach Ordnung und Sicherheit.“ Diese Verunsicherung hat auch Helmut Lensdorf wahrgenommen. &bdquo;Angst und Wut sind als Reaktionen nachvollziehbar. Letztendlich ist das aber kein Grund, rechtsextrem und demokratiegefährdend zu wählen.“ Die Vertreterinnen und Vertreter der Ampel-Parteien im Kreis Höxter haben darüber hinaus auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ weitere Gründe für die Wahlerfolge der AfD ausgemacht. Zu wenig sei in den vergangenen Jahren auf den sozialen Zusammenhalt geachtet worden, meint der Sozialdemokrat. Zu wenig sei den Menschen zugehört worden, zu wenig sei Leistung belohnt worden, meint die Liberale. Dass einige Politiker die Standpunkte der AfD übernommen hätten, habe die Partei noch stärker gemacht, meint die Grüne. Im kommenden Jahr wird auch in NRW gewählt Im kommenden Jahr wählt Nordrhein-Westfalen, wählt somit auch der Kreis Höxter. Müssen hier ähnlich viele Kreuzchen für die AfD auf den Wahlzetteln erwartet werden? &bdquo;Den Kreis Höxter kann man nicht grundsätzlich von Entwicklungen abkoppeln“, sagt Lensdorf. Christian Haase stimmt zu: &bdquo;Wer glaubt, dass das Wahlergebnis typisch für ,den Osten’ ist, der hat das Ohr nicht an der Bevölkerung. Hier herrscht die gleiche Unzufriedenheit, auch wenn man nicht in der gleichen Breite für populistische Stimmenfängerei anfällig ist.“ Gleichwohl hat die AfD bei der Europawahl auch in Bereichen des Kreises Höxter ein Viertel der Stimmen für sich gewinnen können. &bdquo;Sicher gibt es auch einzelne AfD-Ausreißer bei uns im Kreis“, weiß Marion Ewers, &bdquo;aber im Grunde ist es ein bodenständiger Kreis mit Menschen, die traditionell, zuverlässig und stabil in ihren Werten sind, eine flächendeckende Bedrohung wie in Sachsen oder Thüringen sehe ich derzeit nicht“. Anne Rehrmann von den Grünen äußerte sich zu diesem Punkt nicht – auch auf die Frage, wie offensichtlich verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden könnte, gibt es keine Antwort. Die Ergebnisse sollten zunächst in Ruhe intern diskutiert werden. Politik sollte nicht von oben gemacht werden Gut, was meinen die anderen? CDU, SPD und FDP meinen einhellig: Zuhören. &bdquo;Es klingt vielleicht zu einfach, aber das Wichtigste ist es, den Menschen zuzuhören und keine Politik von oben oder für Splittergruppierungen zu machen“, sagt Marion Ewers. Helmut Lensdorf fügt mit dem Hinsehen noch einen weiteren Sinn hinzu. Christian Haase will ernst nehmen und will, dass die Menschen sich gehört fühlen. Peter Eichenseher, Sprecher der AfD im Kreis Höxter, teilt unterdessen mit: &bdquo;Die migrationskritische Position ist endlich auch im linken Spektrum angekommen. Die AfD profitiert davon in doppelter Weise. SPD und Grüne werden geschwächt und die AfD gewinnt nicht nur massiv an Sympathie und Wählerstimmen, sondern die AfD hat auch einen enormen Zugewinn an Mitgliedern zu verzeichnen. Die AfD im Kreis Höxter wird diesen Trend nutzen und die Entwicklungen in Bad Driburg, Borgentreich und Willebadessen zum Thema machen.“

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