Gewalt in Arztpraxen im Kreis Höxter wird zum Problem - das hat Folgen

Kreis Höxter. Das Ergebnis einer Umfrage der Ärztekammer beunruhigt: Sie zeigt, dass die Gewalt gegen Ärzte zunimmt. Auch Medizinerinnen und Mediziner im Kreis Höxter berichten im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ davon, dass bedrohliche Situationen und verbale Gewalt mittlerweile zum Alltag in den Praxen gehören. Was sie erlebt haben – und wie sie damit umgehen. An der Umfrage der Kammer haben sich 4.513 Ärzte beteiligt. 2.917 von ihnen haben bereits Gewalt erlebt – sowohl körperlich als auch verbale Gewalt. Die größten Probleme haben Ärzte demnach mit Patienten (2.159 Fälle) und ihren Angehörigen (1.563). Vor allem das Erleben verbaler Gewalt gehört in den Arztpraxen im Kreis Höxter mittlerweile offenbar zum Alltag. &bdquo;Verbale Gewalt ist nicht mehr selten bei uns“, sagt der Allgemeinmediziner Michael Stoltz, der in Fürstenau praktiziert, im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Patienten beleidigten oder bedrohten meist die Medizinischen Fachangestellten oder aber auch die Ärzte selbst. “Polizei hilft Praxen bei “speziellen Patienten” Dabei gebe es aber auch &bdquo;spezielle Patienten“ mit einem körperlichen Gewaltpotenzial, &bdquo;da musste ich die Polizei anfordern“. Stoltz verfügt, unter anderem, über eine Zusatzqualifikation für Suchtmedizin, die selten zu finden ist. Stoltz schaut aber recht nüchtern auch die Situation: &bdquo;Es ist naiv, zu glauben, dass es nur Menschen gibt, die sich benehmen können.“ Seine Bestandsaufnahme: &bdquo;Die Menschen sind egoistischer geworden.“ Und dann gibt er ein konkretes Beispiel aus seinem Alltag: Am Montag vergangener Woche sei seine Praxis in Fürstenau &bdquo;rappelvoll“ gewesen, denn er vertrete derzeit vier Ärztinnen und Ärzte. 70 Patienten seien am Vormittag ohne Termin in der Praxis erschienen. &bdquo;Ich gehöre zu den Ärzten, die niemanden wegschicken“, sagt der Mediziner. Entsprechend lange dauere die Sprechstunde. &bdquo;Dennoch schimpfen die Leute, dass sie warten müssen“, sagt Stoltz. Die Mentalität &bdquo;hoppla, jetzt komme ich“ führe dazu, dass jeder und jede erwarte, sofort behandelt zu werden – und das auch lautstark einfordere. Ein Hausverbot pro Quartal in der Höxteraner Praxis &bdquo;Das ist für mich schon übergriffig, die natürlichen Regeln des Zusammenlebens werden übergangen.“ Es spreche &bdquo;purer Egoismus“ aus dem Verhalten vieler Patienten. Trotz der Bedrohungslage schätzt Stoltz seinen Umgang mit solchen Vorfällen als &bdquo;bisher noch souverän ein. Das wäre sicherlich anders, wenn ich mit einer Waffe angegriffen worden wäre“. Wenn bislang Patienten Grenzen überschritten, &bdquo;spreche ich die an und kläre das“. In der Regel entschuldigten sie sich dann bei den Angestellten, dann sei die Sache erledigt. Einige lehnten eine Entschuldigung jedoch ab, &bdquo;dann gibt es Hausverbot“. Eine Seltenheit ist es nicht, dass Stoltz zu dieser Maßnahme greifen muss, im Schnitt schätzt er, dass er rund einmal pro Quartal ein Hausverbot aussprechen muss. Auch in der Beverunger Praxis des Allgemeinmediziners Jens Grothues gibt es Patienten, die über die Stränge schlagen. Patienten fehlt Verständnis für Engpässe Er ist zugleich Vorsitzender des Hausärzteverbandes in Westfalen-Lippe und schätzt die Sache so ein, dass es wohl allen Kollegen ähnlich geht. &bdquo;Die Menschen werden immer unzufriedener, sie wollen alles und zwar sofort.“ Körperliche Gewalt habe auch er noch nicht erlebt, aber die verbale Gewalt sei &bdquo;unsere tägliche Realität“. Auf Unverständnis stießen seine Mitarbeiterinnen etwa, wenn sie verlangten, dass die Krankenkassenkarte eingelesen wird. Manche Patienten weigerten sich, sie abzugeben. Andere zeigten sich erbost darüber, dass sie in der Praxis anrufen – aber niemand ans Telefon ginge. Dass in der Praxis einfach viel los sei, dafür fehle bei vielen einfach das Verständnis – und dafür auch für die Probleme, in denen das Gesundheitssystem gerade steckt. &bdquo;Fünf Minuten Wartezeit sind vielen schon zu viel“, sagt der Mediziner. &bdquo;Am Telefon erleben meine Mitarbeiterinnen fast täglich eine verbale Entgleisung.“ Aggressive Patienten auch bei der KHWE Wer zu sehr über die Stränge schlage, der fliege raus, &bdquo;ich mache da ganz klare Ansagen“, sagt Grothues, ergänzt, &bdquo;anders geht es nicht, ich muss mich schützend vor mein Personal stellen“. Auch in den Einrichtungen der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) kommt es immer wieder vor, dass Patienten sich aggressiv gegenüber dem Personal verhalten. &bdquo;In unseren Notaufnahmen begegnen uns in den Abendstunden oder nachts durchaus Patienten, die aggressiv werden und unsere Mitarbeiter bedrohen. In der Regel stehen diese Patienten unter Drogeneinfluss“, sagt KHWE-Sprecherin Isabell Waschkies. Die Lage sei indes nicht so dramatisch, dass die KHWE einen externen Sicherheitsdienst beauftragen müsse, wie das offenbar an anderen Kliniken schon der Fall ist.

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