Ärger in Höxter: Schmierfinken bekritzeln die Alltagsmenschen

Kreis Höxter. Die Begeisterung für die Alltagsmenschen in Höxter hält an: Am Freitag waren die Skulpturen trotz des regnerischen Wetters ein gefragtes Fotomotiv in der Innenstadt. Bei der &bdquo;Neuen Westfälischen“ haben sich nach dem Bericht über kritische Kommentare zu den Skulpturen auch Menschen mit Verbesserungsvorschlägen gemeldet. Und einige Leser haben darauf hingewiesen, dass einige Figuren verunstaltet worden sind. Weitere Recherchen ergeben, dass das nicht zum ersten Mal vorkommt. Der Fernglasmann steht vor dem historischen Rathaus mit Blick auf die Weserbrücke, hält ein Fernglas in der Hand und stiert damit stoisch zur Brücke. Ist er ein Schnüffler? Ist das Fernglas eine Radarpistole und die ganze Sache eine getarnte Tempokontrolle? Nun, wer auch immer den Edding am Fernglasmann angesetzt hatte, ihm werden womöglich solche Fragen durch den Kopf gegangen seien, als er dem eifrigen Betonmann mit schwarzer Eddingtinte &bdquo;Erich Mielke“ frontal auf das Hemd schrieb. Der einstige Minister für Staatssicherheit der DDR späht also die Bürger in Höxter aus. Was womöglich kurz schmunzeln lässt, ist natürlich Sachbeschädigung, wie Polizeisprecher Jörg Niggemann deutlich macht. Er bestätigt, dass der Schriftzug da gewesen und nun von Kollegen entfernt worden sei. Weitere Fälle sind der Polizei derzeit nicht bekannt. Niggemann kündigt allerdings an, dass der Bezirksdienst der Polizei die Figuren im Auge behalten wird. Figuren werden immer wieder zerstört Dass Lechner-Skulpturen von Rowdys ins Visier genommen und demoliert werden, ist indes nichtes Neues. Wie eine Recherche ergibt, waren die Alltagsmenschen zuletzt im Sommer 2023 in Braunschweig schwer beschädigt worden: Unter anderem war einer Figur war ein Bein abgerissen worden, wie der &bdquo;NDR“ berichtet. Später waren auch in Fulda Alltagsmenschen - offenbar mutwillig - beschädigt worden. Die Liste des Vandalismus an den Kunstfiguren ist aber länger und reicht weiter zurück: Die &bdquo;Bild“ berichtet, dass schon 2020 Figuren in Rheinberg und in Moers Opfer von Zerstörungswut geworden waren. Weit davor war es auch schon in Kaiserslautern immer wieder zu Übergriffen auf einzelne Lechner-Figuren gekommen. Tatsächlich ist es gar nicht nötig, so weit in die Ferne zu schauen, um auf Übergriffe auf Alltagsmenschen zu stoßen: Höxters Nachbarstadt Holzminden hat im Jahre 2014 im Zuge der Weserkai-Sanierung drei Lechner-Skulpturen gekauft. Kostenpunkt, laut Stadt: Rund 8.000 Euro je Figur. &bdquo;Die Figuren stehen am Ende der Weserstraße und markieren einen der Eingänge in unsere Stadt. Mit ihrem freundlichen Wesen empfangen sie unter anderem die Touristen, die auf dem Weserradweg zu uns kommen und weisen diesen den Weg auf unseren wunderschönen Marktplatz“, erläutert Nicole Rau von der Stadt Holzminden. Das Problem: &bdquo;Über die Jahre hatten wir große Probleme mit Vandalismus. Den Figuren ist mitunter stark zu gesetzt worden.“ Durch den Aufbau mit Styroporkern und dünner Betonoberfläche seien sie relativ empfindlich. &bdquo;Nachdem die Zerstörungswut überhandnahm und die Dame mit Einkaufstasche fast völlig zerstört wurde, haben Mitarbeiter des Baubetriebshofes die Dame in mühevoller Kleinarbeit restauriert und alle drei Figuren ertüchtigt“, berichtet Rau. Wie eine Frau sah die Skulptur jedenfalls nicht mehr aus, eher wie ein unförmiger Besucher aus einer anderen Dimension. In Holzminden wurden die Figuren damals übrigens verstärkt, weil sie immer wieder Opfer von Angriffen geworden waren. Auf Vandalismus vorbereitet Höxter indes zeigt sich vorbereitet auf möglichen Vandalismus und gibt sich abgeklärt. Denn Kosten für die Stadt entstünden laut Stadt nicht, wenn die Figuren beschädigt oder beschmiert werden. In Fulda beispielsweise, wo die Figuren im vergangenen Jahr gestanden hatten, hätte sich der städtische Bauhof um Mängel gekümmert, erklärte Baudezernentin Claudia Koch in der vergangenen Sitzung des Ostausschuss Stadtkern auf Nachfrage eines Ausschussmitgliedes. Lesen Sie auch unseren Kommentar: Angriff auf die Kunstfreiheit Auch in Höxter werde bei kleineren Sachen der Bauhof aktiv. In jedem Falle greife allerdings die Ausstellerversicherung, die für die Alltagsmenschen abgeschlossen worden sei. Anders als Holzminden hat die Stadt Höxter die Figuren übrigens nicht gekauft, sondern der Huxarium-Gartenpark hat sie für die Ausstellung gemietet - das Geld dafür kam von Sponsoren.

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