Chat GPT schreibt Weihnachtspredigt für den Kreis Höxter: Funktioniert das?

Kreis Höxter. Was kann KI? Wo sind ihre Grenzen – auch rechtlich und moralisch? Einsatzfelder in unserer Gesellschaft gibt es mittlerweile viele und immer mehr – aber was ist noch sinnvoll? Und was sollte verboten werden? Auch die Kirche befasst sich mittlerweile mit dem Thema, nicht nur bei Libori in Paderborn in diesem Jahr, sondern auch in Brakel im nächsten Jahr, wenn ab Mitte Februar eine Projektwoche mit Vorträgen, Gottesdiensten, Konzerten, Workshops für Schulklassen und Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene in St. Michael stattfinden soll. Also testet die &bdquo;NW“ Höxter nun mal, was die Künstliche Intelligenz kann – und lässt nachher die Experten drüber schauen, bewerten und einordnen, einen katholischen und einen evangelischen Pfarrer. Aufgabe an Chat GPT: &bdquo;Schreibe eine Predigt zu Weihnachten für Katholiken und Protestanten.“ Das kam nach zwei, drei Sekunden dabei heraus: &bdquo;Liebe Brüder und Schwestern in Christus, heute feiern wir das Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Für uns Katholiken und Protestanten ist Weihnachten ein besonderer Tag, an dem wir die Menschwerdung Gottes feiern und uns daran erinnern, dass Gott in Jesus Christus zu uns gekommen ist, um uns zu erlösen. In der katholischen Tradition wird Weihnachten als das Fest der Liebe und des Friedens gefeiert. Wir erinnern uns an die Geburt Jesu in einem Stall in Bethlehem, wo er als Kind in Armut geboren wurde. Diese Demut und Bescheidenheit Jesu sollten uns daran erinnern, dass es nicht auf äußeren Reichtum und Prunk ankommt, sondern auf die Liebe und Barmherzigkeit, die Jesus für uns gezeigt hat. Auch für die Protestanten ist Weihnachten ein Fest der Freude und Hoffnung. Wir denken an die Verheißungen Gottes, die sich in der Geburt Jesu erfüllt haben. Durch ihn ist uns das Heil geschenkt worden, und wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott immer bei uns ist, auch in schweren Zeiten. Für uns alle ist Weihnachten eine Zeit der Besinnung und des Dankens. Wir danken Gott für sein unendliches Erbarmen und seine Liebe zu uns Menschen. Wir danken ihm dafür, dass er seinen Sohn zu uns gesandt hat, um unsere Sünden zu tragen und uns den Weg zum ewigen Leben zu zeigen. Lasst uns heute gemeinsam feiern und Gott für sein großes Geschenk danken. Lasst uns auch daran denken, dass Weihnachten nicht nur ein Fest des Konsums ist, sondern vor allem ein Fest des Glaubens und der Nächstenliebe. Lasst uns anderen Menschen helfen und ihnen unsere Liebe schenken, so wie Gott es durch die Geburt seines Sohnes für uns getan hat. Möge der Geist von Weihnachten in unseren Herzen lebendig bleiben und uns das ganze Jahr über begleiten. Möge Gottes Segen auf euch ruhen und euch Frieden schenken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete Weihnachten.“ Was sagen die Profis dazu? Das sagt KI, aber was sagen die Profis dazu? &bdquo;Nichts wirklich falsch, aber blutleer. So fürchte ich die Konkurrenz nicht“, sagt Pfarrer Tim Wendorff von der evangelischen Weser-Nethe-Kirchengemeinde, nachdem er die KI-Predigt gelesen hat. &bdquo;Ein Pfarrer darf über alles sprechen nur nicht über (hier, je nach Konfession und örtlicher Tradition eine Zahl zwischen 5 und 45 einsetzen) Minuten. Diese Aufgabe hätte die KI erfüllt: Knappe drei Minuten kurz dürfte diese Chat GPT Weihnachtspredigt etwa sein – mir persönlich wäre das etwas zu wenig“, ergänzt er. Schüleraufsatz mit dem Titel: &bdquo;Was feiern wir Weihnachten“ &bdquo;Für uns Evangelische ist die Predigt das Zentrum des Gottesdienstes. In der Predigt wird das biblische Wort ausgelegt. Da haben wir schon ein Problem mit der vorliegenden KI-Predigt: Es fehlt jeglicher Bezug zur Bibel. Dafür tauchen viele Schlagworte auf, die immer wieder in Predigten vorkommen: (Nächsten-)Liebe und Frieden, Demut, Bescheidenheit, Freude, Hoffnung, Heil, Barmherzigkeit, Glaube, Segen. . . und natürlich soll das Ganze &bdquo;in unseren Herzen“ geschehen.“ Manche Teile klingen für ihn dann eher nach einem Wikipedia-Eintrag oder einem Schüleraufsatz mit dem Titel: &bdquo;Was feiern wir Weihnachten“. Der Ton sei sachlich, erläuternd: &bdquo;Es ist wenig falsch, aber es spricht mich nicht an – und damit wäre der Text für mich als Predigt durchgefallen.“ Denn: &bdquo;Wenn in der Predigt das biblische Wort ausgelegt wird, dann wird es in eine andere Situation hinein übersetzt. Das heißt, die Botschaft, die vor fast 2.000 Jahren aufgeschrieben wurde, um ganz bestimmten Menschen in einer ganz bestimmten Lebenssituation und Weltlage etwas über Gott zu erzählen und sie für den Glauben zu begeistern, wird nun in einer ganz anderen Situation gehört. Was an der Botschaft ist heute noch/wieder/besonders relevant?“ Vielleicht werde nicht für jede und jeden jedes Jahr eine überzeugende, überraschende oder bahnbrechend neue Erkenntnis in den Weihnachtspredigten stecken, &bdquo;aber ich glaube schon, dass die Kolleginnen und Kollegen sich alle viel Mühe geben, mit ihren Predigten einen echten Mehrwert zu schaffen, der über Allgemeinplätze hinausgeht, auch wenn der Anlass alle Jahre wieder der gleiche ist.“ &bdquo;KI-Texte ohne persönliche Note“ Etwas besser trainiert und gezielter gefragt könne eine KI sicherlich bei der Vorbereitung einer Predigt hilfreich sein. Hintergrundinformationen (&bdquo;die wir ja auch nicht immer für jeden Bibeltext parat haben“) zusammenfassen zum Beispiel. Oder passende Liedvorschläge zu einer Predigt generieren. KI-Texte würden aber nie so eine persönliche Note haben wie selbst geschrieben – und das sei doch das, worauf es ankomme: &bdquo;Dass da jemand vorne steht, der oder die das, was er oder sie sagt, authentisch vertritt und mit einem persönlichen Zeugnis untermauert. Eine KI kann (bisher) lediglich aus verschiedenen schriftlich vorliegenden Texten Informationen ziehen und den kleinsten gemeinsamen Nenner zu Papier bringen – und damit alles weglassen, was eine gute Predigt ansprechend oder anstößig, auf jeden Fall aber interessant macht.“ Und genau da – bei dem Persönlichen, bei dem Menschen – setzt auch sein katholischer Kollege aus Warburg, Pfarrer Gerhard Pieper, an: Thema Glaubwürdigkeit des Absenders und seiner Worte, die nur dann beim Empfänger ankommen und damit Emotionen auslösen. &bdquo;Es ist wichtig, dass jemand für einen Text geradesteht, jemand, dem ich Glauben schenken kann“, sagt der Dechant im Kreisgebiet Höxter. Sonst sei die Botschaft schnell vergessen und abgehakt. Und das gelte für alle Akteure – im kirchlichen Kontext wie in der Politik oder in den Medien.

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