Corona, Erkältung und RS-Viren: So krank sind die Menschen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Ob Corona, eine klassische Erkältung oder das RS-Virus: Rund 7,4 Millionen Bundesbürger liegen laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) derzeit flach – und die Grippesaison hat noch nicht einmal begonnen. Auch um den Kreis Höxter macht die Krankheitswelle keinen Bogen. Mit Folgen: Die heimischen Hausärzte sind am Limit, Kitas kämpfen mit dem ohnehin vorhandenen Personalmangel und in den Apotheken fehlt oft ein wichtiges Medikament. Worauf sich die Höxteraner jetzt einstellen müssen und wie sie selbst die Welle brechen können. Hohe Corona-Dunkelziffer Auf den ersten Blick scheint Covid-19 in diesem Winter kaum eine Rolle zu spielen. Die Inzidenz im Kreis liegt bei gerade einmal 10. Die Realität sieht allerdings anders aus. Rund 40 Corona-Patienten kommen täglich allein in die Praxis von Jens Grothues. Der Allgemeinmediziner aus Beverungen schätzt die tatsächliche Inzidenz auf über 2.000 ein. Doch wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Ein Grund: Immer mehr Arztpraxen machen keine eigenen PCR-Tests mehr, sondern vertrauen auf die Selbsttests ihrer Patienten. So auch Grothues. Mit der Folge, dass Corona-Fälle nicht mehr an das Gesundheitsamt gemeldet werden. &bdquo;Das geht nur mit einem PCR“, sagt der Arzt, der auch Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe ist. &bdquo;Aber dafür haben wir einfach keine Zeit. Meine Praxis ist voll.“ Auch, dass laut Inzidenzzahlen des RKI in Höxter vor allem Rentner (80+: 54,8) infiziert sind, stimme so nicht, sagt Grothues. &bdquo;Die Gruppe der 20- bis 55-Jährigen ist am heftigsten betroffen“, sagt er. Hier weist das Dashboard allerdings nur eine offizielle Inzidenz von 6,4 aus. Sorge vor RS-Virus Laut RKI hat zudem die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen längst begonnen. Der Start werde rückwirkend auf die Woche ab dem 20. November datiert, so das Institut in seinem aktuellen Wochenbericht. &bdquo;Auch wir können einen Anstieg des Patientenaufkommens in Bezug auf das RS-Virus beobachten“, sagt Isabell Waschkies von der Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge auf Nachfrage der &bdquo;NW“. So werden derzeit im St. Ansgar Krankenhaus zwei Kinder mit dem RS-Virus stationär behandelt, eines von ihnen ist unter einem Jahr alt. Aber: &bdquo;Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die Lage nicht so dramatisch“, so Waschkies weiter. Ähnlich sieht dies mit Blick auf das Personal aus. Zwar sei es in den vergangenen Wochen immer wieder zu krankheitsbedingten Ausfällen gekommen, &bdquo;die Versorgung von medizinischen Notfällen ist aber selbstverständlich nach wie vor und zu jedem Zeitpunkt sichergestellt“, so die KHWE. Antibiotika fehlt In der Vital-Apotheke von Thomas Rochell ist es voll. Beraten, zuhören und verkaufen und das im Sekundentakt, die Kunden stehen Schlange. Ähnlich wie in Brakel sieht es im Rest des Kreises Höxter aus und wie Supermärkte, Busunternehmen und Co., haben auch sie krankheitsbedingte Ausfälle zu bewältigen. Aber nicht nur das. Noch immer kommt es zu Lieferengpässen. Zwar habe sich die Lage im Vergleich zu 2022 etwas entspannt, doch die Sorgen sind weiter groß. Vor allem Antibiotika fehlt. Aber Dorothee Erbach-Niemann von der Schildkröten-Apotheke in Warburg beruhigt. &bdquo;Es ist nicht alles immer verfügbar, aber wir müssen niemanden wegschicken“, sagt sie. Wichtig sei es, dass sich Kunden nicht auf eine Marke oder Firma fixieren. Alternativen sucht und findet auch Björn Schmidt von der St. Nikolaus Apotheke in Nieheim. Das aber ist mit deutlich mehr Arbeit verbunden. Anders als einige seiner Kollegen sieht er die Engpasslage längst nicht als entschärft an. &bdquo;Das wird auch in naher Zukunft nicht passieren. Der Gesundheitsminister verschließt die Augen vor den Problemen, die wir Apotheker hier vor Ort haben“, sagt Schmidt. Mangel, gebe es laut dem Vorsitzenden der Apotheker-Bezirksgruppe Höxter auch bei Schmerzmitteln, Blutdruck- und Diabetesmedikamenten. Personalnot in Kitas Bisher konnten die in einer &bdquo;NW“-Stichprobe befragten Kitas im Kreis einen Notbetrieb, also kürzere Öffnungszeiten und kurzfristige Schließungen, vermeiden. Die meisten gehen davon aus, dass dies auch so bleiben wird. &bdquo;Wir bedienen uns aus einem Personalpool und können es flexibel einsetzen“, sagt Sandra Elsner von den Städtischen Kitas in Nieheim. &bdquo;Wir haben das Glück, dass, wenn mehrere unserer Erzieher krank sind, oft auch die Kinder krank Zuhause bleiben“, ergänzt Katharina Vieth von der Kita Regenbogen. Allerdings drohen Schließungen weiterhin aufgrund der Unterfinanzierung. &bdquo;Ausfälle haben wir das ganze Jahr über, aber weil wir nur in der Mindestbesetzung arbeiten, ist unser Puffer weg und Krankmeldungen schlagen direkt durch“, sagt Detlef Müller von den katholischen Kitas im Hochstift. Eltern könnten nur sehr kurzfristig informiert werden. &bdquo;Im schlimmsten Fall erst morgens“, sagt Müller. Infektionswelle hat sich angebahnt Bereits für das gesamte Jahr zeigt sich: Die Menschen im Hochstift (zuzüglich Kreis Soest) sind weitaus häufiger krank als in der Vergangenheit. Das geht aus dem Halbjahresbericht der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor. Demnach waren im ersten Halbjahr 2023 23 Prozent mehr Menschen krank, als noch im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Fehltage mit einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) stieg gar um 54 Prozent an. Vor allem jüngere Menschen haben sich weitaus häufiger krankschreiben lassen. Lesen Sie auch: So schätzen Experten die Krankheitswelle in OWL ein &bdquo;Das ist ein Nach-Corona-Phänomen“, sagt Allgemeinmediziner Grothues. Die Bereitschaft, sich krankzumelden, sei größer geworden. Zudem gehen die Menschen weitaus häufiger zum Arzt. &bdquo;Früher blieb man mit einem Schnupfen Zuhause und kurierte sich aus, heute verbinden viele damit Corona und gehen vorsorglich zum Hausarzt“, sagt Grothues. Auch die Einführung der elektronischen AU und die bessere Kontrolle der Krankenkassen habe einen Einfluss auf die Zahlen. Kommt jetzt die Maskenpflicht zurück? Ärzte, Apotheken und die heimischen Krankenhäuser raten dazu, bei Symptomen oder Besuchen in medizinischen Einrichtungen freiwillig eine Maske zu tragen. Zudem sollen sich Patienten mit leichten Symptomen telefonisch krankmelden. Dies ist seit Donnerstag wieder möglich. Auch der Besuch in der Notaufnahme solle abgewägt werden. Im Krankenhaus richtig aufgehoben sind Patienten mit plötzlich aufgetretenen Brustschmerzen, Atemnot, starken Schmerzen im Bauchraum, plötzlichem Bewusstseinsverlust, Lähmungserscheinungen, unklaren Sprachstörungen oder plötzlichem Sehverlust, so das KHWE.

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