Der Starkregen im Kreis Höxter und das große Wasser-Dilemma

Kreis Höxter. Nach dem heftigen Gewitter am Donnerstagabend, das vor allem im Raum Beverungen die Einsatzkräfte der Feuerwehr ins Schwitzen brachte, kamen erst die richtig heftigen Regenmassen. Allerdings waren die im Kreis Höxter höchst unterschiedlich verteilt. So kamen an der offiziellen Messstelle in Warburg-Welda von Mitternacht bis 8 Uhr morgens gerade mal 3,97 Liter pro Quadratmeter runter, an der Hochschule in Höxter waren es schon 15,6 Liter, während es am Klärwerk Nieheim 60,18 Liter waren. Und auch danach regnete es vor allem im Nordkreis noch kräftig weiter. Dass es trotz der hohen Werte im Norden kaum zu Überflutungen oder vollgelaufenen Kellern kam, liegt vor allem am Zeitfaktor. Es habe zwar viel geregnet, aber über ein paar Stunden verteilt, resümiert Nieheims Abwassermeister Günter Blanke im &bdquo;NW“-Gespräch. Damit kamen die Kanäle klar, wurden nicht überlastet. Geholfen hat auch, dass es in den Stunden und Tagen zuvor schon etwas geregnet hatte, und damit der Boden etwas aufnahmefähiger war. Blickt man auf die teils dramatischen Vorhersagen, die auch dazu geführt haben, dass kreisweit die Feuerwehren am späten Donnerstagnachmittag vorsorglich in die Gerätehäuser eingerückt sind, um schneller ausrücken zu können, ist der Kreis Höxter wohl glimpflich davon gekommen. Immerhin lagen Unwetter-Schwerpunkte mit Kassel und Braunschweig nicht weit weg. Immer öfter Dass bedingt durch den Klimawandel immer öfter heftiger Starkregen, Gewitter und Stürme die Region treffen werden, zeichnet sich schon jetzt ab. Dass die Bürger in der Folge auch mit überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern rechnen müssen, zeichnet sich ebenfalls ab. Zumindest manche Überschwemmung ließe sich verhindern, sind sich die Carmen Niggemeyer, Leiterin des Bereichs Abwasser/Trinkwasser in Warburg und Nieheims Abwassermeister Günter Blanke einig. Blanke ist 38 Jahre im Geschäft, hat viel erlebt. &bdquo;Überflutungen hat es immer mal wieder gegeben“, sagt er. &bdquo;Aber die Situation ändert sich.“ Warum nicht einfach größere Kanäle, Pumpstationen und Rückhaltebecken bauen, damit Starkregen schneller abläuft? Rückhaltebecken wurden und werden tatsächlich an verschiedenen Stellen im Kreis Höxter gebaut, bei den Kanälen ist das technisch nicht ganz so einfach. Denn die dürfen für den &bdquo;Alltagsbetrieb“ nicht zu groß dimensioniert sein, erklärt Blanke. Fließt nämlich zu wenig oder gar kein Wasser mehr durch den Kanal, versandet er oder es lagern sich Reste ab, erklärt Kollegin Niggemeyer. Gröberer Schmutz, der abtransportiert werden soll, bleibt liegen. Am Ende kann er sogar verstopfen. Mal zu wenig, mal zu viel Da wird es für die Abwasserwerker sogar zum Problem, dass die Menschen immer mehr Wasser sparen – was sie ja eigentlich auch sollen. Ging man früher davon aus, dass eine Person etwa 120 Liter täglich verbrauchte, sind es heute nur noch 80 Liter, teilweise sogar noch weniger, rechnet Blanke vor. Das muss bei der Dimensionierung von Kanälen einbezogen werden. Ebenso bei den Pumpen – die müssen arbeiten, damit sie nicht kaputt gehen. Lässt sich also gar nichts gegen Überflutungen durch Starkregen tun? Doch, sagt Carmen Niggemeyer. Jeder Hausbesitzer kann das, in dem er Regenwasser bei Starkregen selbst sammelt – in großen Regentonnen oder Zisternen. &bdquo;Dabei wäre natürlich wichtig, dass diese vor solchen Ereignissen nicht voll, sondern rechtzeitig geleert sind“, sagt Carmen Niggemeyer. Eine Wirkung erzielt das natürlich vor allem dann, wenn viele eine solche kleine Regensammlung haben. Die Masse macht’s. Kostet natürlich auch Geld, aber auch Wasserschäden können sehr teuer werden. Auch rät sie: Die Straßensinkkästen – zuständig für die Reinigung ist die Stadt – sollten frei von Zweigen oder Laub sein. Auch darauf könne man achten. Wichtiger Schutz Auch Abwasserwerker Günter Blanke hat ein paar grundsätzlicheTipps. Schutz im Keller bietet natürlich die Rückstauklappe. Übrigens ist nicht nur deren Einbau Pflicht, sondern auch deren regelmäßige jährliche Kontrolle. Überdies sind Hausbesitzer eigentlich auch verpflichtet, die Wasserkanäle auf ihrem Grundstück regelmäßig zu prüfen. Dabei geht es nicht nur um mögliche Verstopfungen, sondern vielmehr auch um die Dichtigkeit. Und da ist bei Starkregen öfter noch das Problem mit den verstopften Straßeneinläufen und Gullydeckeln. Die werden in der Regel zweimal jährlich kontrolliert. Nur besonders neuralgische Einläufe bekommen öfter Besuch vom Team des Nieheimer Abwasserwerks. Dafür, dass das Wasser grundsätzlich gut ablaufen kann, ist der Straßenbaulastträger zuständig, weiß Mike Knauer, Geschäftsführer der Stadtentwässerung Höxter. Schwierig wird es besonders dann, wenn Äste und Laub, die der Sturm erst Minuten vorher von den Bäumen geweht hat, den Gullydeckel verstopfen. So war das beispielsweise am 26. August, als nach Starkregen und Hagel die Straßen in Höxter überflutet waren – auch weil Wasser aus der Kanalisation nach oben gedrückt hatte. Der Vorfall damals und der Gewitterregen jetzt seien aber nicht vergleichbar gewesen, betont Knauer. &bdquo;Dieses mal fiel nicht ganz so viel Regen auf einmal“, weiß er. Auch sei der Boden nicht ganz so trocken gewesen, weil es bereits vorher geregnet habe. Dadurch habe das Wasser besser versickern können, mit der Folge, dass weniger Wasser in den Kanälen lande. Grundsätzlich würden die Regeln, die die Kanalgröße vorgeben, auch regelmäßig angepasst. Aber: &bdquo;Wir können auch nicht für jedes Unwetterereignis einen passenden Kanal bauen.“ Sprich: Irgendwann ist ein Punkt erreicht, auf den sich sinnvollerweise niemand mehr vorbereiten kann.

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