Hochwasserschutz beginnt auf dem Acker – dieser Bielefelder Bauer hat eine besondere Idee

Bielefeld. Starkregen – und die Folgen: Wohl jeder denkt an vollgelaufene Keller, an Regenrückhaltebecken, leistungsstarke Kanäle. Und die Landwirtschaft? Sie wird dabei eher selten erwähnt. Doch auch hier ist Starkregen ein Thema, ein Problem. Für Bauern und auch für Bürger.Rauschen Dutzende Liter pro Stunde auf einen Quadratmeter, sind Böden überfordert, wird Wasser nicht mehr aufgenommen. &bdquo;In der Landwirtschaft heißt das, dass schnell der Oberboden weggespült wird“, sagt Sven Nadolny von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft. Zwischen 10 und 40 Zentimeter ist der wertvolle Mutterboden dick, in Bielefelds Süden dünner, im Norden dicker. Weggespülter Boden ist auch ein guter Wasserspeicher Wird er weggespült, hat das viele Folgen. Eine: Angrenzende Straßen, Wege, Gärten, Häuser werden verschmutzt. Eine weitere: Der wertvolle Boden ist verloren gegangen, es dauert viele Jahre, bis er sich erneuert hat – Nahrungsmittel können hier nicht mehr erzeugt werden. Und noch eine Folge: &bdquo;Dieser Boden speichert weitaus mehr Wasser als der darunter liegende – er ist also auch wichtig für den Hochwasserschutz“, sagt Nadolny. Landwirt Bernd Upmeier zu Belzen erklärt: &bdquo;Ohne viel Wurzelwerk und bei blank liegendem Boden ist das Problem schnell da.“ Wasser wird nicht abgebremst, strömt ungehindert bergab. Deshalb haben er und Upmeier zu Belzen, unterstützt von der Verbraucherzentrale, dem Ernährungsrat und der IHK, einen Antrag für den Klimabeirat am Mittwoch, 11. Juni, (17 Uhr), geschrieben. Thema: Auf elf Hektar, also der Fläche von elf Fußballfeldern, soll ausprobiert werden, wie die Folgen des Klimawandels vor Ort abgemildert werden können. Zwei bis drei Musterflächen soll es auf zwei Hektar Land geben, weitere fünf Hektar sollen begrünt werden – Stichwörter sind hier Blüh- und Bejagungsschneisen, Wildäcker und Ackergrasflächen. Und auf vier Hektar soll im sogenannten Vorgewende blühendes Saatgut genutzt werden.Bedeutet: Auf den Flächen, wo der Landwirt mit seinen Maschinen wendet (Vorgewende), soll auf Erträge verzichtet werden und die verdichteten, meist schlechter nutzbaren 12 bis 30 Meter anders als gewohnt bepflanzt werden. So, dass Wasser hier nicht fließt, sondern gestoppt wird und besser versickern kann. Quer zur Hanglage können Schutzstreifen helfen Auf Flächen, die durch ihre Neigung Bereiche haben, die gerne verschlammen und wo sich Wasser staut, könnten Gräser spürbar dafür sorgen, dass es keine Erosion gibt, sondern das Wasser in den Boden eindringt. Upmeier zu Belzen: &bdquo;Eine Grasnarbe hält immer der Erosion besser stand.“ Quer zur Hanglage könnten auch Blüh- oder Grasstreifen entstehen, um wie Querriegel herabfließende Wassermengen abzubremsen und zu verringern. Um diese Ideen auszuprobieren, hofft Upmeier zu Belzen auf Zustimmung zum Antrag, der von der Stiftung mit 7.200 Euro unterstützt werden würde, sodass aus öffentlichen Mitteln für den dreijährigen Testlauf noch 33.100 Euro benötigt würden – ab 2026. So schützen Sie Ihr Haus vor Starkregen: Infos Zwar hat die Landwirtschaftskammer bereits einen Erosionsberater, doch der sitzt in Brakel bei Höxter und ist für riesige Gebiete zuständig, kann das alles alleine nicht schaffen. Deshalb setzen Upmeier zu Belzen und Nadolny auf Entlastung – und ganz konkrete Projekte in Bielefeld. Nadolny: &bdquo;Ich hoffe, dass sichtbare Flächen, erlebbare Flächen dazu führen, dass wir ins Gespräch kommen und ich als Berater dann weitere Agrarförderungen aufzeigen kann, sodass schnell aus elf Hektar weitaus mehr werden könnten.“ Starkregen: 2023 und 2024 als mahnende Jahre Die Notwendigkeit sei gegeben, sagt Bauer Upmeier zu Belzen – und verweist auf Starkregenereignisse in Bielefeld wie jene im Dezember 2023 und im August 2024. Nadolny berichtet von weggespülten Böden in Ubbedissen, Brake, Jöllenbeck und Großdornberg. Es werde nicht über Zukunftsmusik geredet, das Problem sei bereits da, jetzt sei es an der Zeit, gefährdete Flächen über Begrünungen zu sichern. In Bielefeld. Das sei weitaus praxisnäher als sich gegen den weltweiten Klimawandel zu stemmen, sagt Upmeier zu Belzen. Karten zum Thema Hochwasserschutz: Infos Er hofft auf die Zustimmung des Klimabeirates; danach würden dann Landwirte gesucht, die passende Flächen hätten. &bdquo;Der Landwirt muss sehen, dass wir eine Lösung anbieten, nur so gewinnen wir ihn.“ Nadolny: &bdquo;Ich kann dann beraten ... also welches Saatgut nimmt man, zu welchen Terminen, wo gibt es gute Beispiele in der Praxis.“ Er wirbt für das Projekt, denn: &bdquo;Es ist auch Artenschutz, es fördert Biodiversität.“ Mehr Infos zur Stiftung: www.kulturlandschaft.nrw Mehr Infos zur Sitzung: https://anwendungen.bielefeld.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=41111

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