Die Macht der Bilder: Forum Anja Niedringhaus in Höxter ist eröffnet

Höxter. An einem der dunkelsten Orte habe er sie das erste Mal getroffen – 2003 in Bagdad. &bdquo;Sie hat ein Licht dorthin gebracht.“ In einem Land, das sie liebte und von wo sie berichten wollte, von dem sie niemand habe stoppen können, habe er sie das letzte Mal getroffen und gesprochen, mit ihr gelacht: Und dann verzweifelt versucht, die telefonisch zu erreichen, Anja Niedringhaus war tot. Es war der 4. April 2014. Die gebürtige Höxteranerin, als Fotografin weltweit unterwegs und ausgezeichnet, war tot. Erschossen. Es waren die emotionalsten Momente dieser Eröffnung des ihr gewidmeten Anja-Niedringhaus-Forums in ihrer Geburtsstadt Höxter, mit denen ihr Kollege Muhammed Muheisen die Herzen der Zuhörer erreichte und bewegte: Der 42-Jährige, selbst als weltweit angesehner Fotograf Pulitzer-Preisträger, ist Mitglied im Beirat des Forums und Kurator der Ausstellung, die mit der Einweihung des Hauses eröffnet wurde (&bdquo;eine Ehre“). &bdquo;The Power of Facts“ mit &bdquo;ikonischen Bildern“ von Anja Niedringhaus. Er nennt sie &bdquo;Freundin“, &bdquo;Kollegin und vor allem der netteste Mensch und die beste Geschichtenerzählerin, deren Mission es war, den Menschen, die sie fotografiert hat, gerecht zu werden.“ Es war eine Feierstunde mit 130 geladenen regionalen und internationalen Gästen, mit Erinnerungen und Dankesworten, wie sie Höxter so noch nicht erlebt hat. Bürgermeister Daniel Hartmann brachte es auf drei kurze Begriffe: &bdquo;Starkes Gebäude – starke Frau – starke Botschaft“. NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach sprach von der &bdquo;Wahrhaftigkeit“, der &bdquo;Macht der Bilder“ und &bdquo;Verantwortung“ des Fotografen bei der Auswahl des richtigen Bildes. Sie machte deutlich, dass man angesichts der Kriege in der Ukraine und im Sudan damit gerade aktuell wie nie sei. Erschreckenderweise. Ministerin hebt Arbeit des FAN hervor Schon 2017 hätten die Ideen für die Konzeption des Forums begonnen. Sie sei dankbar, dass dieses Projekt nun realisiert sei. &bdquo;Sie haben da etwas richtig Gutes auf den Weg gebracht“, wandte sich die Ministerin unter Applaus an die Mitglieder des Vereins für journalistische und künstlerische Fotografie um Vorsitzende Christine Longère. Und sie appellierte an die Besucher: Ein gutes Foto brauche den Moment, die Zeit des Auslösens der Kamera – aber auch den Moment, die Zeit des Betrachters: &bdquo;Aufklären, wachrütteln, einordnen, wahrhaftig sein.“ Deshalb sei diese Arbeit, sei dieses neue Forum so wichtig. Das machte auch Antonia Rados deutlich. Ihre Berichte aus Kriegs- und Krisengebieten in aller Welt machten die vielfach ausgezeichnete österreichische Fernsehjournalistin zu einer der bekanntesten Auslandskorrespondentinnen des deutschsprachigen Fernsehens. &bdquo;Die Fronten sind überall – Aus dem Alltag der Kriegsreportage“, hatte sie ihre klaren Worte überschrieben. Mit denen sie versuchte, die Motivation derjenigen in Worte zu fassen, die das friedliche Höxter, das friedliche Deutschland verlassen, um von &bdquo;denn schlimmsten Orten der Welt“ zu berichten. Kriegsberichterstattung hat einen Grund &bdquo;Kriegsberichterstattung ist kein Hobby, nichts, was man aus Langeweile tut.“ Kriegsberichterstattung habe einen Grund: Informationen und Bilder zu sammeln und zu verbreiten, so dass die Menschen auch hier eine Idee von Krieg und Armut im 21. Jahrhundert bekämen. Dafür sei es richtig und wichtig, nahe dran zu sein. Aus der Distanz, aus dem Hotelzimmer sei das nicht möglich. Und das bedeute: &bdquo;Der Reporter muss Augenzeuge sein.“ Das wiederum heiße: Risiken auf sich nehmen. Gerade heute sei dies wichtiger als zuvor in Zeiten von Propaganda, Social-Media-Kanälen, die von Unbekannten gefüttert würden, oder der Militär-Maschinerie. Es sei wert, diese Risiken einzugehen. Denn ohne Risiko gebe es keine Freiheit, ohne das Hingucken – wie es auch Anja Niedringhaus machte – werde viel weniger von dem bekannt werden, was dort geschehe. &bdquo;Wollen wir das?“

Meistgelesen