Mit Fotos Geschichte dokumentiert: Erinnerungen an Anja Niedringhaus zum 60. Geburtstag

Höxter. Ein Junge, der auf einer Anhöhe oberhalb von Kabul einen Drachen steigen lässt. Ein Vater, der mit seinen fünf Kindern auf dem Motorrad in einen Park in Kandahar fährt. Eine verschleierte Frau in der Altstadt von Kabul, die ihr Neugeborenes in eine Stoffbahn ihrer Burka hüllt. Es sind Bilder aus Afghanistan. Bilder der Fotografin Anja Niedringhaus, die im Gedächtnis bleiben. Sie dokumentieren Leben in einer von brutalen Konflikten gebeutelten Umgebung. Am 12. Oktober 1965 wurde Anja Niedringhaus in Höxter geboren, an diesem Sonntag wäre sie 60 Jahre alt geworden. Ihr Leben endete am 4. April 2014 in Banda Khel in der Provinz Chost am Vortag der Präsidentschaftswahl in Afghanistan. Sie starb an der Seite ihrer Kollegin und engen Freundin Kathy Gannon, als ein afghanischer Polizeioffizier sich die Kalaschnikow eines in der Nähe stehenden Soldaten griff und 27 Kugeln abfeuerte auf die beiden Frauen in dem Konvoi, den er bewachen sollte. Kathy Gannon leidet bis heute an den schweren Verletzungen, die sie erlitt. Anja Niedringhaus war sofort tot. Anja Niedringhaus aus Höxter verstand sich als Zeitzeugin &bdquo;Das Vermächtnis eines jeden Fotografen ist seine Fähigkeit, den Moment einzufangen, Geschichte aufzuzeichnen“, war sich Anja Niedringhaus bewusst. Ihr ist das, wie nur wenigen, gelungen. Seit 1990 war sie im Einsatz in Kriegs- und Krisengebieten in aller Welt, zunächst für die European Pressphoto Agency (EPA), seit 2002 für die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Sie berichtete vom Balkan und aus dem Mittleren Osten, aus dem Gazastreifen, aus Israel, Kuwait, der Türkei, dem Irak und immer wieder Afghanistan, aber auch von politischen und sportlichen Großereignissen, dem G-8-Gipfel in Genf, dem Olympischen Spielen in Athen. Auch lesenswert: Wie das Land NRW die Höxteraner Fotografin Anja Niedringhaus ehrt Ihr Anliegen war, die Aufmerksamkeit der Welt auf das Leid, aber auch den Überlebenswillen der Opfer von Kriegen und Konflikten zu lenken. Sie verstand sich als Zeitzeugin: &bdquo;Ich mache meinen Job, um den Mut der Menschen mit meiner Kamera und meinem Herzen zu dokumentieren.“ Deutsche erhält Anja-Niedringhaus-Preis für Mut Ihren Einsatz als Augenzeugin der Geschichte bezahlte sie mit dem Leben. Ihr Name ist einer von mehr als 2.000 auf den Stelen der Gedenkstätte für ermordete Journalisten im französischen Bayeux. 38 Namen sind bisher in diesem Jahr hinzugekommen. In einem ihrer letzten Interviews sagte Anja Niedringhaus 2014: &bdquo;Wir glauben im Westen immer noch, dass man Frieden mit Militär und Waffen herstellen kann. Aber damit erreicht man nichts. Ich bin zur größten Pazifistin geworden, seit ich in diesen Gebieten arbeite. Mit Panzern löst man keine Probleme.“ Diese Mahnung klingt heute aktueller denn je. Erinnerungen: &bdquo;Saß direkt vor ihr“: Kollege von Anja Niedringhaus erinnert sich an Todesschüsse Sie ist ein Vorbild für junge Fotografen. &bdquo;Anja Niedringhaus hat mich sehr inspiriert, ich habe viel über sie gelesen, bevor ich das erste Mal nach Afghanistan gereist bin“, sagt Johanna-Maria Fritz, die in diesem Jahr für ihre Aufnahmen aus der Ukraine als erste deutsche Fotografin den Anja-Niedringhaus-Preis für Mut im Fotojournalismus erhält. Erinnerungen an Fotografin von internationaler Bedeutung aus Höxter Anja Niedringhaus bleibt unvergessen, auch in ihrer Geburtsstadt Höxter, in der sie aufwuchs, zur Schule ging und erste journalistische Erfahrungen sammelte. Ihr Grab auf dem Friedhof am Wall und das Forum Anja Niedringhaus im Tillyhaus in der Westerbachstraße sind Orte des Gedenkens an eine außergewöhnliche Frau und eine Fotografin von internationaler Bedeutung. Passend dazu: Die Macht der Bilder: Forum Anja Niedringhaus in Höxter ist eröffnet

Meistgelesen