Mit dem Auto zum "Nachhaltigkeitscampus": Studierende kritisieren Busverkehr

Höxter. Studierende in Höxter sind aufs Auto angewiesen. Das ging bereits aus der Pressemitteilung zur Mobilitätsbefragung der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) von vergangenem November hervor. Wie die "NW" berichtete, kritisieren Studierende in der Befragung an allen drei Standorten der TH OWL - Lemgo, Detmold und Höxter - die Betriebszeiten, Taktzeiten und Fahrtzeiten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region. Für den Kreis Höxter können das auch Dennis Ansorge und Eike Edinger vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der TH OWL in Höxter bestätigen. Zwar habe sich die Situation des Nahverkehrs in der Stadt Höxter mit Einführung des Holibris für Studierende deutlich verbessert, es sei allerdings nach wie vor schwierig, aus umliegenden Ortschaften mit öffentlichen Verkehrsmitteln überhaupt nach Höxter zu kommen, wie die beiden berichten. Und dabei geht es nicht nur um Ortschaften, die am anderen Ende des Kreises liegen. "Wenn man beispielsweise in Bosseborn oder Amelunxen wohnt, braucht man schon ein Auto, um passend zur Uni zu kommen", sagt Eike Edinger. Ein Blick auf die Online-Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn bestätigt das: Wer mit dem Bus von Bosseborn nach Höxter möchte, muss in Lütmarsen umsteigen. Wer morgens fährt, ist mit einer 20-minütigen Fahrtzeit noch gut bedient. Nachmittags kann die Fahrt, inklusive Umsteigezeit, aber schon mal eine Stunde dauern. Hinzu kommt, dass keine der Verbindungen uhrzeittechnisch kompatibel mit den Vorlesungszeiten der Studierenden ist. Nicht nur die Strecken, auch die Taktung ist ein Thema Edinger selbst wohnt in Höxter und hat dieses Problem nicht. Er kann aber trotzdem aus Erfahrung sprechen. "Vor Corona hatte ich einen Job in Löwendorf. Um dort hinzukommen, musste ich einen Rufbus bestellen und dann nochmal in einen anderen Bus umsteigen. Das war immer total aufwendig", berichtet der 35-Jährige. Studierende, die weder Bafög noch finanzielle Unterstützung der Eltern bekommen, sind auf Nebenjobs angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zahlen zu können - ein besseres Nahverkehrsangebot im Kreis sei den Asta-Mitgliedern zufolge auch deshalb wünschenswert. Nicht nur die Streckenabdeckung, auch die Taktzeiten des öffentlichen Nahverkehrs kritisieren die Studierenden. So berichtet eine weitere Studentin aus Holzminden: "Von Höxter fährt jede Stunde jeweils ein Bus und eine Bahn nach Holzminden. Die Abfahrtszeit zwischen denen unterscheidet sich nur um ein paar Minuten. Wenn ich die also verpasse, muss ich teilweise eine Stunde auf die nächste Verbindung warten. Und das bei Wind und Wetter ohne Unterstellmöglichkeiten am Bahnhof." Wegen dieser Erfahrungen nutzen viele der circa 900 Studierenden in Höxter täglich ein Auto, um zur TH zu kommen - der Standort, der bei der TH OWL als "Nachhaltigkeitscampus" bezeichnet wird. Der Parkplatz sei immer voll, wie Dennis Ansorge, Pressereferent des Asta, berichtet. "Da fragen sich viele Kommilitonen, wieso sie überhaupt das Semesterticket zahlen", sagt er. Das Semesterticket ist eine Fahrkarte, mit dem Studierende in Höxter den öffentlichen Nahverkehr in ganz NRW nutzen können. Mit circa 210 Euro macht es den Asta-Mitgliedern zufolge den größten Teil des Semesterbeitrags, den Studierende halbjährlich zahlen müssen, aus. Wer sich vom Beitrag für das Semesterticket befreien lassen will, muss beweisen, dass er das Ticket nicht nutzt, was ein hoher bürokratischer Aufwand ist. Noch keine Gespräche zwischen Hochschule und Kreis In der Pressemitteilung der TH OWL vom vergangenen November hieß es mitunter, dass aus den Befragungsergebnissen im nächsten Schritt Verbesserungspotenziale und Maßnahmen abgeleitet würden. Auf Anfrage der "Neuen Westfälischen" sagte ein Sprecher der TH OWL kürzlich, dass die Hochschule auf Basis der Mobilitätsbefragung Strategien erarbeiten wolle, "die sich an allen drei Standorten vor allem auf die Bereiche E-Lade-Stationen sowie ÖPNV-Anbindung beziehen und eng mit den jeweiligen Städten sowie den betreffenden Kreisen Lippe und Höxter abgestimmt werden." Bisher sei aber noch keine Strategie erarbeitet worden. Yvonne-Christin Knepper-Bartel, Vizepräsidentin für Lehre und Nachhaltigkeit an der TH OWL und federführend für die Mobilitätsbefragung, ergänzt, dass es seit Veröffentlichung der Ergebnisse keine Gespräche zwischen der Hochschule und dem Kreis Höxter in Bezug auf die Mobilitätsbefragung gegeben habe. Dies sei aber für die Zukunft geplant. In diesem Zuge wolle die TH einen Nachhaltigkeitsmanager einstellen, der sich neben der Mobilitätsbefragung mit allen Angelegenheiten rundum das Thema Nachhaltigkeit an der Hochschule befassen soll. Die Stellenausschreibung werde laut Knepper-Bartel bald veröffentlicht. Eike Edinger und Dennis Ansorge würden sich wünschen, dass Studierende der TH OWL in die Gespräche zwischen der Hochschule und dem Kreis mit einbezogen werden. Nur so könne die bestmögliche Lösung gefunden werden.

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