Betrugsmasche am Telefon: Schockanrufer im Kreis Höxter werden immer dreister

Kreis Höxter. Schockanrufer werden immer perfider in ihren Methoden. Das kann selbst Höxters Landrat Michael Stickeln aus ganz persönlicher Erfahrung berichten. Denn seine Mutter erhielt wie so viele auch einen Anruf dreister Betrüger. Ihre Tochter habe einen schweren Verkehrsunfall gehabt und brauche nun dringend Geld für die Kaution. Eine typische Masche, die in diesem Fall sehr schnell aufflog – weil Michael Stickeln zwar einen Bruder, aber keine Schwester hat. Stickelns Mutter legte sofort auf. Richtig reagiert, sagt Peter Hentschel, Leiter der Direktion Kriminalität im Kreis Höxter. Er kennt das Vorgehen der Betrüger und warnt davor, dass diese ihre Methoden immer mehr perfektionieren. Längst werden nicht mehr nur gutgläubige ältere Senioren Opfer von Betrugsanrufen, deren Bandbreite immer größer wird. Auch gut gebildete Mittvierziger fallen darauf herein, werden um tausende Euro gebracht. Und die Betrugsanrufe werden immer mehr – kaum einer im Kreis Höxter, der nicht von einem solchen Telefonat in der Bekanntschaft oder Verwandtschaft zu berichten weiß. Auflegen ist richtig, auch wenn es dann für die Polizei kaum einen Ermittlungsansatz gibt. Denn wer sich erst einmal auf ein Gespräch einlässt, komme immer schwieriger aus der Spirale heraus, werde psychologisch unter Druck gesetzt, berichtet Hentschel. Gerade wenn ein angeblicher tödlicher Unfall vorgegaukelt wird, ist man sofort in einer emotionalen Ausnahmesituation. Alle werden zu "bösen Menschen" Manche Betrugsgespräche gehen über Stunden, manchmal rufen die Täter mehrfach an und beginnen beispielsweise Rollenspiele zwischen falschen &bdquo;Polizisten“ und &bdquo;Staatsanwälten“, wenn es angeblich darum geht, Geld und Schmuck vor erfundenen Gangstern in Sicherheit zu bringen. Dann wird der Spieß umgedreht und die wirklichen Gesetzeshüter diffamiert und zu Kriminellen abgestempelt. &bdquo;Oft wird auch erzählt, dass sogar die Familienangehörigen mit drin stecken und zu den Bösen gehören.“ In dieser Situation trauen die Opfer von Betrugsanrufen nicht einmal mehr ihren nächsten Verwandten. &bdquo;Dann ist es fast unmöglich, noch an sie heranzukommen“, sagt Hentschel. Die Geschädigten werden um viel Geld oder Schmuck gebracht. Es zurückzubekommen, schier chancenlos. Deshalb sind im Kreis Höxter auch die Bankmitarbeiter sensibilisiert, wenn beispielsweise Senioren plötzlich höhere Geldbeträge abheben. Doch auch ihnen trauen die Opfer in solchen Situationen längst nicht mehr. Täter kaum zu fassen Den Tätern habhaft zu werden, ist für die Polizei im Kreis Höxter kaum möglich. Denn die sitzen oft im Ausland, rufen mit gefälschten Nummern an. Wenn mal ein Erfolg gelingt, dann nur nach sehr intensiver, oft länderübergreifender Ermittlungsarbeit. Die Kriminellen fühlen sich sehr sicher. Ihre Dreistigkeit geht bisweilen sogar so weit, dass sie bei erfolglosen Betrugsversuchen die Angerufenen fragen, was sie falsch gemacht haben, berichtet Hentschel. Nur, um es beim nächsten Mal noch ausgefeilter zu machen. Weil die Polizei auf Täterseite nicht viel machen kann, setzt sie im Kreis Höxter vor allem auf intensive Prävention und Aufklärung, um die Betrügereien von vornherein zu vermeiden. Deshalb wird sie nicht müde, immer wieder auf die vielen verschiedenen Maschen öffentlich hinzuweisen. Und sie bittet Angehörige, im Familienkreis das Thema immer wieder anzusprechen. Wer Bescheid weiß, schützt sich. Die wichtigsten Tipps Einen unbekannten Menschen niemals in die eigenen vier Wände, aber auch bei Häusern mit mehreren Wohnungen nie in den Hausflur lassen. Unbekannten am Telefon niemals Auskünfte über Geld geben und im Zweifel einfach auflegen. &bdquo;Die Polizei wird sie niemals am Telefon nach persönlichen Wertsachen oder PIN-Nummern fragen“, betont Hentschel. Nie Geld an unbekannte Personen übergeben. Verdächtige Anrufe, Fahrzeuge oder Personen sofort der Polizei melden. Menschen mit eher traditionellen Namen oder kurzen, älteren Telefonnummern werden gezielt von Betrügern angerufen, weil diese hinter dem Namen Senioren vermuten. Wer deswegen regelmäßig Betrugsanrufe bekommt, sollte über einen Nummernwechsel nachdenken und sich aus dem Telefonbuch austragen lassen. Wer seinen Namen im Telefonbuch stehen lassen möchte, sollte statt des vollen Vornamens nur ein Kürzel verwenden.

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