E-Auto-Gefahr nach Unfällen: Die Lösung der Feuerwehr im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Es sind Horrorvorstellungen, die sich rund um Unfälle mit Elektroautos in vielen Köpfen festgesetzt haben. Beispielsweise, dass sie besonders schnell und intensiv brennen oder komplett unter Strom stehen und damit auch zum Problem für die helfende Freiwillige Feuerwehr werden. Der neue Kreisbrandmeister Stefan Nostitz beruhigt – auch wenn es natürlich Gefahren gibt. Vor allem hinterher. Die Gefahren infolge eines schweren Unfalls mit E-Autos schätzt Nostitz nicht größer als bei herkömmlichen Benzinern oder Dieselfahrzeugen. Sonst dürften sie nicht auf unseren Straßen fahren. So trennen sich in der Regel bei einem Unfall die Hochvoltsysteme sofort automatisch von der Batterie ab, damit das Auto nicht unter Strom steht. Und auch mit Blick auf die Brandgefahr stellen die vielen brennbaren Kunststoffteile eines Autos aus Sicht von Feuerwehrexperten eine viel größere Gefahr dar als die Batterie. Ein grundsätzlich höheres Brandrisiko gibt es nicht, erklärte auch der ADAC nach zahlreichen Crashtests. Gerät ein E-Auto aber doch in Brand, ist der Löschvorgang nicht ganz so einfach. Denn es braucht wesentlich mehr Wasser, um die Batterie entsprechend herunterzukühlen, um die Reaktion, die zum Brand führt, schließlich zu unterbinden. Die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren schätzt, dass es beim E-Auto auch schon mal 10.000 Liter sein können, während beim Benziner oft 500 Liter reichen. Den deutlich größeren Löschwasserbedarf bei E-Auto-Bränden bestätigt auch Stefan Nostitz. Trotzdem versuche die Feuerwehr beim Löschen, sparsam mit dem Wasser zu sein. Denn des besteht die Gefahr, dass das Löschwasser kontaminiert wird und dann aufwendig und teuer entsorgt werden muss. Deutlich mehr Aufwand Deutlich aufwendiger ist auch der Abtransport eines beschädigten E-Autos. Denn einfach wie bisher auf einen Abschlepper laden geht nicht mehr. Grund ist die Brandgefahr, die von den möglicherweise beschädigten Batterien auch viele Stunden nach dem Unfall noch ausgehen kann. In der Vergangenheit wurden bei den Feuerwehren verschiedene Konzepte ausprobiert: Beispielsweise, dass Auto in eine spezielle Löschdecke einzupacken, die dann eine Brandausbreitung verhindert. Im Kreis Höxter hat man sich für eine andere Variante entschieden. Die Container-Lösung Denn hier hat das Rimbecker Kranunternehmen Hartinger schon lange den Auftrag, von der Polizei für die Unfallursachenermittlung beschlagnahmte Fahrzeuge abzutransportieren und sicherzustellen. Das geschieht in der Regel bei sehr schweren Unfällen. Wie Burkhard Hartinger berichtet, hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr einen Container umbauen lassen, in dem E-Autos transportiert werden können. Jüngst war der Container bei einem Unfall auf der Bundesstraße 252 bei Steinheim im Einsatz, als ein Renault Twizzy, ein kleiner E-Zweisitzer, mit einem Nissan Pick-up frontal zusammenstieß. Anders als beispielsweise in Düsseldorf wird er nicht generell mit Wasser befüllt. Gelöscht wird nur, wenn der Wagen tatsächlich brennt – von der Feuerwehr. Weil die Brandgefahr durch beschädigte Batterien in den ersten 100 Stunden am größten ist, wie Stefan Nostitz berichtet, müssen die E-Wagen eine entsprechende Zeit im Container unter Beobachtung bleiben. Anschaffung eines Spezialanhängers verworfen Stefan Nostitz spricht von einer guten und praktikablen Lösung, die für die zehn Städte gefunden wurde. Er sieht den Kreis Höxter gut aufgestellt für die aktuelle Entwicklung. Der Nachbarlandkreis Holzminden geht übrigens einen anderen Weg, der im Kreis Höxter ebenfalls geprüft, unter anderem aber auch aus Kostengründen verworfen wurde. In Holzminden soll von der Kreisfeuerwehrbereitschaft für knapp 120.000 Euro ein Spezialanhänger, ein sogenannter &bdquo;Müller Safety Trailer“, angeschafft werden. Das hat der dortige Kreisausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, wie Kreissprecher Peter Drews berichtet. Der Anhänger stellt sicher, dass havarierte Elektrofahrzeuge sicher geborgen und durch das Fluten des Trailers die Antriebsbatterien abgekühlt werden können. Daneben können in dem Anhänger auch noch 17.000 Liter Löschwasser für Wald- und Vegetationsbrände gespeichert werden. Im Umgang mit den Besonderheiten des E-Autos werden die Feuerwehrmänner- und frauen im Kreis Höxter übrigens speziell geschult, berichtet Kreisbrandmeister Stefan Nostitz. Das Thema sei unter anderem Teil der Truppmann-Ausbildung und werde auch bei anderen Schulungen immer wieder angesprochen.

Meistgelesen