Vorsitz bei den Landfrauen: Gaby Beckmann aus Nieheim hat keine Wahl

Eversen/Kreis Höxter. &bdquo;Wir Landfrauen sind keineswegs nur fürs Kaffeetrinken da“, sagt Gaby Beckmann im durchaus selbstbewussten Ton – und die rührige Everserin muss es schließlich wissen: Seit 13 Jahren ist sie Vorsitzende des Kreisverbandes Höxter-Warburg, gehört dem Kreisvorstand bereits seit 1986 an. Vieles hat sie dabei erlebt – von Gesprächen mit Wirtschaft und Politik zum Erhalt der Warburger Zuckerfabrik bis zur Tour mit 50 Landfrauen an Bord der Aida. Nun gibt sie ihr Amt als Vorsitzende der rund 1.550 Landfrauen im Kreis Höxter ab – weil sie muss. Denn eine Satzungsvorgabe bestimmt: Jede Landfrau darf ihr Amt maximal zwölf Jahre inne haben. Weil die Wahlen im vergangenen Jahr coronabedingt ausgefallen sind, kann Beckmann nun schon 13 Jahre als Vorsitzende des Kreisverbandes zählen – nun aber wird am morgigen Mittwoch ein neuer Vorstand gewählt. Die 64-jährige Everserin darf dabei nicht mehr antreten – und nimmt das, wenn auch mit etwas Wehmut, so hin. &bdquo;Es ist eben so – und es ist einst ja auch durchaus mit Bedacht so festgelegt worden“, sagt sie. Jeder neue Vorstand könne neue Ideen einbringen, neue Impulse setzen und womöglich neue Wege finden. Keine alten Zöpfe Nebenbei: Auch ab einem Alter von 67 Jahren können sich die Landfrauen laut Satzung nicht mehr wählen lassen. &bdquo;Da sind wir vielen in der Politik voraus“, so Beckmann schmunzelnd. Und: &bdquo;Damit wollen wir zeigen, dass wir uns ständig erneuern und nicht an alten Zöpfen hängen“. Es war einst ihre Schwiegermutter, die Beckmann mit zu den Landfrauen nahm. &bdquo;Da gehste jetzt mit hin“, habe sie gesagt – und Beckmann startete im Verband mit der Ausbildung zur &bdquo;ländlichen Hauswirtschafterin“. &bdquo;Diese Ausbildung konnte man damals absolvieren, wenn man fünf Jahre lang verheiratet war und einen Haushalt mit mindestens vier Personen führte“, erinnert sich die Everserin. So stieg sie einst in die Landfrauenarbeit ein und wurde schnell Teil des Kreisvorstandes – als Jüngste. Schon immer habe Beckmann das Zusammengehörigkeitsgefühl der Landfrauen geschätzt – es sei ein Netzwerk, das für alle Lebenslagen einstehen kann. Und: &bdquo;Ein Netzwerk, das Frauen eine starke Stimme gibt“. Kontinuierlich, sogar in den schwierigen Corona-Jahren, wachse im Kreis Höxter die Anzahl der Mitglieder. Allein 2022 sind dem engagierten Verband 80 neue Frauen beigetreten, so Beckmann. Viele Mitglieder wichtig Warum das so wichtig ist? &bdquo;Wir brauchen mitgliederstarke Frauenverbände, damit die Interessen der Frauen auch weiterhin in der Politik und in der Gesellschaft deutlich wahrgenommen werden“, betont die 64-Jährige. &bdquo;Es waren ja einst ganz mutige Frauen, die für die Rechte der Frauen eingestanden sind – und das muss auch unbedingt bewahrt bleiben“, sagt Beckmann weiter. Durften sich anfangs nur Frauen, die auf landwirtschaftlichen Höfen lebten, zu den Landfrauen zählen, öffnete sich der Verband in den 70er Jahren dann doch für alle interessierten Bürgerinnen – überparteilich und unabhängig von der Religion. &bdquo;Zu uns kann jede Frau kommen, die sich in eine aktive Gemeinschaft einbringen möchte“, sagt Beckmann. Immer wieder werde sie von interessierten Frauen gefragt, ob es eines eigenen Huhns, einer Ziege oder eines Schafs auf dem häuslichen Rasen bedürfe, um Mitglied der Landfrauen werden zu können. Aber nein, so etwas brauche es als Voraussetzung nicht. &bdquo;Wir sind offen für jede Frau aus dem ländlichen Raum“, so die Everserin. Im Fokus der angebotenen Veranstaltungen, ob kreisweit oder landesweit, stehe oft die Weiterbildung – schließlich ist der Landfrauenverband auch einst als Bildungsträger für Frauen im ländlichen Raum gegründet worden. &bdquo;Auch heute noch sind wir Landfrauen hier einer der größten Bildungsanbieter“, sagt Beckmann. Stets gehe man schnell mit den neuesten Entwicklungen mit, habe auch die Digitalisierung voll im Fokus. Viel Herzblut &bdquo;Ich habe viel Herzblut in dieses Amt hineingelegt – und bin mit meinen Aufgaben gewachsen, bin stark geworden“, sagt Beckmann mit Blick auf die vergangenen 13 Jahre als Kreisverbandsvorsitzende. Und: &bdquo;Was ich mir heute zu sagen erlaube, hätte ich früher nicht gewagt“, ist sie sich sicher. Lachend denkt Beckmann dabei auch an eine Versammlung der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer zurück, bei der sie für die Landfrauen sprach – und &bdquo;die Worte dann spontan einfach so heraussprudelten“: Sie habe dem damaligen Umweltminister Johannes Remmel ordentlich &bdquo;den Kopf gewaschen“, wie sie sagt. Damit verlieh sie dem Gefühl Ausdruck, dass der Grünen-Politiker mit seiner Politik die hiesigen Betriebe benachteilige. &bdquo;Sie machen uns kaputt!“, wandte sie sich 2016 ganz deutlich an den Minister. Für die Landfrauen des Kreisverbandes Höxter-Warburg steht nun ein Umbruch an: Denn nicht nur Beckmann beendet ihre Vorstandsarbeit, auch ihre Stellvertreterinnen Karin Schröder aus Lüchtringen sowie Monika Aufenanger aus Natzungen werden sich nicht wieder zur Wahl stellen. Morgen Abend soll in der Landwirtschaftskammer in Brakel nun ein neues Team gefunden werden. Die offizielle Übergabe der Ämter wird dann anlässlich des Kreislandfrauentages am 24. Februar stattfinden. Balance halten Für das neue Vorstandsteam gilt es dann, eine gute Balance zwischen den verschiedenen Generationen innerhalb des Verbandes zu finden und zu halten. &bdquo;Frauen jeden Alters muss eine Stimme gegeben werden“, sagt Beckmann. Ein wichtiges Zeichen für die Offenheit des Verbandes sei auch bereits die Gründung einer ganz jungen Landfrauengruppe im vergangenen Jahr gewesen (die &bdquo;Neue Westfälische“ berichtete). Beckmann selbst könne es sich noch gar nicht vorstellen, wie künftig ihre Zeit ohne den Landfrauen-Vorsitz sein wird. &bdquo;Vielleicht fahre ich erstmal ein paar Tage zu meiner Tochter Barbara nach Mannheim, um etwas abzuschalten“, sagt sie. Um ihren Hof in Eversen kümmert sich indes ihre Tochter Katharina – denn die Beckmanns haben den Hof bereits an sie übertragen. Eine Entwicklung, die in der ganzen Landwirtschaft zu beobachten sei: &bdquo;Immer mehr Frauen agieren dort als Betriebsführerinnen“, betont Beckmann stolz. Und eine große Aufgabe wird die 64-Jährige für die Landfrauen im Kreis Höxter in den kommenden Monaten noch weiter intensiv verfolgen und übernehmen: Beckmann organisiert den Beitrag der Landfrauen – gemeinsam mit Naturschützern und Jägern – bei der Landesgartenschau 2023 in Höxter. Gemeinsam gestalten die Naturliebhaber auf dem Gelände der Gartenschau eine Wiese und bieten an den Wochenenden spezielle Info-Veranstaltungen für die Gäste an.

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